Der Fahrradclub hat sich wieder an den Regierungspräsidenten gewandt.

Renningen - Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Renningen hat sich erneut mit einem Schreiben an den Stuttgarter Regierungspräsidenten für Tempo 30 in der Malmsheimer Ortsmitte stark gemacht. Der Verein will Johannes Schmalzl davon überzeugen, dass das Verkehrsamt des Kreises, angesiedelt im Böblinger Landratsamt, mit seiner kritischen Sicht auf eine mögliche Tempo 30-Regelung falsch liegt – Schmalzs Behörde ist dem Landratsamt übergeordnet.

 

In dem Schreiben an den Regierungspräsidenten kritisiert der Renninger ADFC, dass das Landratsamt sage, es lägen keine Kriterien für eine Geschwindigkeitsbegrenzung vor. „Aber in vielen anderen Kommunen, in denen es Tempo 30 auf Kreis-, Landes- und Bundesstraßen gibt, sind die Gründe auch nicht stichhaltiger“, heißt es in dem Schreiben. Das lasse sich vor allem in der näheren Umgebung feststellen – in Leonberg, Rutesheim oder auch demnächst in Mönsheim.

Der Fahrradclub stellt auch in Frage, ob die geplante „optische“ Einengung der Hauptverkehrsstraße „realistisch betrachtet“ zu einer geringeren Geschwindigkeit führe. Und auch der Argumentation des Landratsamtes, ausreichend breite Gehwege seien vorhanden, will der Renninger Ableger des deutschen Fahrradclubs nicht folgen. „Auf der östlichen Seite der Calwer Straße ist schon seit Jahrzehnten ein unzureichend breiter Gehweg für das Parken freigegeben und nur eingeschränkt passierbar“, schreiben die Vereinsvertreter. Die Situation werde sich zwar nach dem Umbau der Ortsmitte verbessern. Aber: „Der Gehweg wird noch immer keinen einschlägigen Empfehlungen entsprechen, insbesondere wegen zusätzlicher Einengungen durch geöffnete Fahrzeugtüren und Abfalltonnen.“

Der Anteil des Schwerverkehrs in Malmsheim sei sehr hoch, ein Tempolimit würde die Attraktivität des Renninger Teilortes für die Brummifahrer senken; auch stellt der ADFC den Geschwindigkeitsmessungen des Landratsamtes aktuelle, im Schnitt höhere Messwerte entgegen. Und: „Noch nicht bewertet wurde die Tatsache, dass 400 Malmsheimer Schüler in Renningen zur Schule gehen, viele davon kommen mit dem Rad.“ Sie bedürften besonderen Schutzes. „Wir fühlen, dass unsere Forderung nach Tempo 30 mehr denn je gerechtfertigt ist“, schließen die ADFC-Vertreter.

Die Tempo-30-Diskussion für den Teilort Malmsheim tobt schon seit Längerem. Man hofft in der Stadt – so auch in weiten Teilen der Kommunalpolitik –, dass der zweite Bauabschnitt der Malmsheimer Ortskernsanierung die gewünschte Geschwindigkeitsbegrenzung bringt. Irgendwann im nächsten Jahr soll der Teilort weiter verschönert und umgebaut werden.

Die Gehwege sollen auf mindestens einen Meter verbreitert, die Durchfahrtsstraßen enger werden. Neben der erhofften Temporeduzierung soll ein Fahrbahnteiler bei der Kirche den Verkehr sicherer machen, zudem ist eine Abbiegemöglichkeit für Radfahrer in die Bachstraße angedacht. Roland Bratfisch von der Verkehrsbehörde des Landratsamtes Böblingen hatte kürzlich gegenüber unserer Zeitung betont, man sehe derzeit keine Notwendigkeit, zusätzlich eine Temporeduzierung einzurichten. Er verwies auf Vor-Ort-Termine mit allen beteiligten Behörden. So bald die Malmsheimer Ortsmitte weiter umgebaut worden sei, werde das Verkehrsamt die Situation selbstverständlich neu bewerten.