Jugendliche aus Renningen, Mennecy und Occhiobello überprüfen ihre Klischees.

Renningen - Sie lieben Pizza und Mozzarella, sagen die jungen Franzosen aus Mennecy über die Italiener, sie haben schon von Leonardo da Vinci, Venedig und dem guten italienischen Eis gehört. Das nennen auch die Renninger Jugendlichen, wenn sie nach typischen Klischees gefragt werden, die sie mit Italien verbinden. Dazu noch das späte Essen, die Mafia und das schnelle Sprechen und – last but not least – die Unpünktlichkeit. Und es sind nicht nur deutsche und französische Jugendliche, die diese Eigenschaft mit Italien verbinden. Die Kids aus Occhiobello nennen diese selbst: „Arrivano in ritardo“ heißt es auf einem Arbeitspapier zum Thema Italien.

 

Ein „Speed dating“ unter dem Motto „Klischee und Wirklichkeit“ sollte zum gegenseitigen Kennenlernen und Aussprechen von Vorurteilen, Meinungen und Klischees über die jeweils anderen dienen. Dazu wurde im Bürgerhaus eifrig gehirnt und diskutiert. Und dies alles mithilfe von mehreren Übersetzerinnen, denn kaum jemand der rund 40 Jugendlichen beherrschte die Sprache des jeweils anderen.

Treffen ist eine Premiere

Das gemeinsame Treffen in Renningen war eine Premiere: Neben den 18 Mitgliedern des Jugendgemeinderats aus Renningen zwischen 13 und 17 Jahren nahmen acht Jugendliche aus der Partnerstadt Occhiobello teil, die in ihrem Ort in einem Gremium mit 16 Mitgliedern die Interessen der Schüler von der dritten bis zur neunten Klasse vertreten. Ihr Vorsitzender wird auch „kleiner Bürgermeister“ genannt. Aus der Partnerstadt Mennecy waren 14 Jugendliche gekommen. Im dortigen „Conseil Municipal des enfants“ sitzen 20 Schüler zwischen zehn und zwölf Jahren.

Der Renninger Bürgermeister Wolfgang Faißt hatte die Veranstaltung angeregt, wie er sagte. Die Jugendlichen seien zwar alle schon einmal in Renningen gewesen, aber nie gleichzeitig. So konnten der Jugendgemeinderat und sein Vorsitzender Konrad Krämer auf die Unterstützung der Stadtverwaltung bauen. Um den besonderen Charakter der Veranstaltung hervorzuheben, unterzeichneten drei Jugendliche der drei Städte eine Partnerschaftsurkunde. Man wolle an gemeinsamen Projekten und an einer interkulturellen Freundschaft arbeiten sowie sich für ein offenes, gelebtes Europa engagieren.

Zuvor hatten sich die Jugendgruppen vorgestellt. Die italienische Delegation schilderte recht ausführlich, was junge Italiener über Themen wie Mode, Autos, Sport, Kino und Musik denken. Die französischen Jugendlichen luden dazu ein, den gemeinsamen Austausch in Mennecy fortzusetzen. Konrad Krämer drückte aus, was wohl viele im Saal dachten: „Es ist einfach unglaublich, dass junge Räte aus den drei Ländern hier zusammensitzen.“ Das zeige, dass Städtepartnerschaften nicht nur für Erwachsene da seien.

Frieden, offene Grenzen und Toleranz

Beim Austausch in gemischten Kleingruppen machten sich allerdings die Sprachbarrieren und auch das recht unterschiedliche Alter der Teilnehmer bemerkbar. Das Thema „Was verbindet ihr mit Europa, was wünscht ihr euch, und was gefällt euch nicht“ war vor allem für die Jüngeren eher schwierig. Frieden, offene Grenzen und Toleranz wurden häufig genannt.

Etwas mehr sprudelten die Gedanken bei den Vorstellungen über die anderen Nationen: Zu Frankreich fielen Dinge wie etwa Croissant, Käse und Baguette ein, zu Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit gesellten sich Liebe, Mode und „Schneckenesser“. Bei den Klischees über die Deutschen nannten Italiener und Franzosen unter anderem Pünktlichkeit, Höflichkeit, Bier, Wurst und Sauerkraut, laute Sprache mit unaussprechlichen Wörtern und – übereinstimmend – „Sandalen mit Socken.“