D
as zweite Repaircafé in der Strohgäustadt Ditzingen ist seit Donnerstag in Betrieb. Die Bürgerstiftung sieht keine Konkurrenz zu ihrer eigenen Einrichtung.

Ditzingen - Das Bügeleisen mit aufgescheuertem Kabel, der Staubsauer, der nicht mehr saugt, der CD-Player, der nicht mehr spielt – alles typische Fälle. Oder der 20 Zentimeter hohe Weihnachtsmann mit rotem Mantel, der früher mal tanzen und singen konnte. Auch schon dagewesen im Ditzinger Repaircafé in der Konrad-Kocher-Schule. Das sind auch typische Fälle für das neue Repaircafé. Dies hat am Donnerstag im Stadtteil Heimerdingen unter dem Namen Reparatur-Treff zum ersten Mal geöffnet – und Dutzende Besucher gelockt. Nur, dass als Kuriosität kein Weihnachtsmann auftauchte – sondern ein uralter kiloschwerer Bürolocher.

 

Um 15 Uhr wurden die Türen im katholischen Gemeindehaus geöffnet – und Minuten später war der Saal voll. Mit Menschen, die in Taschen und Kartons daherbrachten, was im Haushalt nicht mehr ganz in Ordnung war. Minuten später sind alle acht Reparaturplätze belegt. Peter nimmt sich eines Staubsaugers an. Manfred und Gerhard – etliche aus dem Team wollen ihre Familiennamen nicht publizieren – kümmern sich um das Kofferradio Marimba von Blaupunkt aus den Sechzigern: Bei zwei Sicherungen piepst das Messgerät, bei der dritten bleibt es stumm – kaputt.

Katholische Kirche stellt den Raum

Zwei der acht Gründer des ReparaturTreffs kommen aus dem Ditzinger Repaircafé. „Aus Heimerdingen sind kaum Leute gekommen, das war zu beschwerlich“, haben sie herausgefunden. Also suchten sie Gleichgesinnte und gründeten mit Unterstützung der katholischen Gemeinde den Heimerdinger Treff. Der öffnet bis zum Jahresende jeden dritten Donnerstag im Monat. Der Ortsvorsteher Fritz Hämmerle ist da; er freut sich über die Initiative und den großen Andrang, setzt sich mit einem Kaffee dazu. Ein weiterer sozialer Treffpunkt im Stadtteil sei wichtig, meint er.

Ein ergänzendes Angebot

Ruth Romanowski-Steger von der Bürgerstiftung, Trägerin des Ditzinger Repaircafés, sieht den Heimerdinger Reparatur-treff nicht als Konkurrenz. „Im Gegenteil, es ist ein ergänzendes Angebot.“ Menschen aus Heimerdingen hätten es jetzt einfacher, defekte Dinge repariert zu bekommen. Hinter dem Angebot eines Repaircafés würde mehreres stecken: Zuerst die Ressourcenschonung – dass nicht bei kleinsten Defekten ein neues Gerät gekauft werden muss, das mit großem Aufwand hergestellt wurde. Ein Repaircafé stärke auch das Bewusstsein für die Nachhaltigkeit. In etwa der Hälfte der Fälle hätten die Experten Erfolg, berichtet Ruth Romanowski-Steger. Es werden keine Reparaturkosten erhoben, Spenden sind gerne gesehen. So kamen im vergangenen Jahr 1000 Euro zusammen – welche die Bürgerstiftung dem Strohgäuladen gegeben hat. Der Pelzmärte hat nach dem Besuch in der Schule übrigens wieder tanzen können. Die Stimme aber blieb ihm versagt. Und der Locher in Heimerdingen? Der locht Dank weniger Tropfen Spezialspray wie am ersten Tag.