Wer einmal den Pulposalat in dem portugiesischen Wirtshaus probiert hat, kommt garantiert wieder. Am Lärmpegel wird noch gearbeitet.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Donnerstagabend - und die Stimmung ist ausgelassen wie bei einer portugiesischen Familienfeier. Wie schafft man es in wenigen Wochen, so viel Leben in ein neues Lokal zu bringen? "Die Stammgäste meinen, der Stadtteil hätte dringend ein solches Restaurant gebraucht", sagt Stefanie Mehling. Die 32-Jährige ist "megaglücklich", nach einem Abstecher an die Bayerische Akademie für Fernsehen wieder in der Gastronomie zu arbeiten. Stuttgarter Szenegänger kennen sie bestens aus dem Mata Hari, das sie fünf Jahre lang geführt hat. Ihr guter Ruf hat ihr beim Neustart geholfen. Und portugiesische Restaurants gibt es ja auch nicht gerade an jeder Ecke in der Stadt.

 

In der Reinsburgstraße sitzt man bei gedämpftem Licht an dunklen Holztischen, die mehrfach mit Bootslack gestrichen wurden. Die weißen Tischdecken der italienischen Vorgänger sind verschwunden, die Lampen und das Mosaikbild an der Theke ebenfalls. Rustikal-bodenständig geht es im Beja zu, der Lärmpegel ist ziemlich hoch. "Als ich die Räume sah, wusste ich in der ersten Sekunde: da will ich rein", sagt Stefanie Mehling. Trotzdem ist das Wirtshaus an der Ecke viel mehr als ein weiteres Projekt in ihrer Karriere als Gastronomin. Sie hat sich einen persönlichen Traum erfüllt. "Ich bin in Beja geboren worden und meine Eltern haben die schönste Zeit ihres Lebens dort verbracht", erzählt sie. Auf ihren Reisen durch Portugal hat sie viele Rezepte gesammelt. Und wie es der Zufall so wollte, fand sie den perfekten Partner für ihr Lokal: Szenekoch Thomas Labusch hatte zufällig Zeit und stieg mit ein.

Wer gerne Neues probiert, ist im Beja richtig

Die beiden interpretieren die portugiesische Küche auf sehr kreative Art. Wer hat schon einmal Kaninchen mit Weintrauben in Weißwein-Thymian-Sauce und mit Kartoffeln (11,50 Euro) gegessen? Früchte und Fleisch harmonieren hervorragend. Sehr fein schmeckt der Pulposalat (8 Euro) mit Sellerie- und Möhrenstückchen, die zarten Tintenfischscheiben zergehen auf der Zunge. Zu den Stockfischkroketten (3,80 Euro) wird eine scharfe Mojo Rojo gereicht. Schnell spricht sich an diesem Abend herum, wie köstlich die Kaninchenleber auf Crostini (3 Euro) von der Tageskarte ist. Vor allem wer gerne Neues probiert, ist im Beja richtig. Einige Hauptgerichte werden auch als halbe Portion in kleinen Tonschälchen angeboten. Wichtig zu wissen: die meisten Speisen sind durchaus pikant gewürzt, auch der Fischeintopf Cataplana (16 Euro) mit Muscheln, Garnelen und Fischstücken. Zum Durstlöschen empfiehlt sich eine große Karaffe Holunderschorle (5 Euro).

Stefanie Mehling hat noch viele Ideen. Kürzlich hat sie große Kupfertöpfe in Portugal bestellt, damit mehrere Leute zusammen Cataplana essen können. Und eines verspricht sie: sie will Absorber besorgen, damit der Lärmpegel etwas sinkt. Denn so sehr die Gäste die Lebendigkeit des Ortes zu schätzen wissen - sie würden sich gern in Zimmerlautstärke unterhalten können.

Portugiesisches Wirtshaus Beja, Reinsburgstraße 102, 70197 Stuttgart, Telefon 0711/6152694, www.beja-stuttgart.de.

Geöffnet: Montag bis Donnerstag und Sonntag jeweils von 17 bis 1 Uhr, Freitag und Samstag von 17Uhr bis 2 Uhr.

Die Bewertung

Küche: ****

Service: ***

Ambiente: ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.