Beim Party-Griechen Cavos wird bald wieder auf den Tischen getanzt. Aber nur geimpfte oder genesene Gäste dürfen mitfeiern. Denn dann fällt die Maskenpflicht im ganzen Restaurant. Auch andere Lokale setzen auf die 2G-Regel – und werden von Impfgegnern beschimpft.

Böblingen: Kathrin Haasis (kat)

Stuttgart - Beim Stuttgarter Party-Griechen Cavos soll es von Freitag, 29. Oktober, an zugehen wie vor der Pandemie: Im gesamten Lokal müssen keine Masken getragen werden. Hiki Shikano Ohlenmacher hat sich für die 2-G-Regel entschieden. Nur geimpfte und genesene Gäste dürfen in das Lokal in der Innenstadt. Der Cavos-Betreiber hat im Prinzip auf diesen Moment gewartet, den die neueste Coronaverordnung des Landes nun ermöglicht. Als er die Entscheidung auf Facebook verkündete, wurde ihm sofort empfohlen, die Kommentarfunktion abzustellen. Doch der 48-Jährige nimmt die Beschimpfungen von Impfgegnern gelassen auf: „Ich bin mir sicher, wir machen keinen Cent weniger Umsatz, eher im Gegenteil.“

 

Todesdrohung nach der Umstellung

Für Hiki Shikano Ohlenmacher ist die Entscheidung auch ein Zeichen der Solidarität mit dem neuen Restaurant Malo. Dessen Betreiber Matthias und Lorenz Grohe haben vorigen Samstag auf die 2-G-Regel umgestellt und wurden daraufhin im Internet sogar mit dem Tod bedroht. Es sei gut zu wissen, dass ihre Lokalbrauerei in Freudenstadt aus Holz sei, deutete einer der Schreiber eine Brandstiftung an. Auf der Suchmaschine Google hagelte es außerdem einige schlechte Bewertungen. „Ich habe es echt satt, der Blitzableiter der Politik zu sein“, konterte daraufhin Matthias Grohe in Facebook. Er wolle den Gästen keine Vorschriften machen. Aber die Gastronomie werde und könne ohne 2G nicht überleben, erklärte er.

Ein halbes Dutzend Lokale haben in Stuttgart den Schritt gewagt. Der Pionier war Bernd Kreis mit seiner High-Fidelity-Bar, der bereits im September keine ungeimpften Besucher mehr bewirtete. Von allen anderen Gästen habe er nur Lob erhalten, berichtet er. Ochs’n Willi folgte, wobei gegen Vorlage eines negativen Tests in großen Fässern außerhalb des Restaurants Platz genommen werden kann. Die Vaihinger Kneipe Maulwurf hat gleich am 15. Oktober mit der neuen Coronaverordnung die 2-G-Regel eingeführt: „Das hat Vorteile: Es macht alles für alle ein bisschen sicherer, und – Trommelwirbel – die Gäste dürfen sich ab sofort ohne Maske im Maulwurf bewegen!“, heißt es im Internet. „Super!“ kommentierten die einen, während die anderen dem Lokal die Spaltung der Gesellschaft vorwerfen und die Wirksamkeit der Corona-Impfung anzweifeln.

Auch im Club Kowalski reicht vom Wochenende an ein PCR-Tests nicht mehr, um eingelassen zu werden. Dazu gab es 26 „Gefällt mir“-Klicks von dem jüngeren Ausgehpublikum und keinen einzigen Kommentar.

Ein Gefühl von Normalität als Belohnung

„Viele Gastronomen trauen sich nicht“, vermutet Lorenz Grohe vom Malo wegen der oft extrem negativen Reaktionen im Internet. Aber er und sein Vater hätten auch viele positive Botschaften bekommen, betont er. Belohnt werden würden sie und ihre Gäste darüber hinaus mit einem Gefühl von Normalität. Er hofft noch auf die Befreiung von der Maskenpflicht für das geimpfte Personal. Dass viele das Restaurant nun meiden, glaubt auch Lorenz Grohe nicht, weil die Impfquote mittlerweile recht hoch sei. Am Wochenende mussten von 300 Besuchern nur zwei Gruppen wegen fehlender Impfungen weggeschickt werden.

Ursprünglich hatte Hiki Shikano Ohlenmacher beim Gesundheitsamt eine Sondergenehmigung fürs Tanzen beantragt, um die 3Gs umsetzen zu können. Das Cavos verfügt über die dazu notwendige Belüftungsanlage mitsamt der medizinisch zugelassen Virenfilter. Doch mit der neuen Möglichkeit zog er seinen Antrag zurück. Denn was viele nicht wüssten: Zwar dürfen alle ohne Mund- und Nasenschutz auf der Tanzfläche sein, jedoch nicht beim Gang zur Toilette. Und daran würde sich wahrscheinlich keiner halten, was ein Kontrollproblem zur Folge hat. Das Cavos ist ein Hybrid aus Restaurant und Club: Am Wochenende wird nach dem Essen stets auf den Tischen getanzt. Unter den bisherigen Regeln hatte es sich nicht gelohnt, das Lokal zu öffnen. Im vergangenen Sommer machte es jedenfalls keinen Gewinn, weil die Party ausfallen musste.

„Die ungeimpften schreien zwar lauter“, sagt Hiki Shikano Ohlenmacher, „aber ich bin mir sicher, dass es für alle anderen Gäste viel attraktiver mit der 2-G-Regel ist.“ Der Gastronom geht davon aus, dass deshalb in den kommenden Wochen noch mehr Kollegen auf den Zug aufspringen werden.