Er wolle etwas Gutes bieten, sagt Hasan­ Geray, der das Lokal an der Katharinenstraße übernommen hat. Seinem Anspruch wird das Lokal Carafe in der Stuttgarter Altstadt aber noch nicht gerecht.

Stuttgart - Schon so mancher Gastronom hat sich in den vergangenen Jahren in dem schönen Gründerzeithaus am Rande der Altstadt versucht. Am längsten hielt sich bisher das französisch geprägte Irma la Douce, die Nachfolger Smøgen (skandinavisch) und Brust oder Keule (schwäbisch mit französischen Anklängen) gaben bald wieder auf. Nachdem das Lokal in der Katharinenstraße einige Monate leer stand, tritt nun Hasan Geray mit dem Carafe und mediterraner Küche an.

 

„Ein harter Kampf“

Er komme aus der Gastronomie, erzählt der charmante Gastgeber. In Tübingen, wo er einen Weinhandel und Feinkostladen betreibt, sei er schon seit 25 Jahren ansässig. Ihm und den Inhabern, seiner Frau Seyda Geray und Yurdun Külköylü, sei aber bewusst, dass sie „in Stuttgart ein Niemand“ sind: „Hier müssen wir erst bekannt werden. Ein harter Kampf“, so Geray. Der umso härter wird, wenn – wie am Testabend – Personal ausfällt. Er wolle „etwas Gutes bieten“, betont Geray, der im Carafe für die Küche verantwortlich zeichnet: „Sie haben aber leider einen Katastrophentag erwischt“, entschuldigt er sich bei einem anschließenden Telefonat. Der Kellner sei krank geworden, die Küchenhilfe im Service eingesprungen, er selbst habe Küche und Gäste gleichzeitig betreuen müssen. So erklärt sich mancher Fauxpas.

Das Lokal ist ein Schmuckstück

Klar ist: Das Restaurant ist weiterhin ein Schmuckstück. Das Ambiente mit Holzvertäfelungen, Weinregalen, Lederstühlen und weiß eingedeckten Tischen eignet sich für das Geschäftsessen genauso wie fürs romantische Abendessen. In einer stilvollen Umgebung erwartet der Gast aber auch entsprechenden Service und eine gehobene Küchenleistung. Die Karte ist angenehm klein gehalten, jeweils fünf Vorspeisen und Hauptgerichte sowie zwei Desserts, die an diesem Abend wenig inspiriert klingen: Eis und Obst. Wir entscheiden uns für Spargel-Mango-Salat (14,50 Euro) – fruchtig-frisch, doch ohne Spargel serviert. Auf Reklamation wird dieser nachgereicht. Der Vorspeisenteller (14,50 Euro) ist mit einem Klecks Auberginensalat, etwas gebratenem grünem Spargel, zwei Mini-Zucchini, Paprikastreifen und Sardellenfilets zwar nicht üppig aber solide bestückt.

Das Lamm kommt rustikal daher

Es folgen Oktopus (25 Euro), der in dünne Scheiben aufgeschnitten und auf Wunsch ohne Staudensellerie, aber auch ohne den angekündigten Salat puristisch auf den Tisch kommt, sowie deftiges, rustikales Milchlamm mit Gemüse (29 Euro), das dem Anspruch und den happigen Preisen im Carafe nicht gerecht wird, sondern eher in eine kleine Strandtaverne passen würde. Da einiges übrig bleibt, besteht Geray darauf, das Gericht nicht zu berechnen. Eine faire Geste.

Beim Telefonat verteidigt Geray seine Preise: Er habe nur hochwertige Produkte im Angebot. Stimmt schon, auch was die Weine betrifft. Daher geben wir dem Lokal demnächst vielleicht eine zweite Chance und besuchen es privat.

Die Bewertung:

Küche zwei von fünf Sternen

Service zwei von fünf Sternen

Ambiente vier von fünf Sternen