Wer trotz Corona-Angst die Messe besuchte, konnte bei der 20. Ausgabe der Retro Classics wieder einige automobile Besonderheiten erleben. Wir haben die Bilder.

Stuttgart - „Preis auf Anfrage“ steht auf einem Schild vor einem Porsche 356 Carrera, Baujahr 1956. Ein großer, golden glänzender Pokal vor dem Schmuckstück am Stand eines Spezialhändlers für Porsche-Klassiker zeichnet das Fahrzeug als eines der schönsten auf der diesjährigen Retro Classics aus. Nichts für den kleinen Geldbeutel also. Trotzdem, sagt Christoph Schlagenhauf, einer der Geschäftsführer des Dotternhausener Unternehmens, gab es einige Interessenten für diese mehrere hunderttausend Euro teure Preziose.

 

Am Stand des Händlers in Halle 1 der Stuttgarter Messe ist der Andrang am Samstag überschaubar. „Es ist viel weniger los als in den letzten Jahren“, sagt Schlagenhauf. Auch in den Gängen zwischen den Ausstellungshallen herrscht am Wochenende alles andere als drangvolle Enge. Beim Allgemeinen Motorradsportclub Leonberg, der in diesem Jahr historische Schweizer Motorradmarken zeigt, die auch Zweirradliebhaber nicht alle Tage zu Gesicht bekommen, hat es einige Besucherabsagen gegeben. „Aus der Schweiz sind einige angekündigte Besuchergruppen nicht angereist“, sagt Thomas Schmid, der im Verein für Oldtimer zuständig ist.

Die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus hat offenkundig nicht wenige im letzten Moment davon abgehalten, die Messe zu besuchen. Die offiziellen Besucherzahlen will der Veranstalter der Retro Classics erst am Montag bekanntgeben. An allen Messetagen war Reinigungspersonal in den Hallen und Gängen unterwegs, um Türklinken und die Handläufe der Rolltreppen zu desinfizieren. An den Ein- und Ausgängen zur Messe waren zahlreiche Spender mit Desinfektionsmittel aufgestellt, um die Hände zu reinigen.

Rund 4000 historische Fahrzeuge wurden gezeigt

Dennoch: Wer trotz Corona-Angst die Messe besuchte, konnte bei der 20. Ausgabe der Retro Classics wieder einige automobile Besonderheiten erleben. So in Halle 10, wo 18 Exponate seltener Avions Voisin-Oldtimer gezeigt wurden. Von den in nur geringer Stückzahl zwischen 1919 und 1939 gebauten Fahrzeugen des französischen Konstrukteurs Gabriel Voisin gibt es heute weltweit nur noch rund 240 Exemplare. Eines davon gehört Pierre Michel Aubert, der seinen C 11 Duc von 1927, den er auf der Messe präsentiert, einst in einer Bauernhofscheune entdeckt hatte. „Ich bin seitdem schon 12 000 Kilometer mit dem Auto gefahren“, sagt der Franzose.

Hingucker ganz anderer Art sind die wuchtigen Lanz-Bulldogs mit Glühkopf-Motoren, die in Halle 8 die Bulldog- und Schlepperfreunde Baden-Württemberg auffahren. Die robusten ein- oder zweizylindrigen Landmaschinen konnten praktisch mit jedem brennbaren Treibstoff fahren. Dazu musste der Motor mit einer Laterne per Hand auf 300 bis 350 Grad vorgeglüht werden, wie das Vereinsmitglied Peter Feucht am Samstag Interessierten erklärt. Mit Glühkopfmotoren, die ursprünglich in England entwickelt wurde, fuhren Schlepper bis in die 1950er-Jahre.

Insgesamt wurden auf der Retro Classics rund 4000 historische Fahrzeuge gezeigt. Die Messe gilt als die weltweit größte Messe ihrer Art.