Unser Politik-Redakteur Knut Krohn hat von der Rettung des Höhlenforschers in der Riesending-Höhle bei Berchtesgaden berichtet. Um möglichst nah dran zu sein, ist er auf den Berg geklettert.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Berchtesgaden - Mein erster Gedanke: Das wird keine normale Dienstreise. Da liegt ein Mann schwer verletzt in einer einen Kilometer tiefen Höhle – und das auf einem unwegsamen Hochplateau, mitten in den Berchtesgadener Alpen. Das allein ist für einen Journalisten eine interessante Geschichte. Dass der Forscher Mitglied in einem Bad Cannstatter Verein ist, machte die Sache für die Stuttgarter Zeitung natürlich noch interessanter. Also: Sachen einpacken und los geht es in Richtung Berchtesgaden. Doch was mitnehmen – außer der Zahnbürste? Wanderschuhe natürlich, zur Sicherheit auch die festeren Bergstiefel, dann noch die Ausrüstung mit Helm, Klettergurt, Seil und Klettersteigset – man kann ja nie wissen.

 
Redakteur Knut Krohn. Foto: kkr
In Berchtesgaden angekommen, herrscht bei der Bergwacht große Ratlosigkeit. Niemand weiß, wie es dem Verunglückten geht. Immer wieder fliegen Hubschrauber auf den fast 2000 Meter hohen Untersberg, wo die Höhle liegt. In dieser Situation stellt sich die nächste Frage: soll ich mich auf die wenigen Informationen verlassen, die ich auf den Pressekonferenzen bekommen oder selbst auf den Berg? Die Entscheidung ist schnell gefällt. Am nächsten Tag mache ich mich auf den Weg in Richtung Höhle.

Dort muss die Riesending-Karsthöhle sein!

Auf der Karte wird deutlich: der kürzeste Weg verläuft über einen den Hochthron-Klettersteig. Nach knapp über zwei Stunden Aufstieg durch den Wald und über ein Geröllfeld ist der Einstieg erreicht. Nun liegen fast 400 Meter Felswand vor mir. Heiß ist es und die Zeit drängt. Durchatmen. Nicht hetzten, wer hetzt macht Fehler, die in dieser Situation fatal sein könnten. Knapp über eine Stunde hänge ich in der Wand in der sengenden Sonne. Oben angekommen macht sich Enttäuschung breit: Wo ist die Höhle? Auf dem mit Felsen und Krüppelkiefern übersäten Hochplateau ist nichts zu sehen. In diesem Augenblick fliegt knatternd ein Hubschrauber in Richtung Untersberg, drosselt die Geschwindigkeit und schwebt schließlich über einer Stelle, nicht weit von mir entfernt. Die Lucke öffnet sich und eine Kiste wird aus dem Helikopter an einer Winde herunter gelassen. Glück gehabt: dort muss die inzwischen Deutschlandweit bekannte Riesending-Karsthöhle sein.

Die Höhle selbst ist ein ziemlich unspektakuläres Loch. Am Rand haben die Helfer ein kleines Biwak eingerichtet. Die Zeit reicht nur für ein kurzes Gespräch mit den Männern, dann kommt der nächste Hubschrauber angeflogen, um Rettungsmaterial zu bringen. Ich mache mich auf den Rückweg, da ich bis zum Abend die Geschichte schreiben muss. Im Tal noch schnell im Feuerwehrhaus von Berchtesgaden die neuesten Infos geholt, Geschichte geschrieben und nach Stuttgart geschickt.