Nashörner in Afrika sind durch Wilderer vom Aussterben bedroht. Britische Wissenschaftler wollen den Schwarzmarkt für Rinozeros-Horn mit einem Imitat überschwemmen und so Wilderer arbeitslos machen.

Johannesburg - Den noch verbliebenen rund 28 000 Nashörnern dieser Welt scheint sich ein Silberstreif am Horizont zu öffnen. Wissenschaftler der britischen Oxford-Universität haben eine Technologie zur Herstellung von Imitaten ihrer Hörner gefunden, die den Originalen täuschend ähnlich sein sollen. Auf diese Weise könnte der Schwarzmarkt des zu Atem beraubenden Preisen gehandelten Nashorn-Horns zum Erliegen gebracht werden, schreiben die Forscher in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins „Scientific Reports“. Für ein Kilo Rhinozeros-Horn wird auf dem Schwarzmarkt derzeit bis zu 60 000 US-Dollar (rund 54 000 Euro) bezahlt – mehr als für Gold oder Kokain.

 

„Wir wollen, dass sich potenzielle Käufer fragen müssen: ‚Moment mal, ist das Horn tatsächlich diesen unglaublichen Preis wert oder handelt es sich womöglich um eine Fälschung?“, erklärte der Leiter der Studie, der Oxforder Zoologie-Professor Fritz Vollrath, die Motivation der Forscher. Der aus Deutschland stammende Wissenschaftler untersucht seit Jahren die außergewöhnlichen Eigenschaften der Fäden von Seidenspinnen, die auch bei der Herstellung des Nashorn-Imitats eine zentrale Rolle spielen.

Anders als die aus Knochen bestehenden Hörner von Kühen und Antilopen wird das Horn eines Rhinozerosses von aus seiner Nase wachsenden Haaren gebildet, die vom Sekret einer Drüse zusammengeklebt werden. Zu einem ähnlichen Produkt kommen die Forscher, indem sie Pferdehaare mit dem Sekret der Seidenspinne verbinden, zu einem Horn formen und schließlich polieren. Das Nashorn-Imitat soll seinem Vorbild dermaßen ähnlich sein, dass man den Unterschied nicht einmal unter einem Mikroskop erkennt.

Chinesen und Vietnamesen zahlen für ein Kilo Horn bis zu 60 000 Dollar

Mit noch verbliebenen rund 5000 beziehungsweise 3500 Exemplaren gehören das afrikanische Spitzmaul-Nashorn und das indische Panzer-Nashorn zu den akut bedrohten Tierarten dieser Welt. Derzeit werden alleine in Südafrika jährlich fast 1000 Rhinozerosse wegen ihrer Hörner von Wilderern getötet. Die Käufer sind in der Regel Chinesen oder Vietnamesen, die den hornigen Nasenfortsätzen eine Steigerung des Sexualtriebs und außergewöhnliche heilende Kräfte zuschreiben. Außerdem gelten sie unter neureichen Südostasiaten als Statussymbol. Der internationale Handel mit Nashörnern wurde bereits vor 42 Jahren verboten. Wegen der wachsenden Kaufkraft der chinesischen und vietnamesischen Bevölkerung blühte der Schwarzmarkt in jüngster Zeit allerdings auf.

In Südafrika werden bereits seit längerem verschiedene Strategien zur Eindämmung des Handels diskutiert. Die Regierung schlug wiederholt den Verkauf größerer Mengen gelagerter Hörner vor, um so deren Preis zu drücken und den Anreiz für Wilderer zu vermindern. Der Besitzer eines privaten Tierreservats wollte sogar Arsen in die Hörner seiner Rhinozerosse spritzen, um so Wilderer abzuschrecken. Die Wirksamkeit derartiger Maßnahmen ist allerdings umstritten.

Auch der Vorschlag der Wissenschaftler aus Oxford trifft nicht auf allgemeine Zustimmung. Sprecher von Naturschutzorganisationen bezweifeln vor allem, dass man mit einer „Überschwemmung des Marktes“ die Nachfrage reduzieren könne. Auf diese Weise werde der Wunsch nach dem Horn eher normalisiert, fürchtet Richard Thomas von der Tierschutzgruppe „Traffic“. Außerdem werde die strafrechtliche Verfolgung von Schwarzmarkthändlern erschwert, weil sich diese dann mit der Ausrede schützen könnten, sie hätten das Horn in dem Glauben verkauft, es handele sich um ein harmloses Imitat.