Die Band Rhonda ist mit Retro-Soul bekannt geworden, entwickelt sich aber weiter. Das hat der Auftritt am Freitagabend in Schorndorf gezeigt.

Schorndorf - Ihre Blütezeit erlebte die Wiederentdeckung des Souls der 60er- und 70er-Jahre durch die Twens von heute vor rund fünf bis zehn Jahren. Seither verläuft die Popularitätskurve des Retro-Soul in etwa so wie der Kurs des Bitcoin. Wer diesem Stil nach dem Abebben des großen Booms weiterhin treu bleibt, muss also entweder sehr selbstbewusst oder ein Überzeugungstäter sein.

 

Milo Milone ist beides auf einmal: Die Sängerin von Rhonda führt ihre Band als selbstbewusste Überzeugungstäterin seit 2012 auf die Erfolgsspur und erntet derzeit den Lohn für ihre Beharrlichkeit. 2014 gastierte das Ensemble aus Norddeutschland schon einmal in Schorndorf; seither hat das Quintett sein Publikum nahezu verdreifacht – gut zweihundertfünfzig Besucher zieht es am Freitagabend in die Manufaktur. Sie erleben eine Sängerin, die ganz in ihrem Metier angekommen ist.

Herzhafter Gitarrenrock rumpelt aus den Boxen

Mit gekonntem Vibrato und femininem Charme flirtet Milone mit dem weißen und schwarzen Soul der Sixties, erinnert stimmlich mitunter an Dusty Springfield, meistert souverän aber auch Black-Soul-Klassiker wie Etta James’ „I would rather go blind“. Und auch im Girliepop der sechziger Jahre macht sie mit neckischem Timbre eine mehr als gute Figur. Sympathisch und fluffig inszenieren Rhonda diesen Sound, der in Kompositionen im Zwei- bis Drei-Minuten-Format genau richtig aufgehoben ist.

Doch diese Gangart hat ihren Preis – zwischen noch kurzweilig und deutlich zu leichtgewichtig liegt bei Rhonda oft nur ein kleiner Schritt. Doch der Ausbruch aus der Retrosoul-Sackgasse deutet sich bereits an. Immer mal wieder rumpeln Gitarrist Ben Schadow und die Rhythmussektion Jan Fabricius (Bass) und Gunnar Riedel (Schlagzeug) herzhaft durch Gitarrenrock-Gefilde und erinnern dabei entfernt an Vintage-Rocker wie die Black Keys.

Milo Milone hat das Zeug zur Rocksängerin

Den beherztesten Versuch, ein scharfkantigeres Profil zu gewinnen, gibt es zum Abschluss des regulären Sets zu erleben: In „I do“ vom kürzlich erschienenen dritten Album „You could be home now“ kippen Rhonda sogar eine tüchtige Portion lupenreinen Lärm in ihren Sound. Dass Milo Milone diese Gangart vokal und performativ mitgehen kann und sich auch in herberen Gefilden wohlzufühlen scheint, verleiht diesem knapp neunzigminütigen Abend seine eigentliche Relevanz: Aus der überzeugten Soulpop-Lady Milone könnte also durchaus auch eine überzeugende Rocksängerin werden.