Die Stadt flickt und baut demnächst für anderthalb Millionen Euro am Kanalsystem.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Stuttgart-Sillenbuch - Im schlimmsten Fall käme es zu einer Überschwemmung im alten Teil von Riedenberg. Die Betonung liegt auf käme. Denn erstens ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass es demnächst so heftig regnet. Zweitens ist die Stadt zurzeit dabei, diesem schlimmsten Fall von vornherein entgegenzuwirken. Thomas Schäfer und Andreas Ruf sind an jenem Tag nach Riedenberg gekommen, um zu erklären, wie.

 

Andreas Ruf braucht keine Visitenkarte, seine Mütze verrät, für wen er arbeitet: für die Stadtentwässerung Stuttgart, ein städtischer Eigenbetrieb. Unter seinem Arm klemmt eine Mappe. Er ist der Planungsingenieur für das Riedenberger Projekt, Schäfer der Leiter des Sachgebiets Kanalplanung. Beide stehen nun an der Schemppstraße und erläutern, wofür die Stadt in naher Zukunft 1,2 bis 1,5 Millionen Euro ausgeben wird.

Eine Routineuntersuchung hatte ergeben, dass der Abwasserkanal, der unter der Schemppstraße verläuft, zu klein ist. Die Röhre ist in den 40er Jahren gebaut worden, im Vergleich zu damals gibt es heute mehr Häuser in Riedenberg. Zudem „sind die Regenfälle heftiger geworden“, sagt Schäfer. Sprich: Schüttet es sintflutartig, könnte es passieren, dass das Wasser nicht durch den Kanal passt und die Straße entlangschwappt. Hinzu kommt, dass der alte Kanal stellenweise kaputt ist. „Er kann verstopfen“, sagt Schäfer, und zwar wegen der Bruchstücke, die sich nach und nach lösen.

Für Jahrhundertregen sind die Kanäle nicht ausgelegt

Die Stadtentwässerung Stuttgart wird im Frühjahr 2013 beginnen, den Kanal unter der Schemppstraße zu flicken. Die Straße wird dafür nicht aufgerissen. Stattdessen wird es mehrere Baugruben geben, an denen ein Roboter in den Untergrund gelangt und im Kanal zunächst aufräumt. Anschließend wird die Abwasserröhre mit einem Polyesterschlauch von innen verkleidet. Das Ganze wird vielleicht zwei Wochen dauern. Den Pendlerverkehr, der sich tagtäglich durch die Schemppstraße schlängelt, wird dies kaum behelligen.

Jene Maßnahme macht den Kanal freilich nicht breiter. Deshalb bekommt er eine Art Bypass an der Kreuzung Schemppstraße/Steinäcker. Alles Abwasser, das von der Kirchheimer Straße aus gen Schemppstraße fließt, wird in einem neuen Kanal Richtung Brunnenwiesen geleitet. Der alte Kanal transportiert dann nur noch das Wasser, das an der Schemppstraße zwischen Steinäcker und Eichenparkstraße anfällt. Und am unteren Teil der Eichenparkstraße wird der bisherige Kanal zwischen dem evangelischen Waldheim und der Schemppstraße von einem neuen ersetzt.

Die Stadtentwässerung Stuttgart geht davon aus, dass die Bauarbeiten alles in allem ein Jahr dauern werden. Hinterher darf es in Riedenberg stark regnen. Mit einer Einschränkung, wie Schäfer sagt. Für Jahrhundertregen sind die Kanäle nicht ausgelegt. Das dürfte für alle Röhren unter Stuttgart gelten.