841 Tage Craft-Beer gehen am Samstag im Fluxus zu Ende. Sebastian Riedmüller bleibt dem Gerstensaft natürlich trotzdem treu – und blickt für uns mal zurück.

Stuttgart – Eine süffige Ära geht zu Ende: Am 23. Dezember schließt Sebastian „Sebbo“ Riedmüller das letzte Mal sein Craft-Beer-Paradies im Fluxus auf. Als er vor rund zweieinhalb Jahren die Räumlichkeiten des personifizierten Gin-Hypes Botanical Affairs in Beschlag nahm, bescherte er Stuttgart den allerersten Craft-Beer-Laden seit Carl Dinkelacker 1888 noch im Hinterhof braute. Ähnliche Läden gibt es mittlerweile natürlich einige, doch ein Pionier wird eben immer ein Pionier bleiben. Und hat nicht nur deswegen einen besonderen Platz im Herzen (und der Leber) vieler Stuttgarter gefunden.

 

Er ist nämlich auch ein rekordverdächtig dufter Typ, dieser dauerstrahlende Franke mit dem langen Lockenhaar und einer Grundentspannung, wie man sie sonst nur beim Dalai Lama findet. Nur bei billigen Wasen-Trachten sieht er rot, aber das ist ein anderes Thema. Viel wichtiger ist: In Ludwigsburg hat er schon einen „Höher, schneller, größer, weiter“-Nachfolgeladen eröffnet, in Stuttgart plant er auch schon was. Was er über seine Fluxus-Zeit denkt und wie das alles so lief, hat er uns in unserem Goodbye-Interview anvertraut.

Sebbo, wie viele Flaschen Bier gingen wohl bei dir über die Theke?

Wenn ich darüber nachdenken müsste, würde ich nicht mehr klar denken können. Die Rechnung scheint gegen unendlich zu gehen…

Wie lange hattest du insgesamt geöffnet?

Es sollten fast zwei Jahre und vier Monate vergangen sein, oder auch: 841 Tage. Jedoch vergingen so viele Nächte wie im Flug: Tollen Menschen und süffigem Bier sei Dank.

Was war der Dauerbrenner an der Theke?

Natürlich meine fränkischen Biere! Besonders würde ich außerdem die Cast Brauerei aus Stuttgart und Inspirationsbräu aus Esslingen hervorheben.

Und was ging so gar nicht?

Och, außer gewissen Menschen konnte eigentlich alles an den Mann/die Frau gebracht werden.

Wie war denn das Verhältnis zwischen Männern und Frauen?

Das Verhältnis Mann/Frau hat mich am meisten überrascht. Es gab Abende, da hatte ich mehr Frauen als Männer im Laden. Die Craft-Beer-Szene bietet eben für jeden etwas.

Trinkst du weniger oder mehr Bier, seit du es verkaufst?

Als gebürtiger Franke kann es nur eine klare Antwort auf diese Frage geben: Bier ist ein Grundnahrungsmittel!

Welcher Gast hat es besonders verdient, hier erwähnt zu werden?

Da müsste ich eine Vielzahl an Personen aufzählen, und zwar jeglicher Kategorie. Aber einer sollte dann doch erwähnt werden: Andi, der den Wein unter der Theke stets bevorzugte.

Welche Klischees über Biertrinker wurden besonders bestätigt?

Sie sind ein richtig gemütliches Volk. Außer es werden zum Bier Kurze gereicht!

Was waren die schönsten Momente deiner Fluxus-Zeit?

Die Wochenenden waren natürlich immer ein Highlight. Vor allem, wenn wir noch mit geschlossenen Augen der Musik und dem Bier folgten und plötzlich der Putzmann vor uns stand und fragte, ob alles okay sei.

Und der schlimmste Moment?

Der einzige Polizeieinsatz! „Tolle“ Menschen von der obigen Straße, die ich mit Namen nicht erwähnen möchte, provozierten friedliche Biertrinker! Das Ergebnis: Eskalation!

Was wird dir besonders fehlen?

Die Passage an sich. Ein Blick aus dem Laden und es war wie bei Karl Lagerfeld in Paris, ein einziger Catwalk.

Wie hat sich die Passage seit deinem Start hier entwickelt?

Die Entwicklung ging natürlich steil nach oben. Es entstand eine tolle Symbiose zwischen Läden, deren Inhabern und den Gästen. Mit meinen Nachbarn entstand außerdem ein echt tolles Verhältnis.

Wie wird der letzte Verkaufstag ablaufen?

Ab elf Uhr morgens – und dann bis wir nicht mehr können. Ich hoffe stark, dass es positiv eskalieren wird. Sumo wird mit toller Musik dafür sorgen, dass alle Gäste mindestens angetrunken nach Hause gehen.

Was kannst du uns schon über die Zukunft sagen?

Die Zukunft hat einiges für euch vorbereitet. In Ludwigsburg haben wir das Riedmüller eröffnet. Neben Craft Beer haben wir eine große Auswahl an fränkischen Bieren und fränkischen Spezialitäten in the house. Mitte Januar wird dann nebenan die passende Gastronomie mit dem Namen Zum Riedmüller öffnen. Hier wird es fränkische Küche für euch geben – und natürlich jede Menge Bier vom Fass. Im Frühjahr werden wir dann auch wieder in Stuttgart für euch da sein. Wann, wo, wie werdet ihr bald erfahren.

www.gimmecraftbeer.de