Auf der Sommerrodelbahn Poppeltal im Schwarzwald gibt es offenbar immer wieder Stürze und Verletzungen. Sie hat im Internet viele schlechte Bewertungen. Woran liegt das?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Freudenstadt - Ein Besuch der Sommerrodelbahn Poppeltal im Freizeitpark Enzklösterle (Kreis Calw): An diesem Nachmittag geschehen gleich zwei Unfälle. Zwei junge Frauen fallen seitlich aus dem Bob, als sie den Berg hochgezogen werden. Eine von ihnen hat versucht, ihr Handy aus der Hosentasche zu ziehen – diese Bewegung war wohl zu viel. Da die Frauen aus geringer Höhe im Gras landen, passiert ihnen nichts. Kurz darauf stürzt ein Vater mit seinem Sohn unmittelbar an der Bergstation aus dem Bob. Diesmal bleibt es nicht beim Schrecken: Der Vater kann zunächst nicht einmal mehr weiter den Berg hinunterfahren – die Schmerzen sind offenbar zu groß.

 

Auf Rodelbahnen passieren immer wieder Unfälle. So etwa im vergangenen August in Todtnau: Ein Rodler bremste zu stark, zwei Schlitten fuhren auf. Die Folge: vier Schwerverletzte. Doch die beiden Unfälle auf der Poppeltal-Bahn an diesem Nachmittag scheinen kein seltener Zufall zu sein. Die Bewertungen der Bahn auf Internetportalen wie Google und Tripadvisor machen stutzig. Denn die Riesenrutschbahn, laut Eigenwerbung mit 1500 Metern Bergauf- und Talfahrt die „längste und rasanteste Rodelbahn aus Edelstahl“ in Süddeutschland, kommt dort nicht gut weg.

„Wie viele Leute sollen sich eigentlich noch verletzen, bis diese Bahn endlich geschlossen wird? Wo ist der deutsche Tüv?“, fragt ein Nutzer. Eine Frau berichtet, wie ihre Tochter so unglücklich aus der Bahn gefallen sei, dass sie geblutet habe. Und mehrere Nutzer warnen sogar, die Bahn im nördlichen Schwarzwald zu benutzen.

2,4 Sterne auf Google

Solche Bewertungen im Internet sind mit Vorsicht zu genießen – man muss sie in den Zusammenhang setzen. Grundsätzlich schreiben stets eher Kunden eine Bewertung, die nicht zufrieden waren. Doch dass die Sommerrodelbahn Poppeltal bei 69 Google-Bewertungen nur 2,4 von 5 Sternen hat, ist auffällig. Insgesamt gibt es elf Bahnen in Baden-Württemberg, sechs davon liegen im Schwarzwald. Zum Vergleich: Die Sommerrodelbahn Gutach hat bei 168 Bewertungen 4,6 von 5 Sternen, die Bahn in Erpfingen 3,9 von 5 Sternen. Was ist dran an den Vorwürfen gegen die Poppeltal-Bahn?

Beim Bauamt in Freudenstadt antwortet der Pressesprecher Patrick Birnesser auf die Frage, was es mit den Unfällen auf sich hat: „Uns ist die Situation bekannt. Immer wieder kommt deutliche Kritik an der Bahn bei uns an.“ Die Stadt habe aber wenig Spielraum einzugreifen, solange der Tüv die Bahn prüfe und zulasse.

Auch bei der Stadt kommen Klagen an

Der Tüv Süd, der die Bahn jährlich prüft, hält sich bedeckt: „Wenn wir bei unserer Prüfung feststellen, dass die technische Sicherheit nicht mehr gegeben ist, weisen wir den Betreiber darauf hin und setzen bei schwerwiegenden Mängeln eine Nachprüfung an“, sagt der Sprecher Thomas Oberst. Doch stilllegen könne eine Anlage nur die zuständige Behörde – in der Regel die untere Bauaufsichtsbehörde. Der Tüv habe die Bahn zuletzt im Mai 2016 geprüft, in diesem Juni stehe die nächste Prüfung an.

Die Betreiber schieben die Verantwortung von sich

Elvira Wittmann, die mit ihrem Mann die Bahn betreibt, bleibt gelassen: „Ja, es kommt ab und an vor, dass die Benutzer in der Bahn oder auch beim Lift umfallen“, sagt sie. Dies seien aber Ausnahmefälle – und die Nutzer seien stets selbst schuld. „Wenn Gruppen oder Familien hintereinander hochgezogen werden, bleiben sie oft nicht ruhig sitzen oder gestikulieren mit dem Vordermann“, sagt Wittmann. Dann könne es schon vorkommen, dass der Bob aus der Führung springe und sich verhake.

Außerdem betont die Betreiberin, dass die Bahn eine Sportbahn sei – und keine „Kindergarten-Rutschbahn“. Dessen müsse man sich bewusst sein, bevor man sie benutze: „Auf jeder Skipiste passieren Unfälle. Wer ist dafür nun verantwortlich? Die Piste, die Skier? Oder liegt es doch an dem Benutzer?“, fügt sie an. Über die negativen Bewertungen im Netz gräme sie sich schon lange nicht mehr: „Wir haben ja schließlich Meinungsfreiheit, da wird nach dem Wahrheitsgehalt nicht gefragt“, sagt sie.