Der erste Vorstoß vor fast 20 Jahren scheiterte noch am Widerstand der Bürger. Im zweiten Anlauf ist mit dem Bau eines Windparks in Lauterstein begonnen worden – dem größten in Baden-Württemberg. Drei der 16 Windräder sollen in einer Bürgerenergiegenossenschaft als Anlage für jedermann dienen.

Region: Corinna Meinke (com)

Lauterstein - Mitten im Wald wollen die Lautersteiner ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Für 16 Windräder im derzeit größten im Bau befindlichen Windpark Baden-Württembergs haben die Investoren und der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller jetzt gemeinsam den Spatenstich vollzogen. Während andernorts in der Region Stuttgart aufgebrachte Bürger und manche Umweltschützer den Ausbau der Windenergie verzögern, ist der fast 80 Millionen Euro teure Park im Kreis Göppingen rekordverdächtig schnell genehmigt worden – innerhalb von sieben Monaten.

 

90 000 Tonnen CO2 werden eingespart

„Wenn es eine Wahl zur Behörde des Jahres gäbe, wäre dem Göppinger Landratsamt das Votum der WPD sicher“, sagte der Vorstand des Betreibers und Entwicklers von Windkraftanlagen WPD, Hartmut Brösamle, dem Göppinger Landrat Edgar Wolff. Brösamle engagiert sich gemeinsam mit dem Geislinger Albwerk als Investor für einen der landesweit besten Windkraftstandorte. Wolff konterte sein Lob mit dem Hinweis, der 75 Ordner umfassende Bauantrag sei nicht nur rasch, sondern auch sehr sorgfältig bearbeitet worden. Angesichts der komplexen Fragestellungen von Immissionsschutz über Natur- und Bodenschutz bis zu Baurecht und Luftverkehrssicherheit habe das Projekt höchste Priorität genossen, da die zu erwartende Einsparung von 90 000 Tonnen CO2 ein Meilenstein auf dem Weg zum klimafreundlichen Landkreis sei.

Der Minister lobt die Akzeptanz der Bürger

Auch der Minister Untersteller lobte die Vorarbeit von Planern und Behörden samt der Bürgerbeteiligung, die Akzeptanz für das Projekt vor Ort geschaffen habe. Die Verbundenheit der Bürger könne sich noch verstärken durch den Kauf von Windradanteilen. Das Albwerk werde dafür eine Energiegenossenschaft gründen, kündigte dessen Vorstand Hubert Rinklin an.

Vermutlich sei die Realisierung des Windparks auch auf das Umdenken vieler Menschen seit der Reaktorkatastrophe vor vier Jahren im japanischen Fukushima zurückzuführen, mutmaßte Bernhard Graf von Rechberg, der den Investoren die Flächen für die 13 Windräder der WPD verpachtet hat. Drei Anlagen des Albwerks stehen auf kommunaler Fläche.

Der erste Vorstoß scheiterte noch am Widerstand

Vor knapp 20 Jahren waren der Waldbesitzer Graf von Rechberg und die WPD mit ähnlichen Plänen noch gescheitert. Der Widerstand gegen vier Rotoren auf der Lützelalb, ebenfalls auf Lautersteiner Markung und nur wenige Kilometer entfernt vom jetzigen Windpark, war zu groß. „Die Zeit war offensichtlich noch nicht reif“, kommentiert dies Brösamle. Damals hätten sich die Rotoren weithin sichtbar auf einer Freifläche drehen sollen. Inzwischen werden deutlich höhere Windräder gebaut, die sich auch für Waldlichtungen eignen.

Knapp sieben Hektar Fichtenbestand werden fallen, um die rund 200 Meter hohen Anlagen zu errichten. Die ersten Fundamente werden Ende September gegossen, bevor im November 80 Meter hohe Betontürme folgen, denen ein 60 Meter hoher Stahlturm aufgesetzt wird. Die Windräder der Firma GE sollen vormontiert aus deren nordrhein-westfälischer Niederlassung nach Lauterstein gebracht werden.