Stuttgart startet den europaweit wohl größten kommunalen Innovationsfonds für die Klimawende. Ein einziges Projekt kann mit bis zu einer Million Euro gefördert werden.

Stuttgart - Geld für neue Kühlschränke, Geld für Lastenräder mit E-Motor, Geld für den Gerüstbau zur Montage von Fotovoltaikanlagen – mit diversen Förderprogrammen hat die Landeshauptstadt in jüngster Zeit vor allem Privathaushalte gefördert, die sparsamer mit Energie umgehen wollen. Angesichts der Fördersumme, die der Gemeinderat nun verabschiedet hat, muten die bisherigen Förderprogramme eher überschaubar an. Nun sollen rund zehn Millionen Euro ausgeschüttet werden.

 

In der Spitze geht es um bis zu eine Millionen Euro für ein einziges Projekt. Das Geld fließt, wenn innovative Ideen tatsächlich in der Landeshauptstadt auch umgesetzt werden. Was innovativ ist, entscheidet ein mit sieben Fachleuten besetzter sogenannter Innovationsrat. Das Budget von insgesamt rund zehn Millionen Euro, das aus dem 200-Millionen-Fördertopf „Weltklima in Not – Stuttgart handelt“ stammt, sei das europaweit größte, das eine Kommune zum Klimaschutz aufbiete, sagt die Stadtverwaltung.

Privatleute sind nicht angesprochen

Privatleute können sich an diesem Programm nicht beteiligen. Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Zweckverbände, Ämter, aber auch Vereine und Konsortien sind dagegen antragsberechtigt. Drei Stufen hat der Gemeinderat beschlossen und sie an den Sitz der Betriebsstätte geknüpft.

Liegt sie in Stuttgart, können bis zu 99 999 Euro beantragt werden, liegt sie in Baden-Württemberg, sind es bis zu 499 999 Euro, liegt sie in Europa, schießt die Stadt bis zu einer Million Euro für „innovative Ansätze, die einer klimagerechten Stadt dienen“ zu. Sie sollen „dem Klimaschutz und/oder der Klimafolgenanpassung in erheblichem Umfang dienen“ und den „Stand der Technik übertreffen“. Maximal drei Jahre dürfen sich die Antragsteller mit der Umsetzung Zeit lassen. In der höchsten Förderstufe gibt die Stadt bis zu 20 000 Euro, um „hochwertige Ausarbeitungen zu sichern“,

Egal, ob es um ein neues Produkt, System oder Verfahren geht, die Antragsteller müssen nachweisen, dass der Treibhausgasausstoß sinkt. Oder aber sie belegen, dass ihre Idee nachhaltig zu einer Anpassung an die negativen Auswirkungen des Klimawandels wie Hitze, Trockenheit, Starkregen, Überschwemmungen oder weitere Wetterextremen führen wird.

Hochkarätig besetzter Innovationsrat

„Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir die klügsten Köpfe und die besten Ideen. Von der Umsetzung profitiert die gesamte Stadtgesellschaft“, kommentiert Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) das neue Programm. Das Volumen des Fonds setze dabei neue Maßstäbe. die Stadt lässt dabei auch eine Kombination mit weiteren Förderprogrammen von Bund und Land zu. Auf diese Weise darf die Gesamtförderung bis zu 100 Prozent der Projektkosten erreichen.

Beim Innovationsrat hat die Stadt die Spitzen ihrer jeweiligen Profession ins Boot geholt. Professor Jörn Birkmann von der Uni Stuttgart zum Beispiel. Er ist koordinierender Leitautor für den Sachstandsbericht des Weltklimarats, der im Frühjahr 2022 den Regierungen vorgestellt werden soll. Oder Professor Bastian Schröter, der an der Hochschule für Technik in Stuttgart zu regionalen Energiesystemen und zur Dekarbonisierung von Strom- und Wärmesystemen forscht.