Dem SV Fellbach kommen mehrere Topathleten abhanden. Die Verantwortlichen um Thomas Heumann sind im Hinblick auf die Verbandsliga-Runde aber dennoch optimistisch – auch wegen der Nachwuchskräfte aus der hauseigenen Talentschmiede.

Rems-Murr: Thomas Rennet (ren)

Fellbach - Pouria Taherkhani kann die Gegner sehr schnell von den Beinen fegen. Greift er an, ist die Verteidigung schon wegen der Geschwindigkeit seiner Aktionen eine gewaltige Aufgabe. Gerät der Ringer aus dem Iran selbst einmal in Bedrängnis, kann er sich oft flink wieder herauswinden und so eine Wertung für den Konkurrenten verhindern. Einen Schrittwirbel später ist er dann meist schon wieder in der Offensive.

 

Pouria Taherkhani allerdings, einer der Besten, ist nun doch lieber aufgestiegen

Das Team des SV Fellbach hat sich in seiner Gesamtheit im Vorjahr – auch wegen der einen oder anderen Verletzung zu viel – nicht selten in der Defensive vorgefunden. Der Aufsteiger ist nach einem von Personalproblemen geprägten Saisonverlauf aus der Oberliga wieder abgestiegen.

Pouria Taherkhani Foto: Patricia Sigerist
Pouria Taherkhani allerdings, einer der Besten, ist nun doch lieber aufgestiegen. Nicht in die Regionalliga, sondern direkt in die Bundesliga: Der 25-Jährige wechselt zum ASV Schorndorf. Auch Ramaz Darchidze, der Beste überhaupt auf dritthöchstem Level im Land, geht nicht mit in die Verbandsliga. Der international erfahrene Georgier, 25, eine Art Superschwergewicht unter den Leichtesten auf der Matte, verstärkt von September an den Oberliga-Aufsteiger KSV Neckarweihingen. Für Thomas Heumann, den starken Mann im Hintergrund der starken Männer beim SVF, sind die Entscheidungen nachvollziehbar: „Pouria und Ramaz haben sehr, sehr gute Angebote erhalten. Da fällt es mir schwer zu sagen: Bleibt in Fellbach.“

Die Trainer Tariel Shavadze und Yasar Demir werden mehrere Fachkräfte nicht mehr an ihrer Seite haben

Der Sportliche Leiter konstatiert vor der neuen Runde, die für den SV Fellbach am 14. September beim KSV Unterelchingen beginnen wird, einen gewissen Umbruch im ersten Team der Abteilung. Die Trainer Tariel Shavadze und Yasar Demir werden mehrere Fachkräfte nicht mehr an ihrer Seite haben, wenn die Handgreiflichkeiten im Ligageschehen anstehen. Joshua Uebelhör will aus beruflichen Gründen bis auf Weiteres seine Bemühungen einstellen. Sein Kumpel Marko Filipovic hat den Ringkampfsport zugunsten des Kampfsports Mixed Martial Arts aufgegeben. Und Mirco Lemaic, im Vorjahr erst beim SV Fellbach eingetroffen, will künftig die KG Baienfurt-Ravensburg-Vogt in der Regionalliga unterstützen. Drei überaus versierte Athleten, von denen nach dem Aufstieg allerdings nur einer tatsächlich in der Oberliga mit zupacken konnte. Joshua Uebelhör bestritt bis Dezember 2018 knapp die Hälfte der insgesamt 16 Begegnungen. Mirco Lemaic, in der Jugend ebenfalls schon deutscher Meister, war aus Verletzungsgründen so wenig mit Griffkunst am Start wie Marko Filipovic.

Weitere, noch jüngere werden nachrücken

So blickt Thomas Heumann ungeachtet der Abgänge mit reichlich Optimismus in die Zukunft. Er sieht die Fellbacher Formation nicht übermäßig geschwächt, stark genug gar womöglich für die Rückkehr in die Oberliga. „Die Mannschaft will wieder aufsteigen“, sagt der 55-Jährige und möchte das selbst auch nicht ausschließen – Umbruch und Aufbruch: „Wir haben unsere Hausaufgaben insofern gemacht, als wir ein junges und ausgeglichenes Team zusammengestellt haben.“ Die Kräfte aus der hauseigenen Ringerschmiede wie Thomas Heumanns Sohn Aron, Moritz und Paul Wahl oder auch Tobias Rieger stellen schon einen guten Teil der ersten Fellbacher Vertretung. Weitere, noch jüngere werden nachrücken. Die Nachwuchsarbeit des SVF sucht in Württemberg ihresgleichen, und dies soll sich mehr und mehr auch unter Männern spiegeln. Unter Männern wie Murtuz Magomedov, auch Halil Eser, Bülent Dagdemir und der Trainer Tariel Shavadze werden die Jüngeren bei Bedarf unterstützen. Otto-Christian Madejczyk, ein externes Talent mit 18, soll aufgrund der Kontakte zu Tariel Shavadze wieder für den SVF hinlangen. Dazu kommen Zugänge, vielversprechende Ringer wie Dara Nisi von der SG Weilimdorf oder Murad Makaev, zuletzt beim SC Korb. „Ziel ist ein großer Kader für ganz große Flexibilität“, sagt Thomas Heumann.

Zu diesem Kader werden gar nicht zuletzt auch zwei Topleute gehören, die anstelle von Ramaz Darchidze und Pouria Taherkhani jene zwei Plätze besetzen, die Akteuren ohne deutschen Pass vorbehalten sind. Die Kandidatensuche ist schon abgeschlossen, die Annäherung offenbar weit fortgeschritten: Nach Lage der Dinge wird der SVF in der kommenden Runde mit zwei Ringern aus Georgien antreten, dem Heimatland von Tariel Shavadze und Ramaz Darchidze. Eher wahrscheinlich, dass nicht selten auch sie ihre Gegner sehr schnell von den Beinen fegen werden.