Mit Brimborium hat der Spitzensportler Frank Stäbler auf den elterlichen Hof geladen. Was auch als eine Pressekonferenz für die sportlichen Ziele angekündigt war, wurde zur höchst persönlichen Abrechnung im Ringer-Streit.

Musberg - Europameisterschaft in Rom, dann Olympische Spiele in Tokio. Frank Stäbler hat turbulente Monate vor sich. In wenigen Tagen geht es für den Weltklasse-Ringer in die italienische „Geburtsstätte der Gladiatoren“, wie er sich am Dienstag bei einem großen Pressetermin ausdrückt. Der dreifache Weltmeister und Europameister von 2012 ist gut in Form, spricht über Trainingseinheiten und sein Idealgewicht. Subtext: alles in Ordnung.

 

Über den TSC-Chef zieht er deutlich vom Leder

Doch Frank Stäbler nutzt den Termin nicht nur für Werbung in eigener Sache. „Ich werde einige Wahrheiten erzählen müssen“, sagt er und setzt zum großen Schlag in Sachen Ringerstreit an. Über den Zoff mit dem TSV zieht er deutlicher denn je vom Leder, vor allem über den Vorsitzenden Joachim Beckmann. Jenen Mann, dessen Frau in der Grundschule seine Lieblingslehrerin gewesen sei. „Ich empfinde nur noch Mitleid“, sagt er über seinen einstigen Gönner und heutigen Kontrahenten. Er nennt Joachim Beckmann einen „Alleinherrscher“. Der „Kleinkrieg“ werde längst über Anwälte ausgetragen.

Das alles klingt nach einem neuen Höhepunkt im zehn Jahre währenden Musberger Ringer-Streit. Es geht um die Abspaltung des KSV vom TSV, um verwehrte Trainingszeiten und um Geld. Nur noch Frank Stäbler darf auf Anordnung der Stadt mehrmals die Woche in die Halle, und dies auch nur zur Olympia-Vorbereitung. Zuletzt hatte der Athlet gegenüber der Rathaus-Chefetage auf diese Trainingszeiten verzichtet, wenn im Gegenzug der KSV-Nachwuchs wieder in die städtische Halle darf. Joachim Beckmann hatte das abgelehnt – außer, der Ringer-Nachwuchs gliedere sich wieder in den TSV ein. Für Frank Stäbler ist das der Todesstoß. „Damit ist der letzte Friedensversuch gescheitert.“

Stäbler verweigere den Mitgliederbeitrag

Ist der Ringer-Streit, der den Ort schon so lange in Atem hält, nun endgültig eskaliert? Der Auftritt des Ringer-Weltmeisters vom Dienstag legt dies nahe. Und was sagt sein Kontrahent, Joachim Beckmann? Der antwortet auf Nachfrage unserer Zeitung, er sei überrascht vom Gang der Dinge und von der an den Tag gelegten Schärfe. Der Südwestrundfunk habe ihn übrigens auch zum Pressetermin gebeten, doch er habe lieber verzichtet, erklärt Beckmann. Und zum Ringer-Streit sagt er: „Es ist doch immer das Gleiche: Frank Stäbler will die Zeit zurückdrehen.“ Im vergangenen Jahr habe er keinen Mitgliedsbeitrag an den TSV überwiesen, obwohl er noch Mitglied sei, sagt Beckmann. „Trotz Mahnungen.“ Und für 2020 habe er angekündigt, nur zu zahlen, „wenn seine Wünsche erfüllt werden“, berichtet Joachim Beckmann.

Aber nicht nur der TSV Musberg, sondern auch die Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen kriegt vor etlichen Fernsehkameras ihr Fett weg. Frank Stäbler wirft ihr Untätigkeit vor. „Die Halle steht seit einem Dreivierteljahr leer. 70 Leute stehen auf der Straße, die Stadt verschließt vor dieser Tatsache die Augen.“ Eine Stellungnahme aus dem Rathaus gibt es indes nicht. Der Sportbürgermeister Carl-Gustav Kalbfell betont auf Nachfrage unserer Zeitung, sich in der Sache nicht mehr öffentlich äußern zu wollen. „Wir haben genug gesagt.“ Und von dem Termin auf dem Stäblerschen Hof habe er auch gar nichts gewusst.

Bilderschau untermalt mit Heldenmusik

Frank Stäbler jedenfalls hat sich vom TSV losgesagt. Er spricht von einem „endgültigen Schlussstrich“. Vor die Presse tritt er am Dienstag in seinem Worldcamp – seinem nagelneuen Trainingsraum im umgebauten elterlichen Hühnerstall. Weltklasse-Sport auf dem Bauernhof, das sei eine Notlösung, bekennt Frank Stäbler, dennoch lässt er es sich nicht nehmen, seinen Befreiungsschlag zu inszenieren. Dass während des siebenmonatigen Umbaus vom Bretterverschlag zum Sportzentrum „Blut, Schweiß und Tränen“ geflossen sind, belegt er mit einer Bilderschau samt Heldenmusik. Musberg zu verlassen, sei für ihn keine Option gewesen, dabei habe er an die 30 Angebote von anderen Vereinen gehabt, die ihn „mit Kusshand“ genommen hätten.

Wermutstropfen für die Stäblers: Die Genehmigung der Sportstätte im Hühnerstall gilt nur für Frank Stäbler und seine Sparringspartner. Der KSV-Ringer-Nachwuchs darf hier nicht üben, „ich habe es schriftlich“. Ob sich diesbezüglich noch etwas tun könnte, lässt er offen. Alle Hoffnungen setzt er jetzt stattdessen in die Politik. „Der Gemeinderat muss entscheiden. Der Raum steht leer, die Kinder stehen auf der Straße“, sagt Frank Stäbler über die städtische Halle. Er hofft auf ein Machtwort. „Mir haben einige versprochen, es politisch auf die Tagesordnung zu bringen“, sagt er. Frank Stäbler betont: „Es wird nicht mehr lange dauern.“