Das Zika-Virus in Brasilien verunsichert Athleten und Gäste. Die USA stellen ihren Athleten frei, ob sie bei den Spielen in Rio starten wollen oder nicht.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Die Verunsicherung ist groß. In einem halben Jahr werden in Rio de Janeiro die Olympischen Spiele eröffnet, doch schon jetzt steht das Spektakel unter keinem guten Stern. Bei Sportlern und Olympia-Touristen geht die Angst um, dass bei einem Aufenthalt in Rio die Gesundheit auf dem Spiel steht. Momentan breitet sich in Brasilien und mehr als 30 anderen Staaten das Zika-Virus aus. Vor einer Woche hat die Weltgesundheitsorganisation WHO den globalen Gesundheitsnotstand ausgerufen – seitdem gibt es täglich neue alarmierende Meldungen.

 

Das durch eine Stechmücke übertragene Zika-Virus, das im Verdacht steht, bei Ungeborenen im Mutterleib zu Missbildungen (Mikrozephalie) zu führen, verunsichert schon seit einigen Wochen Athleten und Sportverbände. Die Frage ist: Werden die Spiele zum Gesundheitsrisiko?

Die USA schlagen Alarm

Als einer der größten Verbände der Welt schlägt jetzt das Nationale Olympische Komitee der USA (USOC) Alarm. Angesichts der Ausbreitung des Zika-Virus’ sollen besorgte US-Sportler selbst darüber entscheiden dürfen, ob sie in Rio antreten oder nicht. Den Sportteams sei geraten worden, nicht zu den Spielen zu reisen, wenn sie Bedenken hätten, sagte der Vorsitzende der US-Fechtervereinigung, Donald Anthony. 2012 in London räumten die Amerikaner übrigens die meisten Medaillen ab.

Diese Empfehlung des US-Komitees an sämtliche Sportverbände könnte für die Olympia-Veranstalter zu einem finanziellen Fiasko werden. Wenn viele Sportler und Touristen nicht zu den Olympischen Spielen im August nach Brasilien reisen, wird das finanziell ohnehin in Schieflage geratene Brasilien die Olympia-Zeche nicht zahlen können – ein Teufelskreis.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) gibt derweil keine Reisewarnung aus. Die oberste Sportbehörde im Land beobachtet die Situation in Südamerika sehr genau, und der Arzt des Olympiateams, Bernd Wolfahrt, informiert die nationalen Sportverbände regelmäßig über die Lage in Brasilien. Dennoch: „Wir sehen es mit Besorgnis“, sagte Dirk Schimmelpfennig, der Vorstand Leistungssport des DOSB vor wenigen Tagen. Prävention, so ist aus DOSB-Kreisen zu hören, sei momentan das Wichtigste. So setzt der Verband zunächst auf Stichprophylaxe durch Mückenschutzmittel, mit welchen die Athleten bei den Spielen ausgestattet werden – aber auch Sportler, die bereits vorher zu Wettkämpfen nach Brasilien reisen.

Mückenspray im Gepäck

Auf den Weg zur Olympia-Qualifikation in Brasilien machen sich demnächst die deutschen Wasserspringer – wegen der aktuellen Lage mit einem unguten Gefühl. „Es bleibt ein gewisses Restrisiko“, sagt der Chefbundestrainer Lutz Buschkow vor dem Abflug am nächsten Montag. Vor dem Weltcup vom 19. bis 24. Februar in Rio, wo die letzen olympischen Plätze vergeben werden, trainiert die elf-köpfige deutsche Mannschaft nördlich von Recife. „In einer Glasglocke kann ich sie leider nicht springen lassen“, sagt Buschkow. Wettkämpfe und Training finden unter freiem Himmel statt. Also wird die Mannschaft mit Mückenspray und Moskitonetzen ausgerüstet. Zudem wurden die Athleten über die Übertragungswege des Zika-Virus informiert und aufgefordert, nach dem Sport lange Kleidung zu tragen.

Die deutsche Stabhochspringerin Silke Spiegelburg beobachtet die Meldungen aus Brasilien ebenfalls mit Sorge. „Wir haben schon ein bisschen Bammel, ob die Maßnahmen greifen und was passieren kann – es gibt da gewisse Ängste“, sagt die Olympia-Vierte von London. Sie selbst war bei der Junioren-WM 2002 auf Jamaika am Dengue-Fieber erkrankt. „Ich wusste erst gar nicht, was das war und habe dann quasi zwischen zwei Fieber-Schüben das Finale bestritten“, erinnert sich die Athletin. Die Genesung habe fast drei Monate gedauert. Übrigens: Dengue-Fieber wird über die gleiche Stechmücke (Aedes aegypti) übertragen wie das Zika-Virus.