Bei einem Großeinsatz gegen Drogenbanden in Rio de Janeiro sind mindestens 25 Menschen getötet worden. Die Polizei war angerückt, um Drogenhändler in dem Armenviertel Jacarezinho im Norden der Stadt festzunehmen. 

Rio de Janeiro - Mindestens 25 Menschen sind bei einem Großeinsatz gegen Drogenbanden in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro getötet worden. Unter den Opfern sei auch ein Polizeibeamter, teilte die Polizei am Donnerstag mit. Die Sicherheitskräfte waren in den frühen Morgenstunden mit einem Großaufgebot angerückt, um Drogenhändler in dem Armenviertel Jacarezinho im Norden der Stadt festzunehmen. 

 

Anwohner luden in den Online-Netzwerken Videos von Explosionen und schweren Gefechten hoch. Mindestens zwei Passagiere einer U-Bahn gerieten in die Schusslinie und wurden verletzt, wie die Nachrichtenwebsite „G1“ berichtete. 

Die Razzia richtete sich gegen Drogenhändler, die beschuldigt werden, Minderjährige für ihre illegalen Aktivitäten zu rekrutieren. Jacarezinho ist eine Hochburg der Bande Comando Vermelho (Rotes Kommando), die als größte Verbrecherorganisation Rio de Janeiros gilt.

Getötete waren laut Polizei „Verdächtige“

Die Polizei teilte mit, die 24 von den Einsatzkräften Getöteten seien „Verdächtige“ gewesen. Die Beamten hätten sich an alle Einsatzregeln gehalten, bevor sie das Feuer eröffneten.

Menschenrechtsaktivisten kritisierten den Einsatz als unverhältnismäßig und rassistisch: „Wer sind die Toten? Junge Schwarze. Deswegen spricht die Polizei von ‚24 Verdächtigen’„, sagte die Leiterin des Netzwerks der Beobachtungsstellen für öffentliche Sicherheit an der Universität Candido Mendes, Silvia Ramos. Die Behörden würden „Leichen anhäufen“ und ständig sagen: „Das sind Kriminelle“. 

Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe Instituto Fogo Cruzado (Kreuzfeuer-Institut), die Daten zur Waffengewalt in Brasilien sammelt, war es der tödlichste Einsatz seit Gründung der NGO vor fünf Jahren. Das brasilianische Verfassungsgericht hatte kürzlich entschieden, dass solche Polizeieinsätze während der Corona-Pandemie nur unter „außergewöhnlichen Umständen“ zulässig seien.