Die Band „Risk“ hat mit Rock-Klassikern das Publikum in der Pauluskirche in Begeisterung versetzt.

Zuffenhausen - Nicht Weihnachten, nicht Ostern, auch keine Konfirmation. Und trotzdem ist die Pauluskirche hammervoll. Es kann also nur noch einen Grund geben, was hier für eine Vollversammlung der Gemeinde sorgt: „Risk“, die bombensichere Nummer für die Fans klassischer Rockmusik, nun schon hautnah dran an der 20. Auflage.

 

Viel Retro also am frommen Ort, wo der Rock seine rebellische Attitüde einst benefizbedingt in Szene setzen durfte. Damals, als das alles musikalisch noch ein bisschen Brisanz hatte mit dem aggressiv gelebten Imperativ von Freiheit und Nonkonformismus. Der Kater des Konsumismus folgte auf dem Fuße, auch in der Rockmusik. Und was sich als Fundus an Rock-Klassikern sedimentiert hat, könnte nun ein bisschen einen Bart haben. Das Erstaunliche beim „Risk“-Kult aber ist, dass das immer noch ganz schön vital wirkt – und dass auch ordentlich junges Volk herbeipilgert.

Der neue Drummer ist eine Dampfmaschine

Das liegt am schmelzungssicheren Kern der Band um Frieder Ege und Michael Ott – und am glücklichen Händchen bei gelegentlichen Positionswechseln und Ergänzungen. Wie aktuell mit dem Drummer Tom Schauffler, der die Beats wie eine losgelassene Dampfmaschine in den Sound hämmert. So pflanzt „Risk“ schon mit dem Sirius-Intro den hellsten Stern in die Nacht und zeigt mit „Heartache tonight“ aus dem Eagles-Album „Long Run“, wohin die Reise gehen soll. Und wenn es noch einer Begründung bedurft hätte, warum man wieder einmal den schweißtreibenden Dauerlauf auf sich nimmt, für sich und fürs Publikum, dann wäre die Nummer des Eagle-Gitarristen Glenn Frey die perfekte Antwort gewesen: „This way to happiness“. Ja, das ist der Pfad ins Glück! Ins Glück gelebter Leidenschaft.

Das Medium dieser prallen Lebens- und Liebeslust samt bittersüß ausgekostetem Frust ist mitreißender Ensemble-Rock einer glänzend aufeinander abgestimmten Formation, die gelegentlich sogar als kollektive Vocal-Group für Gänsehaut-Feeling sorgt. Etwa in Daryl Halls „Everytime you go away“. An der Basis sorgt Michael Ott mit seinem stoisch pochendem oder auch mal heiß kochendem Bass für erotisierende Vibrations, während die Gitarren von Friedrich Ege und Dietmar Klein dem Sound die nötige Schärfe verpassen. Und wenn Klein zu wilden Riffs ausholt, ein einziger „Free Ride“, dann spannt er den Nerv der Musik in ekstatische Zonen. Was übrigens auch für Tom Hunke gilt. Wie er mit seinem Horn etwa in „Baker Street“ die Hookline virtuos durch den Klangraum fräst, das ist absolut elektrisierend. Für ordentlich Dampf und rhythmische Kontur sorgt „Nesthäkchen“ Tom Schauffler am Drumset, für Volumen und Farbe Christophe Schwarz am Keyboard.

Feurige Gitarren-Salven

Ein Pfund sind auch an diesem Abend die Frontmänner David Hanselmann und Didi Knoblauch mit den Vocals, die sich in charakteristischer Weise ergänzen. Hanselmanns Performance hat Coolness, Härte und eine leckere Prise Zynismus, und Knoblauch, vor zwei Jahren noch ein bisschen der Wonneproppen, zeigt jetzt eine Reife, die begeistert. Glockenhell, voll und messerscharf sein Organ, ein absoluter Höhepunkt sein „When a man loves a women“ à la Percy Sledge. Manchmal sind die Beiden ein bisschen gagverliebt, dann wieder das reine Überraschungspaket: Bei „Knockin’ on heaven’s door“ weist Knoblauch mit dem Finger ins himmlische Gewölbe, Hanselmann prompt und trocken Richtung Hölle.

Kompakte Passagen im zweiten Set zeigen: Mit wuchtigem Sound und feurigen Gitarren-Salven ist „Risk“ ganz bei sich. Keine Schnörkel, kein Rumlabern, kein bemühtes Animieren. Stattdessen kochender Rock, pure Energie und Spiellust, dampfende Expression – und ein gebannt lauschendes und begeistert mitgehendes Publikum. „A long Run“, ein voller Triumph. Und da geht es schon wieder stramm auf Mitternacht zu.