Wenn die Bosch-Stiftung am 5. Juli anlässlich ihres Jubiläums Tausende von Besuchern auf ihr Gelände einlädt, öffnen sich die Tore zu einem der eindrucksvollsten Gebäude der Stadt: dem einstigen Wohnhaus des Unternehmers.

Stuttgart - Ein Wort bleibt in der Stiftung verboten. Dabei wirkt es harmlos, und zudem trifft es die Wirklichkeit. Wer auf der Gänsheide durch ein steinernes Eingangstor geht, einem gewundenen Weg folgt, zuerst an einem Teich vorbei und dann an alten Bäumen, der sieht hinter der Wegbiegung nichts anderes als: eine Villa. Doch das Wort „Villa“ ist tabu auf der Gänsheide, weder bei der Bosch-Stiftung, noch beim Unternehmen bezeichnet man das ehemalige Wohngebäude von Robert Bosch und seiner Familie als „Villa“, hier heißt es nur „Robert-Bosch-Haus“.

 

Die Haus- oder Villa-Frage ist bei Bosch mehr als nur eine Wortklauberei, weil sie viel verrät über die Selbstwahrnehmung des Firmengründers und über den Geist des Unternehmens: Mehr Sein als Schein. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte es Robert Bosch nach harten Jahren endlich geschafft, seine eigene Fabrik aufgebaut und im Ausland erste Niederlassungen gegründet. In Stuttgart war er Teil des gesellschaftlichen Lebens geworden, aber er lebte mit seiner Familie im Stuttgarter Westen in einem Bürgerhaus, dem jeder repräsentative Glanz fehlte. Seine Frau und seine Töchter drängten ihn, daran etwas zu ändern.

Franzosen und Amerikaner als Zwischenmieter

Schließlich erwarb Robert Bosch im Jahr 1909 auf der Gänsheide ein Grundstück. Weniger dessen luftige Lage und der Blick hinab ins Neckartal gaben den Ausschlag für den Kauf, sondern der alte Baumbestand, für den sich der Naturliebhaber und Jäger Robert Bosch begeisterte. Das Haus planten und bauten die Architekten Heim und Früh, seine Fassade steht in der Tradition der Klassik, im Inneren finden sich viele Jugendstilelemente.

Mehr als hundert Jahre nach dem Kauf blickt das Haus auf eine bewegte Geschichte zurück: Nach dem Krieg wurde es von den Franzosen beschlagnahmt, einer der Räume von marokkanischen Soldaten als Moschee genutzt. Anschließend richteten die Amerikaner hier ein Gästehaus ein, bevor im Bosch-Haus das französische Konsulat seinen Sitz hatte. Mitte der 1980er Jahre kaufte das Unternehmen das Haus zurück. Heute arbeiten Mitarbeiter der Stiftung auf der Gänsheide, auch die Firma nutzt gelegentlich die Räume.

Das Festprogramm

Bürgerfest
Am Samstag, den 5. Juli, feiert die Bosch-Stiftung von 10 bis 20 Uhr ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Bürgerfest. Die Veranstalter erwarten dabei in der Heidehofstraße 31 rund 8000 Besucher – um einen Ansturm zu vermeiden, gibt es mehrere Uhrzeiten für Besuchergruppen, die jeweils zwei Stunden auf dem Gelände bleiben können. Sie können sich für die kostenfreie Veranstaltung online anmelden: www.bosch-stiftung.de/buergerfest

Programm
Die Stiftung präsentiert die Vielfalt ihrer Arbeit: Mediziner geben Auskunft, es laufen Kinofilme, Schriftsteller lesen, junge Journalisten erzählen von ihrem Alltag. Auf zwei Bühnen gibt es Programm.