„Robinson Crusoe“ ist wie nur wenige Bücher sonst in die Pop-Kultur eingegangen. Zum Welttag des Buches lohnt sich ein Blick auf den Klassiker von Daniel Defoe.

Stuttgart - „Ich bin geboren zu York im Jahre 1632, als Kind angesehener Leute, die ursprünglich nicht aus jener Gegend stammten.“ So beginnt der Ich-Erzähler in „Robinson Crusoe“ mit seiner Geschichte, in deren Verlauf er unter anderem knapp 30 Jahre auf einer einsamen Insel verbringt und Abenteuer mit Kannibalen erlebt.

 

Eine wahre Begebenheit als Vorlage

Inspiriert wurde Defoe durch die Erlebnisse Alexander Selkirks, eines Seefahrers, der vier Jahre und vier Monate auf einer einsamen Insel verbringen musste. Allerdings schmückte der Schriftsteller die Wahrheit mit viel Fantasie aus, um die Geschichte spannender zu machen.

Das Buch wurde so rasch zum Erfolg, dass Daniel Defoe bereits im Jahr nach der Veröffentlichung eine Fortsetzung folgen ließ. Durch einen Kniff verstand es Defoe, den Anschein zu erwecken, dass es sich bei der abenteuerlichen Geschichte um einen authentischen Bericht handelte. Denn die Geschichte Robinson Crusoes war angeblich von diesem selbst niedergeschrieben worden, wie das Titelblatt der Erstausgabe behauptete.

Zur bloßen Jugendlektüre umgedeutet

In der Folge wurde „Robinson Crusoe“ immer wieder von anderen Schriftstellern bearbeitet und – nicht immer zu seinem Vorteil – umgeschrieben. Ähnlich wie etwa James Fenimore Coopers humanistische Indianerromane um den Trapper Lederstrumpf oder Jonathan Swifts scharfzüngige Satire „Gullivers Reisen“ wurde auch „Robinson Crusoe“ häufig zur reinen Abenteuerlektüre für Kinder und Jugendliche umgedeutet.

Dabei stellt der Roman im Grunde eine zweigeteilte Gesellschaftskritik dar, denn nur der erste Teil spielt auf der einsamen Insel. Zugleich baut Defoe eine moralische Komponente ein: Robinson Kreutzner, wie der aus Bremen stammende Ich-Erzähler eigentlich heißt, schlägt die Warnungen seines Vaters vor einem unsteten Leben auf See in den Wind, findet auf der einsamen Insel zum christlichen Glauben und kehrt schließlich als reicher Mann in die Heimat zurück.

Nicht alles ist gut gealtert

Nicht alles an „Robinson Crusoe“ ist gut gealtert. So sind etwa die Passagen um den dunkelhäutigen Freitag, den Robinson auf der Insel trifft und dem er sogleich beibringt, ihn „Meister“ zu nennen und ihm untertan zu sein, heutzutage kaum noch unbefangen zu genießen. Auch ist der Roman nicht ohne Längen, etwa wenn Robinson Crusoe sein Inselleben in allen Details beschreibt. Dennoch gehört das Buch zu den ewigen Klassikern der Literaturgeschichte und ist – nicht nur am Welttag des Buches am 23. April – eine Wiederentdeckung wert.