Bosch stattet seinen Bordcomputer mit künstlicher Intelligenz aus, um den Straßenverkehr besser zu deuten. Eine Service-Plattform für vernetzte Wagen soll Kunden locken. Doch die Konkurrenz ist bereits auf der Überholspur.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Der Technologiekonzern Bosch hat auf der Konferenz Bosch Connected World in Berlin einen Fahrzeugcomputer für selbstfahrende Autos präsentiert. Der „KI Autocomputer“ soll die Wagen mithilfe künstlicher Intelligenz auch durch komplexe und für das Auto neue Verkehrssituationen lenken. „Wir bringen dem Auto bei, sich selbstständig durch den Straßenverkehr zu bewegen“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung Volkmar Denner. Im Zusammenspiel mit Dutzenden Sensoren könne das Auto künftig Situationen interpretieren und Vorhersagen darüber treffen, wie sich andere Verkehrsteilnehmer verhalten.

 

Mit künstlicher Intelligenz sollen Computer nicht nur Regeln befolgen, sondern Informationen selbstständig deuten. Mit ihrer Hilfe will die Automobilbranche die Entwicklung von Roboterwagen beschleunigen und sucht Partnerschaften zu IT-Unternehmen – so auch Bosch. Für den Bordcomputer, der Anfang der nächsten Dekade in Serie gehen soll, kooperiert das Unternehmen mit dem amerikanischen Chip-Hersteller Nvidia. Die Mobilität der Zukunft sei „unfallfrei, emissionsfrei, stressfrei“, sagte Denner. Künstliche Intelligenz spiele bei Bosch in allen Geschäftsfeldern zunehmend eine entscheidende Rolle. „Schon in zehn Jahren sind Bosch-Produkte ohne künstliche Intelligenz kaum mehr denkbar“, so Denner.

Bosch will auch mit Dienstleistungen für selbstfahrende Autos punkten

Der Stuttgarter Konzern kündigte außerdem eine neue Internetplattform für Mobilitätsdienste an. Diese umfasse eine Software-Plattform sowie einen Baukasten, mit dem Fahrzeughersteller und andere Anbieter Mobilitätsdienste entwickeln könnten, sagte Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel. Als Dienste würden derzeit eine digitale Parkplatzkarte in Echtzeit, eine Falschfahrerwarnung binnen zehn Sekunden und eine Sprachsteuerung erprobt. Außerdem soll eine Software die wichtigsten Komponenten des Fahrzeugs permanent analysieren und rechtzeitig eine Wartung vorschlagen, bevor es eine Panne gebe.

Die Dienste sollen in den kommenden Jahren in Serie gehen. Bosch-Geschäftsführer Dirk Hoheisel betonte den Stellenwert der Plattform für das Geschäft des Automobilzulieferers: „Services für Connected Cars (vernetzte Wagen, d. Red.) werden mehr und mehr zum Differenzierungsmerkmal in der Automobilindustrie. Von der Idee über die Einführung bis zum Betrieb von Services liefern wir unseren Kunden alles aus einer Hand.“ Laut den Marktforschern von Gartner soll es bis 2020 weltweit rund 250 Millionen vernetzte Autos geben.

Autoexperten reagieren auf die Ankündigungen Boschs zurückhaltend

Automobilexperten reagierten zurückhaltend auf die Ankündigungen von Bosch. „Das Thema der Zukunft ist Software und Dienstleistungen. Bosch denkt in die richtige Richtung“, sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach. Auch Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte von der Universität Duisburg-Essen, lobte den Ansatz, schränkte aber zugleich ein: „Was die künstliche Intelligenz angeht, sind alle unterwegs. Bosch und die deutschen Zulieferer fehlt das Gegengewicht zu Mobileye, Intel und Google. Diese haben die Technik von morgen schon heute in den Händen. Bosch muss schneller werden.“

Der amerikanische Chip-Gigant Intel hatte diese Woche den Kauf von Mobileye für rund 14 Milliarden Euro bekannt gegeben. Das israelische Unternehmen Mobileye ist einer der Top-Hersteller von Software und Kameras für Roboterwagen. Damit wolle man „zum führenden Team beim autonomen Fahren“ werden, teilte Intel mit. Der Kauf gilt als einer der wichtigsten der Automobilbranche in jüngster Zeit. Mit den beiden Firmen testet auch BMW autonom fahrende Fahrzeuge.