Cristian Molinaro ist beim VfB Stuttgart offenbar auf dem Absprung zum AS Livorno. Um ihm keine Steine in den Weg zu legen, will der Club wohl sogar auf eine Ablöse verzichten.

Stuttgart - Am Samstag könnte sich Cristian Molinaro (30) eigentlich mal was gönnen. Das macht man bei einem Jubiläum normalerweise ja so. Er ist jetzt auf den Tag genau vier Jahre in Stuttgart, wo er am 4. Januar 2010 einen noch bis Juni laufenden Vertrag beim VfB unterschrieben hat. Doch in diesem Fall dürfte das für den Linksverteidiger kein Grund zum Feiern sein, da sich seine Zeit auf dem Wasen dem Ende zuneigt – nicht erst im Sommer, sondern noch in diesem Monat. Nach StZ-Informationen hat der AS Livorno die Fühler nach Molinaro ausgestreckt. Damit zeichnet sich die Rückkehr in seine italienische Heimat ab. Vielleicht gönnt er sich dann ja bald in Livorno was – einen Neuanfang.

 

Der VfB hat schon signalisiert, dass er dem Nationalspieler keine Steine in den Weg legen wird. Der Club ist inzwischen sogar bereit, auf eine Ablösesumme zu verzichten, obwohl beim Transfer von Molinaro noch 3,8 Millionen Euro an Juventus Turin gezahlt werden mussten. „Wir sind bemüht, eine einvernehmliche Lösung zu finden. Das weiß Cristian auch“, sagt der VfB-Sportdirektor Jochen Schneider.

Marktwert im Keller

Der Marktwert von Molinaro ist ohnehin in den Keller gerauscht, nachdem er es in dieser Saison erst auf einen einzigen Einsatz in der Bundesliga gebracht hat. Unter dem seit 26. August amtierenden Trainer Thomas Schneider gehört Molinaro nicht einmal mehr zum Kader.

Dafür zählt er mit Cacau zu den letzten Spitzenverdienern aus der alten Ära. Seine Jahresgage beträgt rund 2,5 Millionen Euro – Geld, das der VfB nun für ein halbes Jahr sparen könnte, was den engen Etat wenigstens etwas entlasten würde. Allerdings müsste Molinaro bei einem Wechsel nach Livorno einen Gehaltsverzicht in Kauf nehmen, weil der kleine Verein finanziell keine großen Sprünge machen kann. Auch sportlich würde er sich nicht verbessern. Livorno belegt den vorletzten Tabellenplatz und schwebt in Abstiegsgefahr.

Molinaro ist am Zug – wieder einmal. Bereits im Sommer hat er ein Angebot des russischen Erstligisten Kuban Krasnodar abgelehnt, nachdem er schon zugesagt hatte. Das führte damals endgültig zum Bruch mit dem VfB – und zum Zerwürfnis mit seinem Berater Maurizio Gaudino, der sich mittlerweile von ihm getrennt hat.

Der VfB braucht jeden Euro

Und jetzt? Am Freitag beim Trainingsauftakt nach den Weihnachtsferien mischte Molinaro noch mit – im Gegensatz zu Tunay Torun (23), dessen Transfer in die Türkei beschlossene Sache ist. Der Mittelfeldspieler muss bei Kasimpasa Istanbul nur noch den Medizincheck bestehen, um seinen Vertrag unterschreiben zu können. Im Gegensatz zu Molinaro ist das für den VfB dann ein lukratives Geschäft. Torun kam vor eineinhalb Jahren ablösefrei aus Berlin. Jetzt geht er für einen Betrag von bis zu einer Million Euro – abhängig davon, wie erfolgreich er bei seinem neuen Club ist, der momentan auf dem dritten Platz liegt.

Der VfB kann jeden Euro brauchen. Also gibt es zwei weitere Verkaufskandidaten. Vor dem Absprung ist erstens zudem Benedikt Röcker (24), der sich mit dem Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth einig ist (die StZ berichtete). Vor der Vollzugsmeldung bedarf es aber noch Verhandlungen mit dem VfB, der für den Innenverteidiger rund 500 000 Euro fordert – was nach Fürth vorgedrungen ist. Nicht so konkret ist das Interesse an Patrick Funk (23). Aber immerhin hat aktuell ein Zweitligist (Bochum?) vorgefühlt. „Wir sind ganz entspannt und warten ab“, sagt Jochen Schneider.