Zdravko Slemensek arbeitet eigentlich in der IT. Aber jetzt ist der Löchgauer auf die Kaffeebohne gekommen und den Geheimnissen ihrer Rösterei auf der Spur.

Löchgau - Schon beim Eintreten steigt einem der betörende Duft von gerösteten Bohnen in die Nase. Zdravko Slemensek hat sich auf 25 Quadratmeter im „Bean Market“ ein kleines Reich geschaffen, in dem sich alles um die Kaffeebohne dreht. Über Jahre ist die Idee einer eigenen Rösterei in seinem Kopf gereift, erzählt der 56-Jährige, der sonst in der IT-Branche tätig ist. Jetzt will der Löchgauer Self-Made-Röster am Samstag seinen Laden an der Besigheimer Straße 1 eröffnen – er ist damit ein Exot im technisch geprägten Gewerbepark Röcker.

 

Röstmaschine aus Edelstahl selbst gebaut

Vier Jahre lang hat er an der Röstmaschine aus Edelstahl getüftelt, sie entworfen und gebaut. Auf der kleinen Theke sind in durchsichtigen Döschen verschiedene Bohnen abgepackt. Die geernteten sind leicht grünlich, sie nehmen erst nach dem Rösten das warme Braun an und sind dann fast doppelt so groß.

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Das Rösten habe er rasch gelernt, aber man müsse genau hinhören, was in dem Röstgerät passiere, schildert der Löchgauer. Der Röstvorgang wird digital gesteuert, auf einem Bildschirm die Umgebungstemperatur in der Trommel und die der Bohne selbst angezeigt. Beim Röstprozess verdampft das Wasser aus der Bohne, nach ungefähr 15 Minuten höre man ein erstes leises Knistern – wie wenn Mais zu Popcorn wird. Dies bedeutet, dass die Zellstruktur der Bohne zerbricht. Dabei trennen sich die Silberhäutchen ab. Diesen Moment darf er auf keinen Fall verpassen.

Auf den richtigen Zeitpunkt kommt es an

Immer wieder zieht er mit dem Probezieher einige Bohnen heraus. Jetzt kommt es darauf an: werden die Bohnen zu früh in die Abkühlbehälter gegeben, bleibt zu viel Säure drin, die den Kaffee unbekömmlich macht. Wartet man zu lange, verbrennen sie. Und weil Slemensek viel erklärt, passiert genau dieses. „Vorführeffekt. Die Bohnen sind zu dunkel. Ich habe 30 Sekunden zu lange gewartet“, sagt er. Das Kaffeerösten sei eben ein ständiger Lernprozess.

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Wenn man mit ihm über seine Leidenschaft plaudert, kann man sich gar nicht vorstellen, dass der Vater zweier erwachsener Töchter fast 25 Jahre lang selbst gar keinen Kaffee getrunken, weil er ihn nicht vertragen hat. Das hat sich vor sechs Jahren geändert, als er mehr auf die Qualität des Getränks achtete und sich so sukzessive mit den Bohnen beschäftigte. Dann erinnerte er sich auch daran, dass seine Mutter früher in Slowenien für den Eigengebrauch Kaffee selbst geröstet hat und fing einfach an zu experimentieren.

Aber was macht einen guten Kaffee aus? Sein Geschmack hänge von der Bohne, von der Röstung, vom Mahlgrad und von der Art der Zubereitung ab. „Er darf aber vor allem nicht zu viel Säure haben“, sagt er. Seine Bohnen kommen aus Bolivien, Brasilien, Indien sowie Honduras, heißen Liberica, Arrabica oder Canephora und eignen sich je nach dem für klassischen Bohnenkaffee oder Espresso. Er freut sich schon darauf, seine Kundschaft in die Feinheiten einzuweihen und zu beraten, etwa ob sie den Kaffee lieber mild, schokoladig oder fruchtig haben möchte.

Bäckereien und Gastronomie als Kundschaft

So bald wie möglich will Slemensek in Altersteilzeit gehen und sich dann noch mehr auf „Bean Market“ konzentrieren. Ziel ist es auch Bäckereien und die Gastronomie zu beliefern. Werbung macht er in den sozialen Medien, außerdem setzt er auf Mund-zu-Mund-Propaganda.

Spaß macht es Zdravko Slemensek aber auch, die Bohnen zu verfeinern. In einem Eimer hat er schon eine Mischung für eine Weihnachtsedition vorbereitet – sie wurde vor dem Rösten in Zimt, Piment und Nelken eingelegt: „Ich habe aber auch schon mit Portwein experimentiert. Das schmeckt wunderbar.“

Kontakt: Zdravko Slemensek, Bean Market, Besigheimer Straße 1, 74369 Löchgau, Telefon: 0172-77 51 86 0, E-Mail: info@beanmarket.de; Homepage: www.beanmarket.de. Öffnungszeiten: Freitag 13 bis 18 Uhr, Samstag 8.30 Uhr bis 13.30