Zur dritten Roller-Derby-WM treten 38 Nationen in Manchester an. Erstmals wird das viertägige Turnier in Europa ausgetragen. Im deutschen Team mit dabei sind auch zwei Stuttgarterinnen.

Stuttgart/Manchester - Es ist bis heute ein von Frauen dominierter Vollkontaktsport: Roller Derby, ein rasantes Rollschuhrennen auf einer ovalen Bahn, wächst seit Jahren weltweit – und auch in Deutschland. Die deutschen Bundesliga-Meisterinnen 2017 kommen aus Stuttgart. Und von diesem Donnerstag an treten zwei Stuttgarter Spielerinnen mit dem Nationalteam zur dritten Weltmeisterschaft im englischen Manchester an. 38 Nationalmannschaften kämpfen vier Tage lang in einem straff organisierten Turnier um Medaillen.

 

Das deutsche Team hat sich ein ambitioniertes Ziel vorgenommen. „Wir wollen unter die Top Zwölf kommen. Ich halte das für realistisch, aber es ist ein anspruchsvolles Ziel“, sagt Analee Raudonat von den Stuttgart Valley Rollergirls. Sie und ihre Teamkollegin Valerie Pogodda schnallen sich ihre Rollschuhe am Donnerstag in der Vorrunde gegen Finnland und Schottland um. Um weiterzukommen wird es auf jeden Punkt ankommen. Gegen Schottland hat man kürzlich in Cardiff bereits ein Länderspiel absolviert. „Das hatten wir zwar knapp verloren, aber wir begegnen ihnen definitiv auf Augenhöhe. Beim nächsten Treffen ist es unser Ziel, zu gewinnen und uns gegen Finnland zu behaupten“, sagt Trainerin Kristina Lewis, die ebenfalls aus Stuttgart kommt.

Es ist noch keine 20 Jahre her, da startete die moderne Form des Roller Derby aus einem Spaß heraus in Austin, Texas. Mittlerweile hat es ein kompliziertes Regelwerk – und es ist körperlich sehr fordernd. Was die Block-Aktionen angeht, erinnert es ein wenig an Eishockey oder Football. Um dem körperlich Stand zu halten, ergänzen die Spielerinnen ihre Einheiten vor allem durch Krafttraining – Pogodda und Raudonat zweimal die Woche. In kürzester Zeit hat sich der junge Sport zu einer konkurrenzfähigen Sportart gemausert. Seit sich das erste Team in Texas vor rund 18 Jahren gegründet hat, sind weltweit mehr als 1200 Vereine entstanden. Knapp 420 davon vereint die Women’s Flat Track Derby Association (WFTDA), der amerikanische Dachverband unter dessen Regelwerk nahezu alle spielen. Die Warteliste auf eine Vollmitgliedschaft ist lang.

Stuttgart holte sich den Meistertitel 2017

Auch in fast jeder deutschen Stadt gibt es einen Verein, seit 2010 wird Bundesliga gespielt. Den Spielbetrieb regelt die Sportkommission Roller Derby im Deutschen Rollsport und Inline-Verband. Das Stuttgarter Team gehört zum MTV, wo es gerade zur Mannschaft des Jahres gewählt wurde, wohl auch, weil es sich zum Jahresende erstmals seit 2010 den deutschen Meistertitel erkämpft hat. International spielen die deutschen Teams, abgesehen von Berlin, keine große Rolle. Doch gerade die internationale Erfahrung wird laut Raudonat und Pogodda vor allem Nationalteams aus Schweden oder Finnland einen Vorteil verschaffen – die Medaillen-Favoriten sind klar die USA, Australien, Kanada und England.

Topp vorbereitet in die WM

„Der Druck ist dieses Mal viel höher, aber auch die Motivation ist größer“, sagt Raudonat, die als einzige Spielerin bereits drei, also alle Weltmeisterschaften, mitgemacht hat und passenderweise die Nummer eins auf dem Rücken trägt. An die WM-Enttäuschung vor drei Jahren in Dallas erinnert sie sich gut. Damals war es schon in der Vorrunde vorbei. „Dieses Mal ist vieles anders. Unsere Vorbereitung ist top, die Stimmung im Team stimmt und wird haben ein gutes Management“, sagt sie. Valerie Pogodda sieht das ähnlich. „Das Neue ist, dass im Team alle auf einem hohen Level spielen“, sagt die Frau mit der Nummer 315, die im Stuttgarter Team einen sicheren Stammplatz hat, in der Nationalmannschaft aber darum kämpfen musste.

Wer sich die WM anschauen möchte, kann den Finaltag live verfolgen. BBC Sports überträgt die Spiele am Sonntag, 4. Februar, ab 15.30 Uhr im Internet.