Romano rappt kommende Woche in Stuttgart über seine Heimat Berlin-Köpenick. Er hat sich auch unter Heavy-Metal-Fans Respekt verschafft – und arbeitet mit den Besten der Entertainment-Zunft zusammen. Ein Gespräch über Ossis, Genregrenzen und seine Goldzöpfe.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Roman Geike hätte man schon länger auf dem Schirm haben können. Der Mann ist gelernter Mediengestalter (so wie Cro), war aber auch schon Schlagersänger. 2013 feierte die Berliner Szene ein Video, in dem Geike zu Technobeats durch sein Heimatviertel Köpenick streift. Da hatte Geike schon seine blonde Mähne und den goldenen Blouson, mit dem er 2015 seine neueste Kunstfigur präsentierte: Romano. Am kommenden Samstag stellt der Musiker im Stuttgarter Club Schräglage sein neues Album „Jenseits von Köpenik“ vor.

 
Romano, wann waren Sie zum letzten Mal in Stuttgart?
Das muss Ende der Neunziger gewesen sein, mit meiner Rockband. Die Idee war im Winterurlaub 1995 in der Tschechei entstanden. Beim Köpenicker Sommer ‘96 hatte ich meinen ersten größeren Auftritt. Über Freunde bin ich später in die Technoszene reingerutscht, samt Tour durch den Ostblock. Eines Abends kam ich dann vom Klo und habe vor mich hingesungen: „Es sind die Worte der Liebe, die nicht vergehen“. Der DJ, der zufällig auch da war, hat das sofort an eine Schlagerfirma gesendet.
2013 kam Ihr erstes Köpenick-Video.
Mein alter Köpenicker Kumpel Moritz Friedrich alias Siriusmo, Jakob Grunert und ich haben uns zusammengetan und dieses Video gedreht. Irgendwann entstand daraus Romano. Wir haben Köpenick genommen und die Dinge, die ich so treibe - meine Zöpfe, meine Kleidung – und Songs geschrieben. Ohne Plattenvertrag, sondern nach dem Motto: Wir treffen uns immer dienstags auf einen Piccolo bei Moritz im Studio.
Die Songs reißen Genregrenzen ein.
Nach der Wende gab es im Berliner Osten keine Befehlsstrukturen mehr. Ich war damals zwölf. Da war Anarchie, kreativ-aggressiv. In der DDR wurde ja alles unterdrückt, was nicht staatsnah war. Entsprechend hat der Osten danach alles ausprobiert: Nazis, Punk, HipHop, Heavy Metal, Techno. Das gab natürlich auch Zoff.
Weil die Szenen strikt getrennt waren?
Manchmal flogen auch die Fäuste. Aber man hat Kassetten getauscht, ich habe Hip-Hop gehört und einen Freund im Westen besucht, der Techno aufgelegt hat. Das klang für mich wie Maschinenmusik. Als ich mit ihm das erste Mal Technoklubs wie den Tresor besuchte, war ich jedenfalls krass beeindruckt. Ich habe auch auf MTV die Metal-Sendung Headbangers Ball angeschaut. 1992 in London habe ich eine Vorform von Jungle kennengelernt – also MCs, die über elektronische Beats rappen. Ich hatte eben keine Lust auf einen Genrekodex. Das trage ich bis heute in mir.
Ungewöhnlich ist, dass Sie Ihre ostdeutsche Herkunft thematisieren.
Ich bin in Köpenick geboren und dorthin immer wieder zurückgekommen. Meine Arbeitgeber haben mich gefragt, warum ich nicht umziehe, um mir Fahrtzeiten von zwei, drei Stunden am Tag zu ersparen. Aber Köpenick ist kein Flirt. Köpenick hat diese Ausstrahlung. Hier kannst du Enten füttern, Boot fahren, buntes Treiben am Bahnhof. Ich fühle mich hier wie in einem großen Wohnzimmer, kenne die Nachbarn, die Postfrau. Diese Vertrautheit möchte ich nicht missen. Deshalb musste der Köpenick-Song aufs Album.
Das Video dazu entstand in Los Angeles, genauer in Compton – wo, wie wir seit dem Kinofilm „Straight Outta Compton“ wissen, – der Westküstenrap herstammt. Kam Ihr Video absichtlich gleichzeitig raus?
Das mit dem Film war reiner Zufall. Ich bin aber großer Fan des Westküstenrap. Und wissen Sie was? Für mich ist Köpenick wie LA. Die Gegend um den Bahnhof ist Downtown, Rahnsdorf ist das Köpenicker Long Beach und da wo die Puhdys, Karat und andere Ost-Rockstars wohnen, das ist unser Hollywood. Und überhaupt: Die Sonne kann noch so schön scheinen, da ist trotzdem Müll zwischen den Palmen. Glamour und Asphalt, Goldkette und Mülltonne: die Mischung macht’s, diese schrulligen Momente. Die gibt es in Köpenick auch. Und wie Köpenick ist auch Compton nicht so durchgentrifiziert. Im Café gibt’s da keine 15 Sorten in Bio, in Köpenick kriegst du verdammt noch mal einen Filterkaffee.
Gilt Köpenick in Berlin als hip?
Die Kids, die zum Feiern in der Stadt sind, sind hier nicht so gut aufgehoben. Hier ist es ja nicht wie am Boxhagener Platz. Köpenick hat einen anderen Charme. Wir sind hier in Berlin rechts unten, also weit draußen. Und der Bezirk Treptow-Köpenick ist riesig. Nach Rahnsdorf fährste schon mal ne halbe Stunde mit dem Auto.
Letzte Frage: wie pflegen Sie Ihre Haare?
Die Haare trage ich seit 1994 lang, Zöpfe seit 1996/97. Ich war hier und da mal mit einer Friseurin zusammen, das hilft. Ich benutze Produkte von Davines und Sebastian. Wichtiger noch: ich lasse die Haare an der Luft trocknen. Man muss einfach ein bisschen gut zu den Haaren sein, ab und zu die Spitzen schneiden und durchkämmen.