Blühende Wiesen dienen der Biodiversität: Roland Mannschreck vom Vorstand der IG Streuobst Kernen zeigt den Umgang mit Sense und Balkenmäher im Sortengarten in Rommelshausen

Es liegt ein Summen und Brummen über den hochstehenden Gräsern und Blumen auf der Wiese im Sortengarten der IG Streuobst Kernen. Das rund 60 Ar große Gelände in Rommelshausen gehört der Gemeinde. Vor zehn Jahren hat die Interessengemeinschaft dort 60 Apfelbäume gepflanzt, 25 Sorten Tafelobst und fünf Sorten Mostobst. Das kultivierte Naturparadies in Rommelshausen, gegenüber dem Gelände der Gartenfreunde, diente am Samstag als Anschauungsobjekt. Roland Mannschreck vom Vorstand der IG hat fürs „Heu-Coaching“ mit Sense und Balkenmäher hantiert.

 

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„Wir haben ganz bewusst das Gras stehen gelassen, um die Biodiversität zu fördern, denn wir haben im Remstal zu viele artenarme Wiesen“, sagte Karl-Heinz Schmid, ebenfalls im Vorstand der IG Streuobst. In die Wiese wurde eine spezielle Blühmischung „Schwäbisches Hügelland“ ausgebracht. Kniehoch sind die Gräser und Blumen mittlerweile gewachsen. Eigentlich müssten sie mindestens noch bis Ende Juni stehen bleiben. Erst dann ist die richtige Zeit für die Sommermahd. Doch für das Heu-Coaching genügte ein Randstreifen. „Da haben die Insekten noch ausreichend Platz. Man sieht die Heupferde in Scharen davon hüpfen, wenn man mit der Sense oder dem Balkenmäher durchgeht“, sagte Roland Mannschreck.

Das Heumachen ist mit ziemlich viel Arbeit verbunden

Das Heumachen nach guter alter Bauernsitte, das früher zweimal im Jahr ganz normales Tagwerk von Landwirten war, ist mit ziemlich viel Arbeit verbunden. „Das ist was für Liebhaber“, sagte Karl-Heinz Schmid. Und man müsse dranbleiben, ergänzt Roland Mannschreck. Außerdem gelte es, vieles zu beachten. Angefangen bei der Wettervorhersage. Es braucht nämlich sprichwörtliches Heuwetter. Drei Tage sollte kein Regen in Sicht sein, damit das Mähgut tagsüber ausreichend trocknen kann. Was es aber nur dann tut, wenn das Heugras abends zum Schutz vor Tau zu Reihen zusammengerecht wird, um es morgens wieder mit dem Rechen zum Trocknen aufzuschütteln. Dieses Prozedere muss drei Tage lang wiederholt werden.

„Früher gab es häufig Scheunenbrände, weil das feuchte Gras gegärt und sich entzündet hat“, sagte Roland Mannschreck, der am Samstag in Rommelshausen zu Schulungszwecken die Sense dengelte und wetzte. Denn die Mahd mit dem Handgerät ist für Amphibien und Insekten die Schonendste. Alternativ könne auch ein Balkenmäher eingesetzt werden, der allerdings vom Handling auch nicht ganz so einfach sei, erklärte das Vorstandsmitglied der IG Streuobst. Doch auch wer nur einen Mulchmäher habe, könne den Insekten helfen, wenn er in seiner Wiese Blühstreifen oder Inseln stehen lasse.

Das Mähgut muss von der Wiese runter

Wer es im Grünen bunt will, muss nach den drei Trockentagen das gesamte Mähgut von der Wiese holen, sagte Karl-Heinz Schmid. „Damit es blüht, muss die Wiese abmagern, und wenn man mulcht, also das Abgemähte liegen lässt, bekommt der Boden zu viele Nährstoffe.“ Allerdings wartet zwischen Mähen und Abräumen des Heugrases eine Menge Arbeit. Eine Frau, die einige Stückle besitzt, wollte wissen, ob es denn irgendwelche Strukturen gebe, auf die sie bei der aufwendigen Heuernte zurückgreifen könne. „Wir sind dabei, welche aufzubauen, weil sich ja nicht jeder einen Balkenmäher zulegen kann“, sagte Mannschreck.

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Wiesen mit Rasenroboter zu mähen, sei natürlich weniger arbeitsintensiv als Heuen, sagte Karl-Heinz Schmid. Eine solche Fläche bringe aber den Insekten gar nichts. „Mal abgesehen davon, dass eine Wiese mit Blumen und Gräsern doch viel schöner aussieht, als ein kurz geschorenes Grün.“ Und wer es besonders gut mit der Insektenwelt meine, der lasse eine Mahd ausfallen, und mähe nur einmal im Jahr. „Denn die Insekten brauchen Stängel. Wenn die weg sind, sind sie wohnsitzlos“, sagt Roland Mannschreck.