Die Raumsonde Rosetta wird beobachten, wie sich der Komet 67P/Tschurjumow-Gerassimenko in der Sonnenhitze verhält. Auseinanderbrechen wird er wohl nicht. Aber der Kontakt zum Landeroboter Philae wird immer schwieriger.

Stuttgart - Nun wird es heiß für den Kometen 67P/Tschurjomow-Gerassimenko: Mit 122 400 Stundenkilometern wird er am Donnerstag den sonnennächsten Punkt seiner Flugbahn passieren. Er ist dann zwar immer noch etwas weiter von der Sonne entfernt als die Erde, nämlich 186 Millionen Kilometer, aber die Strahlung setzt ihm zu: Sein gefrorenes Material verdampft und schießt in Fontänen ins All. Zum ersten Mal können Forscher dabei zusehen, denn die europäische Raumsonde Rosetta umkreist den Kometen Tschuri – allerdings in sicherem Abstand.

 

„Die vom Kometen ausströmenden Staubteilchen können die Sternensensoren von Rosetta stören“, sagt der Flugdirektor Andrea Accomazzo – mit der Folge, dass sich die Sonde nicht mehr am Sternenhimmel orientieren kann. Vor wenigen Tagen wurde der Kurs erneut korrigiert: Accomazzo und seine Kollegen lenkten Rosetta auf eine Bahn in rund 300 Kilometer Entfernung von Tschuri – dabei war sie dem Kometen schon bis auf sechs Kilometer nahe gekommen. „Das alles sind keine unerwarteten Probleme“, sagt Accomazzo.

Der Flugdirektor erwartet, dass der Komet erst im September seine größte Aktivität erreichen wird, also nachdem er den sonnennächsten Punkt seiner Bahn passiert hat. „Die Erwärmung von Tschuri dauert ein bisschen“, sagt der 45-jährige Accomazzo in Darmstadt, von wo aus Rosetta gesteuert wird. „Zum Zeitpunkt der größten Annäherung an die Sonne absorbiert der Komet die Energie und gibt sie in den folgenden Wochen wieder ab.“ Dass es Tschuri zu heiß werden könnte und er auseinanderbricht, hält Accomazzo für „sehr unwahrscheinlich“.

Es bleiben noch zwei Monate, um Philae zu kontaktieren

Der größere Abstand von Rosetta zu Tschuri schmälere die Chancen für eine gute Verbindung zum Landeroboter Philae auf der Kometenoberfläche, sagt der Philae-Projektleiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Stephan Ulamec. Es gebe keine verlässliche und stabile Verbindung. „Das ist das Hauptproblem.“ Durch die außerplanmäßige Landung an einem schattigen Ort war es eigentlich zu kalt für die Elektronik, sagt Ulamec. „Sie hat es trotzdem überlebt. Aber es kann sein, dass es zu thermischen Spannungen kommt und Kontakte brechen und es jetzt zu einer Art Wackelkontakt kommt.“ Aber das ist nur eine Vermutung. Philae hatte sich zuletzt am 9. Juli gemeldet und in erster Linie Informationen über seinen eigenen Zustand geliefert. Zwei Monate bleiben den Forschern noch. „Im Oktober, November sind wir so weit von der Sonne entfernt, dass keine Chance mehr besteht, den Lander zu aktivieren“, sagt Ulamec.

Spannend würde es trotzdem bleiben. „Nächstes Jahr werden wir uns mit Rosetta wieder deutlich näher an Tschuri heranwagen können“, sagt Accomazzo, was schärfere Fotos ermögliche. „Dann sehen wir, was sich auf seiner Oberfläche verändert hat. Das ist genau das, was wir wollen.“ Der Komet wird sich dann wieder von der Sonne entfernen, um erst nach rund sechs Jahren wieder zurückzukehren.

Stephan Ulamec hofft auch, dass man auf den Bildern Philae erspähen wird. „Dann sehen wir, was los ist mit dem Lander“, in welchem Gelände er steht und in welcher Position. Das Ende der Rosetta-Mission ist für September 2016 geplant – nach zwölfeinhalb Jahren im All und einer Strecke von fast acht Milliarden Kilometern. Dann soll sich die Sonde wie Philae zuvor auf dem Kometen niederlassen und, wenn möglich, Signale zur Erde senden. Die Chancen dafür seien zwar nicht unbedingt groß, meinte Accomazzo. „Aber wir werden es versuchen.“