Der ehemalige VfB-Trainer Markus Weinzierl verkörpert den Augsburger Nostalgie-Faktor. So wie einst soll es wieder mit dem Trainer-Rückkehrer werden. Erst einmal leistet der neue Hoffnungsträger auch Abbitte.

Augsburg - Um Markus Weinzierl sorgt sich selbst das Hotel-Personal. Eine Mitarbeiterin bot ihm beim Frühstück am Dienstag sogar ein Extra-Croissant an, weil er im Vergleich zu seiner ersten Amtszeit beim FC Augsburg angeblich so abgenommen habe. Diese Anekdote erzählte der 46-Jährige vergnügt bei seiner Vorstellung als Trainer-Hoffnungsträger des abstiegsbedrohten Fußball-Bundesligisten. Rückhalt und Zuspruch sind Weinzierl wichtig. Das weiß er nun besser als zuvor. „Das gibt mir natürlich Sicherheit, die ich brauche, um auch mit der Mannschaft erfolgreich zu sein. Da spielt der Wohlfühlfaktor schon auch eine große Rolle“, betonte er.

 

Vier Jahre betreute Weinzierl den FCA in der Bundesliga und pflegte einen couragierten Umschaltfußball, an dem später seine Nachfolger mit schöner Regelmäßigkeit gemessen wurden. 2016 wechselte er nach wochenlangem Vertragspoker und „Nebengeräuschen“, wie er es selbst ausdrückte, erst gegen eine Zahlung von angeblich rund drei Millionen Euro Ablöse zum FC Schalke 04.

Manager Stefan Reuter holte ihn zurück – „überhaupt kein Problem mehr“

Manager Stefan Reuter, der ihn nun auch als Nachfolger von Heiko Herrlich zurückholte, war von den Begleitumständen damals wenig begeistert. „Wie es auseinandergegangen ist, das war keine Auseinandersetzung zwischen Markus Weinzierl und Stefan Reuter, sondern wir hier beim FC Augsburg waren unglücklich über die Art und Weise, wie die Trennung vonstattengegangen ist“, erläuterte Reuter.

Seit dem Abschied nach der gemeinsamen Europa-League-Saison mit dem Aus erst gegen Jürgen Klopps FC Liverpool habe es „einige Treffen und Gespräche“ gegeben. Reuter zufolge gibt es „überhaupt kein Problem mehr“, man liege „auf einer Wellenlänge“.

„Oft merkt man erst, wenn man weg ist, was man alles gehabt hat“

Weinzierl sprach sogar von einer „Meinungsverschiedenheit“, die man damals gehabt habe. „Es war schwierig, den goldenen Weg zu finden“, beschrieb der Straubinger seinen Wunsch, mit Schalke den nächsten Karriereschritt machen zu wollen und dafür seinen Wohlfühlverein verlassen zu müssen. „Damals habe ich sicher Fehler gemacht, aber das habe ich auch bereut.“

Das Aus auf Schalke und das Intermezzo beim VfB Stuttgart hat Weinzierl so manches klar gemacht. „Oft merkt man erst, wenn man weg ist, was man alles gehabt hat“, sagte er und bat die damals enttäuschten Augsburger Fans nochmals um Abbitte und eine zweite Chance. „Für mich war es wie nach Hause kommen. Es ist kein Geheimnis, dass ich es bereut habe, damals wegzugehen und froh bin, wieder hier zu sein“, erläuterte Weinzierl weiter. Er spüre „den Nach-Hause-Kommer-Effekt, darüber freue ich mich sehr“.

Weinzierl soll den FC Augsburg in der Liga halten

Das Kurzzeitziel ist klar: Weinzierl soll den FC Augsburg in der Liga halten. Das hatte Reuter Vorgänger Herrlich nicht mehr zugetraut. Drei Spieltage vor Saisonende liegen die Augsburger auf Tabellenplatz 13, vier Punkte haben sie mehr als der 1. FC Köln auf Relegationsrang 16. VfB Stuttgart, Werder Bremen und FC Bayern München heißen die Hürden auf dem ersehnten Weg zum Klassenerhalt.

„Es war unglaublich viel Leben, viel Feuer drin. Für uns war es am Wochenende ganz wichtig zu spüren, dass der Markus brennt, dass er frisch ist, dass er Lust hat auf die Aufgabe. Wir waren beeindruckt“, sagte Reuter nach Weinzierls erster Trainingseinheit am Vormittag und betonte: „Er war unsere absolute Wunschlösung.“

Weinzierl ist vom Klassenerhalt überzeugt

Vom Klassenerhalt sind sowohl Weinzierl, der noch viele Spieler von damals kennt, als auch Reuter überzeugt. Der Vertrag des neuen Alten ist bis zum Sommer 2022 gültig, er gilt aber auch für die zweite Liga. Das sei beim FC Augsburg so üblich, sagte Reuter.

Für Weinzierl habe auch gesprochen, dass er das Umfeld kenne. „Markus ist voll im Thema“, versicherte Reuter, der am Wochenende „tiefe“ und „intensive“ Gespräche mit dem Neu-Coach geführt habe. „Es bedarf keiner Eingewöhnungszeit.“

Am Besten soll es für die Augsburger einfach so werden, wie es einst war. „Das ist eine Riesenmotivation für mich“, sagte Weinzierl und meinte damit die alten Zeiten, an die er anknüpfen wolle.