15 Jahre lang hat Bob Iger die Disney Company in Burbank/USA geführt – und Schritt für Schritt zum globalen Marktführer bei Film und Entertainment gemacht. Seit kurzem spielt der Konzern auch beim Streaming ganz groß auf; in Deutschland geht Disney+ Ende März an den Start. Wie geht’s nun weiter?

Burbank/Stuttgart - Beim Unterhaltungsriesen Walt Disney endet eine Ära: Der langjährige Vorstandschef Bob Iger – einer der bekanntesten US-Wirtschaftsbosse – tritt mit sofortiger Wirkung zurück. Zum Nachfolger wurde Disney-Manager Bob Chapek ernannt, der zuletzt für die Vergnügungspark-Sparte zuständig war. Mit dem am Dienstag nach US-Börsenschluss verkündeten Spitzenwechsel lieferte Disney eine handfeste Überraschung. In den 15 Jahren seiner Führung hat sich Disney zum fast unumschränkten Anführer auf dem US-Film- und Entertainmentmarkt entwickelt.

 

Nach dem Start des Streaming-Services Disney+ glaube er, dass nun der optimale Zeitpunkt sei, das Amt an einen neuen Vorstandschef zu übergeben, erklärte Iger. Chapek ist seit 27 Jahren für Disney tätig, in den vergangenen fünf Jahren war er für das florierende Geschäft mit Themenparks und Resorts verantwortlich. „Bob wird der siebte Vorstandschef in Disneys fast 100-jähriger Geschichte sein, und er hat sich selbst als außergewöhnlich qualifiziert erwiesen, das Unternehmen ins nächste Jahrhundert zu führen“, lobte Iger.

Igers Rücktritt kommt abrupt und unerwartet, auch wenn er schon lange seinen Ruhestand erwägt und es seit Jahren Spekulationen gibt, wer ihn mal ablösen könnte. Der 69-Jährige war rund 15 Jahre an der Konzernspitze, er hatte den Chefposten 2005 von Michael Eisner übernommen. Iger prägte den Entertainment-Giganten mit den Übernahmen von Studios wie Pixar, Marvel und Lucasfilm sowie großer Teile des Konkurrenten 21st Century Fox. Er wird Disney noch bis Ende 2021 als geschäftsführender Verwaltungsratschef erhalten bleiben.

In kurzer Zeit hat Disney+ bereits 29 Millionen Kunden gewonnen

Denn Igers letztes Großprojekt als Vorstandschef war der Streaming-Service Disney+, der in den USA am 12. November Premiere gefeiert hatte. Mit dem Angebot eröffnete der Hollywood-Gigant die Jagd auf den Rivalen Netflix, der der klassischen TV- und Film-Industrie in den vergangenen Jahren viele Kunden abjagte. Der Start von Disney+ war ein Erfolg, in weniger als drei Monaten konnte der Streaming-Dienst dank niedriger Preise und beliebter Produktionen wie der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ fast 29 Millionen Kunden gewinnen. In Deutschland soll der neue Service am 24. März starten.

Bob Chapek erwarten indes auch große Baustellen. So birgt die Streaming-Offensive hohe Risiken und verschlingt viel Geld, was im jüngsten Quartal für einen Gewinneinbruch sorgte. In den drei Monaten bis Ende Dezember fiel das Nettoergebnis aus dem fortgeführten Geschäft im Jahresvergleich um 23 Prozent auf 2,1 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg indes um gut ein Drittel auf 20,9 Milliarden Dollar. Das eigentliche Sorgenkind des Konzerns ist jedoch der kriselnde Sportsender ESPN, der unter sinkenden Abos und Werbeeinnahmen leidet, aber nach wie vor einen großen Teil der Erlöse einspielt.