Ein scharfes Kontrastprogramm boten die Müstermer Bezirksbeiräte Bürgermeister Fabian Mayer bei einem Rundgang durch den Flecken.

Stuttgart-Münster - Kein Blatt vor den Mund nahm Bezirksvorsteherin Renate Polinski gleich beim Startpunkt des Rundganges durch den Stadtbezirk mit Fabian Mayer, Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht. Einen „Schandfleck und unser Sorgenkind“ nannte sie Gebäude und Vorplatz des Bahnhofes in der Nagoldstraße. Seit Jahren kämpfe man dafür, dass die Stadt das Gebäude erwerbe. Und nun signalisiere die Bahn, „dass sie das Areal als Lagerplatz für Stuttgart 21“ brauche. Das sei auch seines Wissens „der letzte Stand“, bestätigte Mayer, der seit Oktober im Amt ist.

 

Dann aber griff Polinski einen Aspekt auf, der Münstermer Hoffnungen auch in anderen Problemzonen beflügelt: die jüngst erfolgte Aufnahme in das Bund-Länderprogramm „Soziale Stadt – Investitionen im Quartier“: „Vielleicht gelingt es ja, auf diesem Wege Bewegung in die Sache zu bekommen.“ So vage wollte der Bezirksbeirat aber nicht bleiben, sondern setzte mit mehreren Anmerkungen nach. Dietmar Bulat (SPD) bemühte gar den Grundgesetz-Passus „Eigentum verpflichtet“: „Es kann nicht sein, dass der Eigentümer dieses unter Denkmalschutz stehende Gebäude samt Areal so herunterkommen lässt!“ In Zweifel setzte er auch, dass der Zugang zur Schusterbahn hinreichend beleuchtet und gesichert sei.

Mayer antwortete in doppelter Weise: „Es ist offensichtlich, dass hier durchgreifender Sanierungsbedarf besteht. Aber solange die Verkehrssicherheit nicht gefährdet ist, können wir nicht eingreifen.“ Dann nahm er den Ball „Soziale Stadt“ auf: „Wichtig ist, dass die Stadt kaufwillig ist. Dann muss man das Thema zum richtigen Zeitpunkt pushen.“

An manchen Stellen fehlt das Geld

Seit Jahren vernachlässigt wird auch die „grüne Lunge“ des Bezirks, der Grünzug, der in seiner Mischung aus Park und „Natur in der Stadt“ vom Prinzip her eine Attraktion des Ortes ist: Vermooste Bänke, die zudem für Senioren extrem ungünstige „Tieflieger“ abgeben, dazu kümmerliche Spielgeräte oder ein Leerplatz anstelle einer per Nacht-und-Nebelaktion ersatzlos demontierten Tischtennisplatte. Sichtbar in die Jahre gekommen sind aber auch die Wege und manche Übergänge. Und immer wird dem Bezirksbeirat bei Erneuerungsforderungen das Argument entgegengehalten, das Kilian Bezold vom zuständigen Garten-, Friedhofs- und Forstamt auch jetzt wiederholte: „Diese Dinge können wir aus unserem schmalen Unterhaltungsbudget nicht leisten.“

Eine Situation, in der Polinski erklärte: „Bisher ist der Grünzug nicht als Teil des Sanierungsgebietes ausgewiesen. Ich kämpfe dafür, dass das geändert wird. Sonst tut sich hier nichts.“ Ein Ansinnen, das Mayer „sinnvoll“ nannte. Schon jetzt Erfreuliches bekam er aber auch zu Gesicht. Etwa den in Eigenregie auf Initiative des Jugendrates runderneuerten Unterstand. „So etwas wünsche ich mir noch viel mehr in der Stadt“, lobte Mayer. Aufgefrischt werden könnte laut Bezold der uneben gewordene Bolzplatz an der Austraße. Und endgültig aufgehellt zeigten sich die Minen am Schlusspunkt des Rundgangs: Der in die Topografie des Hanges eingefügte Spielplatz Lechweg, der wegen der U-12-Baustelle gesperrt wurde, ist fertig und wurde teils mit neuen Spielgeräten wie einem Kletterschiff um weitere Attraktionen ergänzt. Und Anfang Juli soll der Bauzaun fallen.