Im Schwäbischen Wald kraxeln entschleunigt – und bringt den Puls in Schwung. Werner Sippel, der Autor des neuen Wanderführers „Wege“, hat sein Motto bei Goethe stibitzt: „Nur wo du zu Fuß gewesen bist, bist du wirklich gewesen.“ Er empfiehlt zum Beispiel eine Tour durch die Hüttlenwaldschlucht.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Spiegelberg - Kleine Wasserfälle plätschern. Insekten surren. Vögel zwitschern. Mitunter muss der Wanderer auf dem rutschigen Boden balancieren, kann sich während des Kraxelns am Abhang aber an Seilen festhalten. Willkommen in der wildromantischen Hüttlenwaldschlucht zwischen Spielberg und Jux, mitten im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.

 

So eine Stippvisite im Forst ist eine tolle Auszeit vom Alltag. Wer durch die Hüttlenwaldschlucht kraxelt, der entschleunigt – und bringt zugleich seinen Puls ordentlich in Schwung. Beim Anstieg in Richtung Juxkopf stehen dem Wanderer schnell die Schweißperlen auf der Stirn. Speziell Kindern dürfte es in der Schlucht gut gefallen, alle paar Schritte warten nämlich kleine Abenteuer. Mal muss man über einen Bach springen, später unter einem liegenden Baumstamm hindurch krabbeln oder darüber klettern, dann ein paar Schritte im Bachbett waten. Felsbrocken wollen erklommen werden. Wer in der Hüttlenwaldschlucht wandert, der muss nicht unbedingt absolut schwindelfrei sein, panische Höhenangst sollte er aber nicht gerade haben.

Wohnen, wo andere Urlaub machen

Unter der Woche trifft man auf so einer Tour durch die Schlucht kaum eine Menschenseele. An diesem frühsommerlichen Spätnachmittag im Mai ist nur einmal eine Mutter mit zwei kleinen Kindern und einem Hund zu sehen. Wie lebt es sich in dieser dünn besiedelten Gegend am äußersten Rand der vom Verkehr geplagten Region Stuttgart? „Wie im Urlaub“, sagt die junge Frau, strahlt und erzählt, dass die Familie kürzlich aus dem Remstal nach Spiegelberg gezogen sei. Und die beiden Kinder antworten auf die Frage, ob es ihnen denn gefalle, dort zu wohnen, wo andere Ferien machen, mit einem lauten „Jaaaa!“

Diese etwa 15 Kilometer lange Rundtour führt vom Spiegelberger Ortskern über den Winterseitenweg direkt hinein in die beeindruckende Hüttlenwaldschlucht und – oben auf der Höhe angekommen – schnurstracks zum Juxkopfturm. Weiter geht’s auf meist gut beschilderten Wegen nach Prevorst, über Stocksberg und Neulautern zurück nach Spiegelberg. Wer zügig marschiert und keine allzu langen Pausen macht, benötigt grob geschätzt rund fünf Stunden für die Wanderung. Der Rundweg ist ein heißer Tipp von Werner Sippel.

Geschäftsführer des Naturparks empfiehlt das Büchle

Der rüstige Rentner aus Benningen (Kreis Ludwigsburg) hat jetzt sein zweites Wanderbüchle vorgelegt. Es trägt den prägnant-kurzen Titel „Wege“. Sippel beschreibt in dem Führer 32 Rundwanderungen im Rems-Murr-Kreis, im Kreis Ludwigsburg und im Enzkreis. Der ehemalige Marketingleiter einer Firma der Automobilbranche hat sich einen Goethe-Spruch zum Lebensmotto gemacht: „Nur wo du zu Fuß gewesen bist, bist du wirklich gewesen.“ Er wandere am liebsten quasi vor der eigenen Haustüre, sagt Sippel, aber „natürlich auch im Urlaub, zum Beispiel in Frankreich, Großbritannien und in Italien“. In Sardinien habe er erst kürzlich eine wunderschöne Küstenwanderung gemacht.

Sippel ist jetzt 65. Er sagt: „Wandern kann man bis ins hohe Alter.“ Er freue sich aber über den Trend, dass immer mehr junge Menschen das Wandern (wieder)entdeckten. Für sein neues Wanderbuch habe er ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass die beschriebenen Touren nicht allzu schwierig sind. Die meisten seiner Rundwanderungen eigneten sich bestens auch für Senioren und für Kinder.

Bernhard Drixler, der Geschäftsführer des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald, kennt den Autor Sippel und sagt über dessen Werk, der Wanderführer sei „gut zu empfehlen“ – man könnte sagen: das ist der Ritterschlag für das Druckwerk. Drixler kennt den Schwäbischen Wald nämlich wie kaum ein anderer. Sippel indes empfiehlt auch Touren, die nicht durch den Naturpark führen. Etwa eine Wanderung, die vom Hanweiler Sattel bei Korb durch das Zipfelbachtal über Buoch und den Hörnleskopf zurück zum Ausgangspunkt führt.

Tipps zu Einkehrmöglichkeiten und Sehenswürdigkeiten

Neuerscheinung
Das Wanderbuch „Wege“ ist Band 1 einer neuen Reihe, das jetzt im Ludwigsburger Verlag Ulmer und Ungeheuer erschienen ist. Die Rundtouren werden detailliert beschrieben, der Autor Werner Sippel gibt den Lesern jede Menge Tipps, etwa zu Einkehrmöglichkeiten, Sehenswürdigkeiten und zur Heimatgeschichte. Zu allen Touren sind eine Karte und das Höhenprofil der Wanderung abgedruckt. Der Wanderführer kostet 14,90 Euro und ist im Buchhandel zu bekommen.

Autor
Werner Sippel hat bereits den Kompass-Wanderführer für den Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald veröffentlich.

Tag des Wanderns
Am Sonntag, 14. Mai, ist der Tag des Wanderns. Vielerorts rufen Vereine und Institutionen die Menschen dazu auf, ihre Schuhe zu schnüren und die Natur zu erkunden.