Panzer spielen bei dem russischen Krieg gegen die Ukraine eine große Rolle. Nun stellt sich die Frage, ob Russland noch genügend schlagkräftige Modelle hat.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

In den sozialen Medien sind Bilder aufgetaucht, die einen staunen lassen. Zu sehen sind russische T-54-Panzer auf Eisenbahnwagons, angeblich auf dem Weg in Richtung Front. Der T-54 gehört zu den meist gebauten Kampfpanzern der Welt – und ging im Jahr 1947 in Serie. Ein Vergleich zur automobilen Welt: Opel hat in dieser Zeit den „Olympia“ auf den Markt gebracht, ein Auto mit 37 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 112 Kilometern in der Stunde. Vielerorts wird daher kolportiert, dass Russland die Panzer ausgehen und neue Waffen quasi aus dem Museum herbeigeschafft werden. Doch ist das wirklich so?

 

Viele Panzer stehen eingemottet in den Lagern

Das Statistikportal Statista geht davon aus, dass Russland zu Beginn dieses Jahres 12 566 einsatzbereite Kampfpanzer in seinen Reihen hat, etwa sechs Mal mehr als die Ukraine. Gesichert ist diese Zahl nicht. Es gibt Militärexperten, die gingen vor dem Krieg von 10 000, andere von 15 000 Panzern aus. Die Masse der Kriegsgeräte sagt freilich nicht über deren Klasse. Schon im vergangenen Jahr erklärten Militärexperten, dass ein Großteil der Panzer-Armee in Lagern eingemottet stehen, und dass es sich dabei um echte Oldtimer handelt. Diese könnten zwar manch einer Miliz in Afrika noch gute Dienste leisten, hätten auf modernen Schlachtfeldern aber nichts verloren.

Wie viele Panzer hat Russland verloren?

Die niederländische Webseite Oryxspioenkop hat nun berichtet, dass die russischen Truppen seit Beginn des Krieges bereits mehr als 1800 Panzer verloren haben. Die Seite wird durch ehemalige Mitarbeiter der Recherche-Plattform Bellingcat betrieben und hat sich auf Verteidigungsanalysen spezialisiert. Sie gilt als hoch seriös und genau. Gemessen an der Gesamtzahl der russischen Panzer wäre der Verlust demnach verschmerzbar – allerdings sind es vorwiegend die modernen Fahrzeuge, die bisher zerstört wurden. Die Analyse der Niederländer: „Die Verluste der Russen sind an einem Punkt angelangt, an dem sie nicht mehr in der Lage sind verlorene Ausrüstung durch Rüstung zu ersetzen“.

Es könnten höhere Verluste drohen

Der US-Verteidigungsminister hat nun bei einer Anhörung im Senat die Analysen der Niederländer bestätigt. Die Ukraine habe den russischen Bestand gepanzerter Fahrzeuge ausgedünnt – und das „auf eine Weise, wie es sich niemand vorstellen konnte“, sagte Austin. „Deswegen sehen wir, wie sich Russland jetzt um T-54 und T-55 Panzer bemüht“. Nach Angaben des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) verfügen diese Panzer über eine deutlich leichtere Panzerung und kleinere Kanonen als die Geräte, die bisher im Einsatz waren. Die Panzer seien zwar in großer Zahl verfügbar, es gebe auch genügend Ersatzteile, aber sie seien hochgradig verwundbar. Ihr Einsatz könnte daher zu noch größeren Opferzahlen führen.