Darf man trotz Putins Gräueltaten in der Ukraine noch Romane von Tolstoi lesen oder Musik von Tschaikowsky aufführen? Der Druck, russische Kultur zu bannen, wächst, meint Kulturredakteur Tim Schleider.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Es ist kaum noch möglich, die vielen alternativen Wahrheiten, die Moskaus Kriegspropaganda in diesen Tagen von sich gibt, zumindest zur Kenntnis zu nehmen – wie etwa jüngst den Hinweis des russischen Außenministers auf das „jüdische Blut“ Hitlers. Solche bizarren Äußerungen in Kombination mit immer neuen militärischen Schlägen, die vor allem die ukrainische Zivilbevölkerung treffen, lassen bei vielen Menschen die Zweifel wachsen, ob das alles wirklich nur Putins Krieg gegen den Westen ist, wie es anfangs schien, oder nicht doch ein Krieg der Russen insgesamt. Und ob es nun Zeit wird, die Wurzeln dieses Kriegs und einer offenbar gänzlich anderen Weltsicht auch in deren Kultur zu suchen.