In S-West ist die Hilfsbereitschaft für Geflüchtete aus der Ukraine groß. Einrichtungen und Initiativen kooperieren, stimmen ihre Hilfsangebote ab, bieten Essen, Beratung und Betreuung an.

Ein großes Herz in den ukrainischen Farben Gelb und Blau ist auf dem Plakat zu sehen. Daneben steht in dicken blauen Lettern: „Willkommen im Stuttgarter Westen. Wir sind für Euch da, schaut bei uns vorbei, dort findet ihr viele Angebote!“ Darunter stehen Einrichtungen und Initiativen wie der Abenteuerspielplatz (Abi) West, das Eltern-Kind-Zentrum (Ekiz), der Freundeskreis Flüchtlinge Stuttgart-West und das Familien- und Stadtteilzentrum Olly-West. Wer Näheres über die Projekte wissen will und interessiert ist, kann direkt vom Plakat über einen QR-Code die Adressen und Angebote auf sein Mobiltelefon herunterladen.

 

Die Welle der Solidarität ist groß auch im Stuttgarter Westen. Menschen wollen helfen und fragen bei Einrichtungen, Vereinen und Organisationen nach, wie sie die hier im Stadtbezirk gestrandeten Ukrainerinnen und deren Kinder unterstützen können: „So hilfsbereit habe ich den Stadtbezirk noch nie erlebt“, lobt Petra Mayer, die sich beim Eltern-Kind-Zentrum (Ekiz) im Erdgeschoss des Generationenhauses West an der Ludwigstraße 41 – 43 um die Leitung des Cafés und der Küche kümmert. Um den Geflüchteten aus den Kriegsgebieten einen kleinen Kompass der Orientierung zu bieten, haben sich verschiedene Einrichtungen und Vereine untereinander abgestimmt und werben gemeinsam für ihre Angebote: „Damit die Betroffenen wissen, wohin sie sich im Einzelfall wenden können“, erklärt Ekiz-Mitarbeiterin Elke Arenskrieger. Die entsprechende Zielgruppe zu erreichen, sei momentan die Hauptaufgabe, sagt die Leiterin der Ekiz-Personal- und Öffentlichkeitsarbeit. Offene Spieltreffs und Betreuungsangebote für ukrainische Kinder und deren Mütter seien auch deshalb so wichtig, weil es derzeit so gut wie keine freien Kita-Plätze in Stuttgart gebe, betont Arenskrieger. Es fehlen Erzieherinnen. Also heißt die Devise: Schnelle und unbürokratische Hilfen auf die Beine stellen. „Wir freuen uns, wenn ukrainische Flüchtlingsfamilien zu uns ins Ekiz kommen, die Kinder können hier spielen. Und es gibt für die Geflüchteten aus der Ukraine am Dienstag, Mittwoch und Freitag ein kostenloses Mittagessen.“

Neue Ehrenamtliche

Und den Kindern ab sechs Jahren steht der Abenteuerspielplatz im Stuttgarter Westen offen, um sich sportlich und handwerklich zu entfalten. „Es gibt bei uns jeden Tag von Montag bis Freitag ab mittags einen offenen Bereich“, sagt Sozialarbeiter Moritz Kappler. Da könne jedes Kind von 13.30 bis 18 Uhr auf den Abi West an der Schwabstraße 97 kommen. Das Angebot ist kostenlos, Mitarbeiter kümmern sich um die Kinder, das freie Spiel steht im Vordergrund.

Im Stadtteil- und Familienzentrum Olly-West der Caritas an der Hasenbergstraße 70A hat Leiterin Anna Mehlin „einige neue Gesichter im Ehrenamt begrüßen dürfen“. Das freut sie. Und die Kooperation mit anderen Einrichtungen in Sachen Ukraine-Hilfen laufe auch sehr gut. Im Olly-West gebe es für die ukrainischen Geflüchteten die Möglichkeit, immer montags und donnerstags im Stadtteil- und Familienzentrum (SFZ) gratis mitzuessen und außerdem mittwochs und freitags die dortigen Räumlichkeiten zum Homeoffice und Homeschooling zu nutzen. „Es gibt aber nur begrenzt Plätze, die schon größtenteils ausgebucht sind. Deshalb werden sie gerade nicht weiter beworben“, sagt Mehlin. Bei Interesse könne man sich aber gerne bei ihr im SFZ melden. Gleichzeitig startet im Mai eine Vormittagsgruppe für Eltern und Kinder (drei bis fünf Jahre) in Kooperation mit dem Elternseminar der Stadt. „Das Angebot richtet sich an Familien, die bisher keinen Kita-Platz gefunden haben und andere Kinder und Eltern kennenlernen möchten“, sagt Mehlin.

„Wiss- und Lernbegierde ist groß“

Rainer Idler vom Freundeskreis Flüchtlinge Stuttgart-West hat festgestellt, dass die „Wiss- und Lernbegierde“ der geflüchteten Familien aus der Ukraine sehr groß ist – trotz der Kriegstraumata, den psychischen Belastungen und Strapazen der Flucht. Viele wollen schnell hier Fuß fassen, die Sprache lernen und in ihren erlernten Berufen arbeiten, sagt er. Seit Mitte März bietet der Freundeskreis täglich von 9 bis 12 Uhr in der Forststraße 70/72 in Stuttgart-West einen Lern-, Spiel- und Kreativraum für Kinder an. Vor Ort sind ein Lehrer und Ehrenamtliche des Freundeskreises. Apropos Sprache: Obwohl schon einige Helferinnen und Helfer mit Ukrainisch- oder Russischkenntnissen die verschiedenen Initiativen unterstützen, werden weitere ehrenamtliche Kräfte, die dolmetschen können, gesucht. Auch finanzielle Hilfen werden weiterhin dringend benötigt.

Infos: www.freundeskreis-fluechtlinge-stuttgart-west.de; www.eltern-kind-zentrum.de; www.caleidoskop-stuttgart.de/2022/03/25/olly-west; www.abiwest.de