Schüler der Rosenschule in Zuffenhausen haben Lebensmittelpakete für die Ukraine gepackt.

Das große Packen: Viele Klassen der Rosenschule haben vor wenigen Tagen auf Initiative des „Christlichen Zentrums Stuttgart“ hin Care-Pakete gepackt, die die Deutsche Humanitäre Hilfe Nagold (DHHN) dieser Tage in die Ukraine bringt. Gut ist das für alle: Für die Betroffenen im Kriegsgebiet, aber auch für die Kinder, die so ihre Ängste in produktive Bahnen lenken.

 

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Nun hat Pastor Dominic Wiessmann alle Hände voll zu tun: Karton um Karton lädt er in den Transporter, die meisten gepackt nach den „Sattmacher-Listen“: Mit Öl, Reis, Mehl, Zucker, Multivitamintabletten, Tee und Nudeln; bei der XXL-Variante ergänzt durch Weizengrieß, Fischkonserven, Salz und Schokolade. Auch die „Saubermacher-Liste“ gibt es, aber an diesem Vormittag in der Rosenschule geht es überwiegend um Lebensmittel. Die werden streng nach Liste in Kartons verpackt – es wirkt ein wenig wie Tetris für Könner. Das hat nicht nur damit zu tun, dass es die Verteilung vor Ort vereinfacht, erklärt Wiessmann. „Es erleichtert auch die Zollabfertigung, weil man so genau angeben kann, was und in welcher Menge man jeweils transportiert.“ Die nächste Station ist Nagold, wo alles noch einmal nachkontrolliert wird, bevor die Pakete ihre große Reise antreten. Die DHHN liefere schon seit Jahren regelmäßig Hilfsgüter nach Osteuropa, sodass zu Beginn des Ukrainekriegs die Logistik bereits vorhanden war, erzählt Wiessmann. Das „Christliche Zentrum“ – eine evangelisch-freikirchliche Gemeinschaft, die der Pfingstbewegung zugerechnet wird – unterstützt das Vorhaben nach dem Motto: „Wir müssen, wollen und können helfen!“

Sorgfältig Sonderangebote studiert

In der Sammelstelle an der Güglinger Straße sammelt man auch gut erhaltene und verpackte Matratzen, Bettdecken, Federbetten, Kissen und anderes Bettzeug sowie Verbandsmaterial, Windeln und Damenbinden. Weitere Infos gibt es unter Telefon 98 79 110, und auf der Webseite www.cz-stuttgart.de, wo auch die Packlisten zu finden sind.

Für die Pack-Aktion in der Rosenschule haben die Schüler Lebensmittel oder ein paar Münzen mitgebracht, berichtet die Rektorin Katrin Kirchmann. Mit dem Geld sei man gemeinsam einkaufen gegangen, so Rektorin Katrin Kirchmann. Natürlich nicht, ohne vorher sorgfältig die Sonderangebote zu studieren: „Es ging ja auch darum: Wo kriege ich am meisten dafür? Das hatte auch was von angewandter Mathematik.“ Gutes tun als pädagogisches Mittel.

Beteiligt haben sich die Klassen, in denen der Krieg bereits thematisiert wurde, so die Rektorin: „Wir sind frei in der Gestaltung und greifen das Thema auf, sobald es von den Schülern angesprochen wird.“ Das rät auch Diplom-Psychologin Elisabeth Raffauf, vom Beratungsteam der ZDF-Kindernachrichtensendung „Logo“: Die Kinder nicht überfrachten, aber auf Nachfrage aufrichtig antworten. Aussagen wie „das ist doch weit weg“ oder „dazu bist du noch zu klein“ verunsicherten da nur, weil Kinder die Unruhe ihrer Eltern sehr wohl wahrnehmen. Raffauf empfiehlt auch, gegen das Gefühl der Ohnmacht vorzugehen. Gerade Aktionen wie nun in der Rosenschule leiten Ängste in produktive Bahnen: Eine Friedenstaube malen, eine ukrainische Flagge aufhängen, Spenden packen – all das seien Wege, wie schon Grundschüler etwas tun können.

Gerade hat die Klasse 3B ihre Spenden verpackt. Nachgefragt bei den Schülern: Was passiert denn da in der Ukraine? „Da ist der russische Präsident einmarschiert“, sagt ein Mädchen und ihr Klassenkamerad ergänzt: „Deshalb müssen die Leute abhauen.“ Bislang besuchen noch keine geflüchteten Kinder die Rosenschule, sagt Rektorin Kirchmann zum Abschied. Aber bis das der Fall ist, ist es wohl nur eine Frage der Zeit.