Der Lackier- und Beschichtungsbetrieb Krieg aus Weilimdorf legt drei Standorte zusammen.

Rutesheim - „Wir hatten sehr konstruktive Gespräche mit der Rathauspitze und ein sehr gutes Gefühl“, sagt der Seniorchef Eberhard Krieg. Gemeinsam mit Sohn Moritz ist er der Geschäftsführer der Firma E. Krieg, die ihren Sitz noch in Stuttgart-Weilimdorf hat. Letzteres wird sich bald ändern, weil die Firma ein Grundstück im Gewerbegebiet am Rutesheimer Autobahnanschluss gekauft hat.

 

Mit diesen rund 10 000 Quadratmetern ist das letzte Gewerbegrundstück der Stadt verkauft. „An der Margarete Steiff-Straße soll eine Produktionsstätte mit Büro und Sozialräumen für den modernen Lackier- und Beschichtungsbetrieb der Firma Krieg erstellt werden“, gab Bürgermeister Dieter Hofmann jetzt den nichtöffentlichen Beschluss des Gemeinderates bekannt.

„In unsere Überlegung eingeflossen ist, dass wir den neuen Standort so wählen, dass uns unsere Mitarbeiter erhalten bleiben“, betont der Krieg-Seniorchef. Die Firma hat derzeit zwei Betriesstätten in Weilimdorf und eine in Asperg. „Als Leonberger liegt einem Rutesheim näher am Herzen als Stuttgart und dazu kommt auch noch die Nähe zur Autobahn und eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr“, weiß Eberhard Krieg um die Vorteile des neuen Standorts.

12 Millionen Euro erwirtschaftet Krieg

Krieg ist ein mittelständisches in der dritten Generation tätiges Unternehmen im Bereich der Industrielackierung und technischen Beschichtung von Metall- und Kunststoffoberflächen. Den Jahresumsatz von 12 Millionen Euro erwirtschaften 114 Mitarbeiter. Die Kunden stammen überwiegend aus der Automobilbranche und aus dem Maschinenbau – Trumpf, Bosch, Mahle. Sie kommen auch aus der Medizintechnik und der Schmuckindustrie.

„Mit dem ersten Bauabschnitt wird im Herbst 2016 begonnen“, sagt Bürgermeister Dieter Hofmann. Dann entstehen zunächst 50 bis 60 Arbeitsplätze in der Produktion, Verwaltung und Logistik. „Viele Arbeitsplätze stehen auch für ungelernte Arbeiter zur Verfügung, das sind rare Jobs“, freut sich der Rathauschef . Die Produktion findet im Drei-Schicht-Betrieb statt. Wie viele Mitarbeiter von Weilimdorf hierher mit umziehen, ist noch nicht bekannt.

Die neue Firma erfüllt eine wichtige Voraussetzung, die der Gemeinderat für dieses Grundstück 2012 beschlossen hatte: Es wird nur an eine Firma verkauft, die je 1000 Quadratmeter Grundstücksfläche mindestens zehn Beschäftigte am neuen Standort hat. „Insgesamt wurden seit 2013 fast 200 Anfragen von Betrieben bearbeitet“, sagt der Wirtschaftsförderer und Kämmerer Joachim Sinn. „Diese Interessenten haben entweder die hohen Anforderungen nicht erfüllt oder sie entsprachen von ihrer Betriebstätigkeit oder von ihren Bebauungs- oder Nutzungsabsichten her nicht den Vorstellungen der Stadt.“ Krieg hat die Verwaltung überzeugt: Dies ist ein über 40 Jahre inhabergeführter mittelständischer Produktionsbetrieb aus der Region mit mehr als 100 Arbeitsplätzen. Und neben Facharbeitern werden auch Ungelernte beschäftigt. Pluspunkte waren zudem die betriebsinterne Fortbildung der Hilfskräfte, fünf Ausbildungsplätze sowie nennenswerte Gewerbesteuerzahlungen.

Überschüssige Wärme wird wieder zugeführt

„Die Firma hat Zertifizierungen nach der Industrie- und der Automobilnorm sowie für ihr Umweltmanagement. Und die strengen Grenzwerte zur Reinhaltung der Luft werden deutlich unterschritten“, erläuterte Hofmann dem Gemeinderat. Verwendet würden überwiegend wasserlösliche Lacke. Zudem werde die Abluft über eine regenerative Anlage zu 100 Prozent gereinigt, so dass keine Lösungsmittel frei werden und die Umwelt belasten können. Überschüssige Wärme wird dem Produktionsprozess wieder zugeführt.

Die Betriebsstätten in Weilimdorf und Asperg sollen Zug um Zug mit dem Firmensitz nach Rutesheim verlegt und dort zusammengefasst werden. Von den Betriebsabläufen her ist es für die Firma nicht möglich, das Grundstück in einem Zug zu bebauen. Im ersten Bauabschnitt soll 2017 ein Produktions- und Bürogebäude mit 2750 Quadratmetern Grundfläche entstehen. Abhängig von der Auftragslage soll dann 2019/2020 noch ein weiteres Produktions- und Bürogebäude folgen.

Die knapp 1,9 Millionen für das Grundstück sind im städtischen Haushaltsplan 2016 nicht enthalten. „Aber sie sind willkommen, um den Finanzierungsbedarf für die zahlreichen außer- und überplanmäßigen Ausgaben in diesem Haushaltsjahr abzudecken“, sagte Kämmerer Sinn erfreut. Er meint ein Wohnheim für Flüchtlinge für eine Million Euro, die energetische Sanierung und Erweiterung des Kindergartens Blumenstraße (370 000 Euro), den Anbau an der Grundschule Hindenburgstraße (zusätzliche 65 000 Euro) oder die Mehrkosten für das „Haus der Kinder“ in der Robert-Bosch-Straße (500 000 Euro).

Doch jetzt sei es auch Zeit, Bilanz zu ziehen: „Nach dem Verkauf an die Firma Krieg hat die Stadt seit dem Jahr 2010 insgesamt 14,5 Millionen Euro Grundstückserlöse in dem Gewerbegebiet eingenommen“, rechnete Stadtkämmerer Joachim Sinn vor.