Das Vorhaben von Bosch, die Produktion aus dem hiesigen Werk nach Feuerbach zu verlagern, hat den Arbeitnehmervertreter überrascht. Weil die Konkurrenz günstiger ist, soll im Ausland produziert werden, um die Personalausgaben zu senken.

Rutesheim - Sagen wir es mal so, begeistert sind wir von der Entscheidung nicht, die Produktion von Rutesheim nach Feuerbach zu verlegen“, sagt Armin Kaltenbach. Er ist hauptverantwortlich für den Bosch-Standort Rutesheim im Betriebsrat des Werkes Feuerbach und einer von zwei Vertretern in der 38 Mitglieder zählenden Mitarbeitervertretung des Groß-Werkes. Wie berichtet, werden mit diesem Plan auch 230 befristete Arbeitsplätze gestrichen.

 

„Der Betriebsrat wurde damit überrascht und wir können diese Entscheidung nicht nachvollziehen“, hält der Arbeitnehmervertreter nicht mit Kritik hinterm Berg. Es habe immer geheißen, dem Werk in Rutesheim gehe es gut, die Auftragslage sei sehr gut und darum müssten 18 Schichten in der Woche gefahren werden, schildert Armin Kaltenbach.

Gespräche mit der Geschäftsleitung stehen noch am Anfang

„Wir sind noch am Anfang der Gespräche und Verhandlungen“, sagt Kaltenbach. Der Betriebsrat könne bei der Entscheidung zwar nicht mitbestimmen, dafür aber politischen Druck machen. „Das Wichtigste ist, dass den Mitarbeitern beim Neuanlauf in Feuerbach ordentliche Arbeitsplätze zur Verfügung stehen“, betont er. „Wenn sich das Gefühl einstellen sollte, dass wir an der Nase herumgeführt werden sollen, kommen auch härtere Bandagen zum Einsatz, denn wir haben eine starke Gewerkschaft hinter uns“, droht der Betriebsrat.

Der Autozulieferer Bosch stellt in Rutesheim jährlich etwa 16 Millionen Lambda-Sonden in 1000 verschiedenen Typen her – sie messen den Sauerstoffgehalt im Abgas und sind in Katalysatoren eingebaut, die in Verbrennungsmotoren Verwendung finden. Im Jahr 2008 wurde sogar mit einem Festakt die Herstellung der 500-millionsten Sonde gefeiert. Doch auf der Gerlinger Höhe sieht man inzwischen die Zukunft des Werkes anders. Bis zum Jahr 2018 wird der Standort vollständig geschlossen. Von den 730 Angestellten werden nur die mit einem festen Vertrag nach Feuerbach verlagert. Etwa 230 befristet Beschäftigte werden nicht übernommen.

Zwei Gründe führt das Unternehmen für die Entscheidung an: Einmal sei das Gebäude, das mitten in einem Wohnviertel liegt, seit Jahren nicht mehr renoviert worden. Um zukunftsfähig zu werden, müsste viel investiert werden. „Jetzt sind Gespräche angesagt, die Transparenz in die Sache bringen sollen“, meint der Betriebsrat Kaltenbach dazu. „Man muss uns erklären, woher die in den Raum gestellten Kosten von rund 40 Millionen Euro für die Sanierung herkommen“, so Kaltenbach. „Wir wollen aber auch wissen, was die Verlagerung nach Feuerbach kostet.“

Der zweite Grund hängt mit dem hergestellten Produkt zusammen. Am Standort könne heute nicht mehr wettbewerbsfähig produziert werden, begründet Bosch den Schritt. Die Wettbewerber auf dem Markt böten die Lambda-Sonden deutlich günstiger an, daher müssten jetzt Kosten gespart werden.

Arbeit der befristeten Kräfte wandert ins Ausland

„Unterm Strich gehen bei dem Umzug leider wohl auch Arbeitsplätze verloren, vor allem die der Kollegen, die befristet eingestellt wurden“, bedauert Kaltenbach. Es geht um die 230 befristet eingestellten Kräfte, die angesichts der guten Auftragslage zusätzlich eingesetzt wurden. Dafür würden aber Kapazitäten im „internationalen Fertigungsverbund“ aufgebaut, so dass man wieder auf „Normalbetrieb“ zurückfahren könne, hatte kürzlich die Bosch-Sprecherin Claudia Arnold erklärt.

Sprich: Bosch setzt auf die Produktion im Ausland. Da wird wohl eher der Standort Blaj in Rumänien als Anderson im amerikanischen Süd-Carolina etwas abbekommen. Der Zulieferer baut seine Präsenz in Rumänien aus. Das Werk in Blaj ist für 50 Millionen Euro erweitert worden. Das wundert nicht, liegt doch der Lohn eines Arbeiters dort näher am hiesigen Hartz-IV-Satz als am Verdienst eines deutschen Minijobs. Bosch beschäftigt in Rumäninen fast 2000 Mitarbeiter in Blaj, Bukarest, Temeswar sowie neuestens in Cluj – rund 70 Millionen Euro wurden 2013 in den Standort mit 750 Mitarbeitern investiert.

Also alles in allem schlechte Karten für Produktionsstandorte in der Region, wie auch das Werk in Bietigheim-Bissingen zeigt. Von dort soll nämlich die Pumpenfertigung nach Berlin verlagert werden. Von den etwa 480 Mitarbeitern sind rund 300 in der Herstellung von Hydraulikpumpen für Nutzfahrziege beschäftigt.