Die Betreiber der Kraxl-Alm haben eine Anlage zum Bogenschießen aufgestellt. Diese hat zwar eine Genehmigung durch den zuständigen Sportverband, aber keine von der Stadt. Denn die ist die eigentliche Eigentümerin des Geländes.

Rutesheim - Welche Schutzkleidung muss ich jetzt eigentlich tragen, wenn ich in meinen Garten will?“ Ironisch, aber durchaus verärgert, stellt der Senior diese Frage in der Einwohnerfragestunde im Rutesheimer Gemeinderat.

 

Dem älteren Herrn gehört ein Gartengrundstück nahe der Kraxl-Alm. Direkt daneben befindet sich seit Neuestem eine Bogenschieß-Anlage des Freizeitparks, die ihm keine Ruhe mehr lässt. „Da braucht nur einer vorbeizielen und schon habe ich einen Pfeil im Kreuz“, schimpft er.

Zwar kann Heiko Barthelmeß von der Betreiberfamilie des Freizeit-Parks diesbezüglich Entwarnung geben: „Die Pfeile fliegen maximal 15 Meter weit. Da müssen sich die Anlieger keine Sorgen machen.“

Zudem sei die Anlage vom Verband der Bogenschützen abgenommen. „Auch ist immer ein Trainer dabei, wenn jemand mit dem Bogen schießt. Es gibt eine Einweisung, klare Verhaltensregeln und eindeutige Kommandos“, versichert Barthelmeß. Nutzen wird ihm das aber erst einmal nichts. Denn es gibt ein weitaus größeres Problem mit der Anlage. „Sie war nicht bei uns beantragt. Deshalb haben wir die Familie Barthelmeß gebeten, die Bogenschieß-Anlage wieder abzubauen“, erklärt der Rutesheimer Bürgermeister Dieter Hofmann. Nur wenn eine solche Anlage auf einer großen Wiese angelegt ist, bedürfe sie keiner gesonderten Genehmigung durch die Stadt.

„Anders sieht das aber bei einem eingezäunten Grundstück aus“, erklärt Hofmann. Zumal bei eben jenem Gelände am Waldrand. Denn: „Die Anlage steht auf städtischem Grund, und die Fläche gehört derzeit noch nicht der Familie Barthelmeß“, sagt der Rutesheimer Schultes. Diese wiederum will bekanntlich den Freizeitpark erweitern (wir berichteten) – eben auch auf jenes Grundstück am Wald, das der Stadt Rutesheim gehört.

Schon allein deswegen muss die Stadt ihre Zustimmung geben, zudem müssen auch übergeordnete Behörden in einem ordentlichen Genehmigungsverfahren angehört werden.

Aus der für Samstag geplanten offiziellen Eröffnung des Bogenschieß-Areals wird also nichts. Was aber nicht heißt, dass die Anlage an dieser Stelle und nach dem Überwinden sämtlicher behördlicher Instanzen nicht doch irgendwann in Betrieb geht.

„Die Stadt Rutesheim und ich persönlich, wir engagieren uns sehr für die Erweiterung des Freizeitparks“, versichert Hofmann. Derzeit stecke man mitten im Bebauungsplanverfahren, „das nicht immer ganz einfach ist“. Denn in Rutesheim regt sich durchaus Widerstand gegen die geplante Vergrößerung der Anlage, zu der neben der Kraxl-Alm unter anderem ein Kletterpark und ein Minigolf-Parcours gehören. Die Familie möchte dort ein weiteres Gebäude als Tagungszentrum sowie einen Aussichtsturm errichten.

Umso mehr ärgert den Bürgermeister das Vorgehen der Betreiber-Familie. „Aus Gründen des gesunden Menschenverstandes und der Taktik ist es kontraproduktiv, wenn man solch eine Aktion unternimmt“, sagt Dieter Hofmann.

Heiko Barthelmeß spricht indes von „einem Missverständnis zwischen uns und der Stadt“. Das Bogenschießen soll dennoch angeboten werden – irgendwann. „Wir werden die Anlage vorläufig abbauen und einen Antrag bei der Stadt stellen“, erklärt er. Dann wolle man sie aber auf der eigenen Wiese wieder aufbauen – wenn denn eine Genehmigung vorliegt.