Drei katholische Gemeinden haben nun einen Administrator mit dem Titel Pfarrer.

Rutesheim - Die katholischen Kirchengemeinden in Renningen, Rutesheim und Weissach haben einen neuen Pfarrer. Pater Gasto Peter Lyimo von der Ordensgemeinschaft der Spiritaner wurde am Samstagabend in sein neues Amt eingeführt. Mehr als 200 Besucher waren zur Einsetzung bei einem feierlichen Gottesdienst in die Kirche St. Raphael in Rutesheim gekommen, unter ihnen die Kirchengemeinderäte von St. Clemens Maria Hofbauer in Weissach, St. Bonifatius in Renningen und St. Raphael in Rutesheim, die zusammen im Dekanat Böblingen die Seelsorgeeinheit CleBoRa mit etwa 7500 Katholiken bilden.

 

Die Spiritaner sind in Weissach und Rutesheim keine Unbekannten. Pater Alfons Wehrle hatte hier schon von 2003 bis 2014 gedient. 2017, als die Kommunität der Spiritaner von Stuttgart-Botnang nach Weissach übersiedelte, übernahm Pater Gasto zusammen mit weiteren Patres seines Ordens die Seelsorge. Pfarrer Anton Gruber leitete als Administrator interimsmäßig die Kirchengemeinden.

Dies tat er neben seiner Aufgabe als Leiter der Seelsorgeeinheit Mittleres Heckengäu mit St. Peter und Paul Weil der Stadt und St. Leonhard Dätzingen. Die Gemeinden in Renningen und Malmsheim leitet seit 1973 Pfarrer Franz Pitzal.

Verantwortung für CleBoRa

Nun trägt Pater Gasto die Verantwortung für CleBoRa und hat damit eine übergreifende Funktion für die Seelsorgeeinheit. Er ist qua Amt Vorsitzender der Kirchengemeinderäte und unterschreibt etwa deren Protokolle, wie Wolfgang Herdeg, der gewählte Vorsitzende des Rutesheimer Kirchengemeinderats, erläuterte. Der Administrator bildet die Klammer über die drei Gemeinden. Diese sei wichtig, denn die Kirchengemeinden könnten sich in ihren Stärken unterstützen.

Der neue Pfarrer muss sich noch in sein Amt einarbeiten, denn bisher hatte er nur einen begrenzten Auftrag in der Gemeinde. Der Grund: Das Spiritaner-Programm „Missionar auf Zeit“, das er verantwortet und dessen geistlicher Begleiter er ist, hat ihn bisher sehr beschäftigt. Dieses muss der Pater nun in andere Hände legen. Die Sprecher der drei Kirchengemeinderäte brachten dies beim Gottesdienst zur Sprache. Er müsse darauf achten, dass er nicht „verheizt“ werde, denn für sein neues Amt müsse er noch so manche Fortbildung machen.

Sie erklärten auch den etwas sperrigen Titel „Administrator mit Titel Pfarrer“. Gasto sei kein Diözesan-Priester, sondern Ordenspriester. Deshalb gebe es keine Investitur, sondern eine Amtseinführung. Für die neue Position habe er eine Prüfung machen müssen, die er mit Bravour gemeistert habe. „Wir werden ihn unterstützen“, versprachen die Gemeindevertreter. „Wir können mit gutem Gewissen sagen, dass wir mit dieser Entscheidung 150-prozentig einverstanden sind“, sagten sie unter dem Beifall der Anwesenden. Die Ministranten lobten ihn ebenfalls. „Du bist so ein Geschenk Gottes für uns“, sagte ihre Sprecherin.

Dienstsitz in Rutesheim

Dekan Anton Feil nahm dem neuen Pfarrer im Auftrag des Bischofs von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, das Dienstversprechen ab. Dabei gelobte Pater Gasto, sich zu bemühen, alle drei Gemeinden gleichwertig sowie deren Einrichtungen und Vermögen ordnungsgemäß zu behandeln. Seinen Dienstsitz wird er in Rutesheim haben. Wolfgang Herdeg überreichte ihm symbolisch die Kirchenschlüssel für die Gemeinden.

Pater Gasto sprach in seiner Predigt von Simon, den Jesus aufgefordert hatte, als Menschenfischer mit ihm zu gehen. Und er kam auf seine eigene Geschichte zu sprechen. Es seien anfangs einzelne Spiritaner gewesen, die ihn fasziniert hätten. Vielleicht sei es Simon mit Jesus auch so gegangen. Doch was bedeute das heute, in einer Zeit, in der die Leute der Kirche davonlaufen, fragte er. „Meine Vision, meine Perspektive ist es, immer wieder zu Gott aufzubrechen“, bekannte er. In CleBoRa habe er schon viele Menschenfischer kennengelernt. „Zusammen mit den Kirchengemeinderäten und dem Pastoralteam bin ich verantwortlich dafür, dass wir Jesus nachfolgen“, sagte der Geistliche, der aus Tansania stammt.

Den Spiritaner-Orden vertrat dessen Regionaloberer in Deutschland, Pater Innocent Izunwanne. „Bisher hast du junge Leute auf neue Wege geschickt“, sagte er zu Pater Gasto. „Jetzt gehst du selber neue Wege.“ Es sei jetzt die Aufgabe als Pfarrer, die Gemeinde zusammen mit vielen anderen zu einer dauerhaft blühenden Gemeinschaft zu machen.

„Offen und lebendig“

Die Gemeindereferentin Claudia Vogelmann unterstrich dies. „Wir wollen uns dafür einsetzen, dass unsere Gemeinden offene und lebendige Glaubensgemeinschaften bleiben“, sagte sie. Auch Martin Killinger, der Erste Beigeordnete von Rutesheim, begrüßte den neuen Pfarrer und hieß Pater Gasto „in der kommunalen Familie und Gemeinschaft“ willkommen.

Als Seelsorger Gasto Peter Lyimo betonte am Schluss, dass er die Ehrenamtlichen unterstützen und begleiten wolle. Auch seien die Begegnungen mit Jugendlichen immer wertvoll und wichtig. Das gleiche gelte für die Ökumene. „Einheit in Verschiedenheit leben ist mein Wunsch“.

Zuvor hatte der Flachter Pfarrer Harald Rockel die Grüße der evangelischen Kirchengemeinden überbracht. Besonders herzlich dankte Pater Gasto dem Renninger Pfarrer Pitzal. „Mit der Krippe hast du schon dein Erbe erschaffen“, sagte er an die Adresse des 84-Jährigen. „Ich danke dir ganz persönlich für deine Wertschätzung mir gegenüber und für deine Erfahrungen, die du mit mir geteilt hast“.

Der Spiritaner-Orden

Die „‚Missionsgesellschaft vom Heiligen Geist – Spiritaner“ ist eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft mit rund 3500 Mitgliedern weltweit, die in 60 Ländern tätig sind. Seit 1895 ist das Mutterhaus in Knechtsteden die älteste Niederlassung der deutschen Spiritaner. Dort lebt eine Gemeinschaft von Spiritanern, ebenso wie in Broichweiden, Rostock, Speyer und Weissach.

Das Programm „Mitarbeiter auf Zeit“, das gegenwärtig noch von Pater Gasto Lyimo geleitet wird, bietet jungen Menschen die Gelegenheit für einen missionarischen Einsatz in Übersee.

Zusätzliche Auskunft zur Ordensgemeinschaft der Spiritaner gibt es auch unter spiritaner.de.