Hoch steigen die Funken in den sternenklaren Himmel auf, das Feuer prasselt und ist schon von Weitem zu sehen. Bereits zum vierten Mal drücken die Perouser auf diese Weise ihre Freude darüber aus, dass ihre Glaubensbrüder und -schwestern im italienischen Piemont am 17. Februar 1848 von König Karl Albert die vollen Bürgerrechte, das Gnadenpatent, erhalten haben.

Rutesheim - Hoch steigen die Funken in den sternenklaren Himmel auf, das Feuer prasselt und ist schon von Weitem zu sehen. Sie haben mit der Anhöhe beim Sportheim des SV Perouse einen guten Platz gewählt, die Nachfahren der Waldenser und ihre Mitbürger in Perouse. Bereits zum vierten Mal drücken sie auf diese Weise ihre Freude darüber aus, dass ihre Glaubensbrüder und -schwestern im italienischen Piemont am 17. Februar 1848 von König Karl Albert die vollen Bürgerrechte, das Gnadenpatent, erhalten haben.

 

Zu jener Zeit waren die Menschen in den Waldensersiedlungen in Württemberg bereits Mitglieder der evangelischen Kirche. Und sie hatten – wie Perouse – schon ein eigenes Gotteshaus. In dieser Waldenserkirche kamen jetzt vor dem Fackelzug zum Freudenfeuer mehr als 200 Menschen zusammen.

Der Vikar Frank Dettinger sprach in der Andacht über die Bedeutung der Minderheiten in einer Gesellschaft. Häufig würden deren Interessen und Meinungen übergangen. Das beginne manchmal schon in der Familie und reiche bis zur Unterdrückung von politisch und religiös Andersdenkenden. „Für uns alle ist es eine bleibende Aufgabe, für die Rechte von Minderheiten einzutreten. Das gilt auch für uns Christen“, sagte der Vikar.

„Und wir sollten uns daran erinnern, mit welcher Standhaftigkeit die Waldenser ihre Freiheit erkämpft haben“, fuhr der Vikar fort. So soll das Freudenfeuer kein folkloristisches Schauspiel sein, sondern ein Zeichen der Hoffnung. Der Gesangverein Liederlust Perouse stimmte passend dazu das Waldenserlied mit dem Refrain „Licht leuchtet in der Finsternis“ an.

Schließlich machten sich Jung und Alt mit Fackeln, die von der Stadt Rutesheim gestiftet wurden, auf den Weg zum Sportheim, wo die Mitglieder der Liederlust einen großen Holzstoß entzündeten. Mit Glühwein, Punsch und Grillwurst ließen die Perouser und die Besucher aus den umliegenden Orten den Abend dort besinnlich ausklingen.

Die Tradition des Freudenfeuers ist in Perouse erst vier Jahre alt. Die Idee haben sie sich bei den zwei Mal jährlich stattfindenden Waldensertreffen von den Gemeinden Nordhausen und Neuhengstett abgeschaut, erzählt Henry Schort, der Vorsitzende des Gesangvereins.

Enge Verbindungen zwischen den Perousern und Perosa Argentina, wie der ursprüngliche Heimatort im Piemont heißt, bestehen heute wieder. „Wir waren vergangenen Herbst erst in den Waldensertälern“, berichtet der evangelische Pfarrer Michael Widmann. Die Waldenserdiakonie will den Jugendlichen dort helfen. Die Region ist wirtschaftlich schwach – ein Drittel der Jugendlichen sei arbeitslos, weiß der Perouser Pfarrer.

An die wechselhafte Geschichte der jahrhundertelang verfolgten Glaubensgemeinschaft will auch ein Theaterstück bei den Heimsheimer Schlossfestspielen in diesem Sommer erinnern. An vier Abenden soll dort „Die Stadt, der Graf, die Waldenser“ aufgeführt werden.