Der Alltag einer Bürgermeisterin hat Susanne Widmaier an ihrem ersten Tag schon eingeholt. Vieles kennt sie aus ihrer Tätigkeit als Beigeordnete in Weil der Stadt, doch vieles ist auch neu.

Rutesheim - Susanne Widmaier ist am Dienstag ihr Amt als neue Bürgermeisterin von Rutesheim mit dem Entschluss angetreten, Martin Luther zu widerlegen. Dieser hatte seinerzeit gesagt: „Wenn ein Bürgermeister seine Pflicht tut, werden keine vier dasein, die ihn mögen.“ Widmaiers Motto lautet anders. „Ich will, dass in den nächsten acht Jahren so viele wie möglich zufrieden aus meinem Büro rausgehen“, sagt sie. Aber sie weiß auch: „Alle werden es leider wahrscheinlich nicht sein.“

 

Das Büro im ersten Stock des Rutesheimer Rathauses ist seit gestern etwas grüner. Auf dem Schreibtisch der Bürgermeisterin blüht eine Orchidee, die ihr die Rathausmitarbeiter als Willkommensgruß geschenkt haben. Neben der Tür steht ein Ficus, den der Stadtrat Reinhard Boehm für die CDU vorbeigebracht hat, die Fraktion, die Susanne Widmaier im Wahlkampf besonders unterstützt hat.

Gefühle wie am ersten Schultag

Um 8.30 Uhr hat Susanne Widmaier die Rathausmitarbeiter in den großen Sitzungssaal zur Begrüßungsrunde eingeladen und sich bei allen bedankt, die sie unterstützt und ihr den Vertrauensvorschuss für das Amt gegeben haben. Gleichzeitig hat sie allen offene Türen angeboten und um Unterstützung für eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit gebeten.

Mit welchem Gefühl sie an diesem ersten Tag als Bürgermeisterin erwacht ist? „Es war irgendwie wie an einem ersten Schultag. Eine Mischung aus angenehmer Spannung und aus Freude, auf das, was kommt – auf die neuen Aufgaben, die interessanten Themen, die guten Gespräche“, gibt sie einen Einblick in ihren Gemütszustand. „Die erste große Herausforderung an meinen neuen Arbeitsplatz habe ich auch geschafft – das Auto in der engen Rathaustiefgarage zu parken ohne anzuecken“, erklärt Widmaier, die, wie berichtet, wegen eines Einspruchs derzeit nur Amtsverweserin ist.

Die Realität hat die 52-Jährige schnell eingeholt. Um 10 Uhr ist die Amtsleiterrunde angesagt. Die findet üblicherweise montags statt, doch wegen des Feiertages wurde sie verschoben. Es geht um die Tagesordnung für die Sitzung des Gemeinderates im April, auch Personalentscheidungen sind zu treffen. Fünf Unterschriftsmappen liegen bereits vor – Glückwünsche an Geburtstagsjubilare bis hin zu Sitzungsunterlagen müssen unterzeichnet werden. Vieles kennt die neue Bürgermeisterin von ihrer Tätigkeit als Beigeordnete in Weil der Stadt, manches ist neu. „Doch da habe ich mit Martin Killinger, dem Ersten Beigeordneten, einen Routinier an der Seite, der den Einstieg leichter macht“, sagt Susanne Widmaier. „Am Anfang geht es auch darum, die Menschen kennen zu lernen, obwohl ich viele schon seit Jahrzehnten kenne, wie sich bei der Einweihung der sanierten Johanneskirche gezeigt hat, wo ich eine Schulkameradin aus dem Leonberger JKG getroffen habe“, erzählt die Bürgermeisterin.

Sie möchte in den Kreistag gewählt werden

14 Uhr: Revierförster Ulrich Neumann hat sich zu einer Besprechung angekündigt. Im Rutesheimer Wald kennt sich Widmaier gut aus – aber aus einem ganz anderem Grund. Fast 20 Jahre lang standen die Islandponys der begeisterten Reiterin bei Rolf Ludwig am Flachter Tor unter und von hier hat sie lange Ritte durch die Landschaft und den Wald unternommen.

Was steht in den kommenden Wochen auf dem Programm? „Ende des Monats wird in Perosa Argentina der Partnerschaftsvertrag gegengezeichnet, das Arbeitsprogramm des Gemeinderats muss aufgestellt werden und mit dem Gemeinderat heißt es über die im Wahlkampf angesprochenen Themen Verkehrsbelastung und Stadtentwicklung zu reden“, zählt Susanne Widmaier auf. Gleichzeitig lobt sie ihren Vorgänger Dieter Hofmann, weil er mit dem Weltkonzern den Deal für das Bosch-Areal gut eingefädelt habe.

Was wünscht sich die Bürgermeisterin für die Zukunft? „Dass man mit mir und nicht über mich spricht, dass ich in der gut aufgestellten Stadt weiterhin mit einem so motivierten Rathaus-Team zusammenarbeiten kann.“ Und, dass sie 2019 in den Kreistag gewählt wird. „Denn es ist gut für eine Stadt, wenn der Bürgermeister ihre Interessen im Kreistag vertreten kann.“