Die Cowboys und Indianer sind los – im Zeltlager der katholischen Kirche Rutesheim. Eine Woche lang haben die Kinder und Jugendlichen auf der Flachter Friedenshöhe Spaß. Da dürfen auch richtige Pferde nicht fehlen.

Rutesheim/Weissach - Nymor ist völlig entspannt. Das Gras zu seinen Füßen interessiert ihn viel mehr als die Handvoll aufgeregter Kinder, die um ihn herumspringen und ihn streicheln wollen. Kein Wunder, Nymor ist ein Voltigierpferd. Seine Besitzerin Meike Schneider ist an diesem Morgen vom Gebersheimer Sonnenhof auf die Friedenshöhe geritten, denn schließlich gehört zu einem Wild-West-Camp auch ein Pferd. Als Erste darf die Allerjüngste eine Runde reiten. Mailin Lais Augen strahlen vor Glück. Von Montag bis Freitag ist hier für 13 Kinder der Wilde Westen.

 

Indianer und Cowboys haben sich auf der Suche nach dem verlorenen Schatz zerstritten. Das Vertrackte dabei: Jeder Schatzkartenschnipsel, der im Lauf der fünf Tage erspielt wird, ist ein Teil der Karte. Und nur wenn alle Teile zusammengefügt werden, verrät sie, wo der Schatz liegt. Also heißt es Frieden schließen und zusammenarbeiten, damit am letzten Camp-Tag der Schatz gefunden werden kann.

In Wirklichkeit leben die acht- bis 13-jährigen Cowboys und Indianer ganz friedlich zusammen. „Am Anfang sind sie immer aufgedreht“, sagt Anna Herbinger , die das Camp leitet, „aber das legt sich ganz schnell. Bei so vielen Eindrücken den ganzen Tag im Freien werden die Kinder schnell ruhig.“

Das Zeltlager wird in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche Rutesheim und dem KJG, dem katholischen Jugendverbands, angeboten. Die Konfession der Kinder spielt keine Rolle. „Wer möchte, kann mit uns zusammen beten“, sagt Anna Herbinger. „Im Anschluss daran tauschen wir uns über den Tag aus. Die meisten Kinder machen das sehr gern.“

Das Camp findet nun im fünften Jahr statt, zum zweiten Mal auf dem CVJM-Gelände auf der Flachter Friedenshöhe. Heute scheint die Sonne, da werden Armbänder geknüpft, Lassos geschwungen – was sich als ganz schön knifflig erweist – Hufeisen geworfen und Federschmuck gebastelt. Aber auch die reichlich nassen Tage Anfang der Woche wurden tapfer und ohne Murren durchgestanden – im Zelt. Darauf haben die Kinder nämlich bestanden. „Wir haben uns durch den Regen nicht die Laune vermiesen lassen“, sagt Anna Herbinger.

Schnitzeljagd und Nachtwanderung, was eben zu einem ordentlichen Zeltlager dazugehört, blieben trotzdem auf dem Programm. Ein Besuch im Pforzheimer Wildpark machte auch im Regen eine Menge Spaß. Abends wurde dafür im trockenen CVJM-Heim ein Film geschaut: „Der Schuh des Manitu“ – was sonst?

Einige der Teilnehmer sind ganz neu, andere schon zum zweiten oder dritten Mal hier. Der 13-jährige Tim Striegel ist von Anfang an dabei, dieses Jahr zum ersten Mal als Leiter. Er kann sich an jedes Motto der letzten fünf Jahre erinnern. Auch Lena Heiß ist mit ihren 14 Jahren zum ersten Mal in der Leitergruppe, nachdem sie die Jahre zuvor Teilnehmerin war. „Jetzt sieht man mal, wieviel Arbeit dahintersteckt“, sagt sie. „Aber es macht Spaß.“

Unterstützt werden die jugendlichen Leiter von der Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, Claudia Benke, die jeden Tag mit Verstärkung vorbeikommt und kocht. Einige der Leiter sind übers ganze Jahr hinweg in der Kinder- und Jugendarbeit der katholischen Kirche aktiv.

Pfarrer Denis Warren Kibalama aus Uganda, der momentane Vertretungspfarrer in Rutesheim, hat dem Wild-West-Camp auch schon einen Besuch abgestattet. Er hat den Kindern spannende Dinge aus seiner Heimat erzählt. Zum Beispiel, dass es in Uganda auch Feriencamps gibt. Nur dass dort abends nicht zwanzig Kinder ums Lagerfeuer sitzen, sondern zweihundert.

„Das Gelände hier ist natürlich ideal, viel Platz im Freien, die Grillstelle, das Haus, das mit Küche, Toilette, Duschen und Gemeinschaftsraum ausgestattet ist – perfekt für ein Ferienlager“, findet Anna Herbinger.

Nymor dreht seine Runden. Jetzt sitzt der neunjährige Elko Glaser im Sattel. „Ganz schön hoch“, meint er beeindruckt. Im Wilden Westen kann man aufregende Erfahrungen machen – ob hoch zu Ross oder am Lagerfeuer, ob bei Sonne oder bei Regen, ob als Cowboy oder Indianer.