Noch bis Mittwoch können Einwände gegen S 21 auf den Fildern vorgebracht werden. Starker Protest kommt aus Musberg, Oberaichen und Unteraichen. Zwei Themen bewegen die Menschen dort besonders.

Lokalsport: Patrick Steinle (pst)

Filder - Das Erdlager, das die Deutsche Bahn auf einem Feld zwischen Oberaichen und Musberg aufschütten will, erzürnt die Menschen in besonderem Maße. Der Protest war schon in den vergangenen Jahren groß, als die Anwohner erfahren haben, dass ein gewaltiger Dreckhaufen auf einer Kuppe zwischen den beiden Orten entstehen soll. Dort sollen nämlich insgesamt 50 000 Kubikmeter an Erdaushub zwischengelagert werden, die im Zuge der S-21-Arbeiten an der Rohrer Kurve anfallen. Und die Bürger befürchten, dass sich bei Starkregen dann hangabwärts eine Schlammlawine durch den Ort schiebt.

 

Deshalb hat die Bürgergemeinschaft Oberaichen zum Widerstand aufgerufen und sich in dieser Sache mit Bürgern aus Unteraichen zusammengetan. Die sind nämlich mit dem Lärmschutz entlang des S-21-Abschnitts auf den Fildern unzufrieden. Besonders fuchst sie, dass die Bahn eine vier Meter hohe Lärmschutzwand vorsieht, die Unteraichen de facto in zwei Teile schneiden würde. Außerdem kritisieren sie, dass diese Wand zwar den Lärm der Züge von den Häusern im Gebiet Rohrer/Manosquer Straße fernhalte, den Krach von der nahen Autobahn aber nach Unteraichen quasi hinein reflektiere.

Jeder Zweite hat den Brief unterschrieben zurückgeschickt

Also taten sich die beiden Gruppen zusammen, um Unterschriften zu sammeln. Und es fanden sich tatsächlich 2000 Menschen, die mit ihrer Signatur die Einwände unterstützen. Die Unterschriften haben die Aktiven am gestrigen Dienstag im zuständigen Regierungspräsidium in Vaihingen überreicht.

„Jeder zweite Bürger, dem wir einen Brief gesendet haben, hat diesen unterschrieben zurückgeschickt“, sagte Kurt Alber. Der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft Oberaichen berichtet auch von großer, persönlicher Resonanz und Kampfbereitschaft.

Im Gespräch mit Fabian Mohr und Michael Janouschek vom Regierungspräsidium brachten die Bürger noch einmal ihr Unverständnis vor. „Wir befürchten, dass bei Starkregen Probleme mit Hochwasser und Erdrutschen entstehen“, sagte der Unteraicher Bürger Ulrich Löchner. „Es müssen Alternativen her.“ Die Landwirte Frank und Daniel Stäbler blicken ebenfalls kritisch auf das Vorhaben. „Was passiert mit den Feldflächen?“, fragte Frank Stäbler. „Und wie lange soll das Ganze dauern?“

Viele Fragen, doch Antworten gab es bei diesem Termin nicht. Die Anhörungsstelle des Regierungspräsidiums ist lediglich eine Verbindungsstelle zwischen Bürgern und der Deutschen Bahn. Mohr und Janouschek fassen nun die Beschwerden zusammen und teilen das Ergebnis dem Eisenbahnbundesamt mit.

Filderstadt und L.-E. kritisieren die S-Bahn-Sperrung

„Ob das Bodenlager dort entsteht, können wir nicht sagen, dafür sind wir eben nicht zuständig“, erklärte Mohr. Der nächste Schritt für die Öffentlichkeit wird ein Erörterungstermin sein, bei dem alle mit den Verantwortlichen diskutieren können, die betroffen sind oder fristgerecht Einwendungen abgegeben haben. Diese Frist verstreicht am heutigen Mittwoch. „Das Thema Stuttgart 21 ist hochumstritten, deshalb gibt es allgemein eine hohe Resonanz“, sagte Mohr.

Das Regierungspräsidium rechnet damit, dass weitere Unterschriftenlisten abgegeben werden. Wobei wohl kaum eine Sammelaktion so groß sein dürfte, wie die der Erdlager- und Lärmschutzwand-Gegner. Auch die betroffenen Kommunen haben in den Gemeinderäten Einwände formuliert. Filderstadt und Leinfelden-Echterdingen kritisieren beide die einjährige S-Bahn-Sperrung, wenn aufgrund der Arbeiten am Flughafen die Verbindung nach Bernhausen gekappt werden muss.