Punktuelle Maßnahmen für eine pünktlichere S-Bahn sind notwendig. Wirkliche Verbesserungen gibt es aber nur, wenn in die Infrastruktur investiert wird, meint Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Same procedure as every year“ – irgendwie passt die Pointe des Silvesterrituals von Miss Sophie zum jährlichen S-Bahn-Gipfel, bei dem die Regionalräte die Bahn-Chefs zum Rapport antanzen lassen, ihren Unmut äußern und mit vermeintlichen und tatsächlichen Verbesserungen vertröstet werden. Und die S-Bahn fährt weiter – meistens pünktlich, aber noch viel zu oft mit Verspätungen und Ausfällen.

 

Die S-Bahn-Gipfel, die nichts anderes sind als Sitzungen des regionalen Verkehrsaussschusses, begannen, als vor fünf Jahren das Desaster mit den automatischen Schiebetritten die neuen S-Bahnen ET 430 stoppte. Jetzt kommen die Züge technisch nachgerüstet mit funktionierenden Tritten in den Regelbetrieb. Jedoch sind die Haltezeiten länger als beim Vorgängermodell. Angesichts der Zeitprobleme ist das mehr als unbefriedigend – ein Eigentor.

Die moderne Signaltechnik ETCS auf der Stammstrecke ist dringend nötig

Die Auslöser für Verspätungen sind vielfältig: Sie reichen von menschlichem Fehlverhalten bis zu Defekten in der Technik. Der Grund, dass bei einer Störung das System S-Bahn in die Knie geht, sind aber die engen Kapazitäten auf der Stammstrecke und auf den Hauptschienenachsen, die im Mischverkehr befahren werden. Wer also deutliche Verbesserungen bei der Zuverlässigkeit will, muss bei der Infrastruktur ansetzen. Doch da passiert wenig bis gar nichts, weil auf S 21, das erst 2025 fertig werden soll, gewartet wird. Statt Jahr für Jahr zu lamentieren, sollten Land, Region und Bahn endlich die moderne Signaltechnik ETCS in der Stammstrecke einbauen und dort, wo möglich (beispielsweise Schuster- und Panoramabahn), schnellstmöglich Bypässe für den Innenstadttunnel schaffen. Gewiss: Das wird teuer und das dauert, aber man muss heute endlich damit beginnen. Das wurde beim S-Bahn-Gipfel zwar auch gefordert, die Umsetzung bleibt aber ungewiss.

„Same procedure as every year.“ Dieser Satz löst nur bei Miss Sophie Freude aus.