Obwohl vor knapp zehn Jahren zwei Tangentialstrecken in Betrieb gingen, leidet das Stuttgarter S-Bahn-Netz an seiner Ausrichtung auf die Stuttgarter Innenstadt. Eine Verbindung von den Fildern ins Neckartal könnte da Abhilfe schaffen – je schneller, umso besser, findet Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Schon fast ein Jahrzehnt ist es her, dass die vorerst letzte Ausbaustufe des S-Bahnnetzes in der Region Stuttgart gezündet wurde. Mit den Verbindungen Marbach-Backnang und Böblingen-Renningen wurden erstmals zwei Tangentialstrecken in Betrieb genommen. Sie ergänzten die zentral auf die Stuttgarter Innenstadt zulaufenden Verbindungen, für die es einen bis heute geltenden guten Grund gibt: Sie ziehen die meisten Fahrgäste an. Dennoch birgt der Geburtsfehler des S-Bahnsystems immer deutlicher werdende Nachteile. Der Engpass der unterirdischen Stammstrecke in Stuttgart mit seinen Auswirkungen auf alle Linien ist nur einer. Die langen Fahrzeiten für auf direktem Weg vergleichsweise kurze Entfernungen ist ein anderer. Hinzu kommt, dass viele Unternehmen die Innenstadt verlassen.

 

S-Bahnring um Stuttgart?

Deshalb träumt die Nahverkehrslobby von einem S-Bahn-Ring rund um Stuttgart, geradeso wie es die Autofahrerfraktion mit Nordostring und Filderauffahrt tut. Und wie beim Straßenbau gilt die Verbindung zwischen Neckartal und Filderebene als wichtigster Lückenschluss. Dafür werden beim Verband Region Stuttgart Pläne geschmiedet, die die Zeit überbrücken könnte, bis sehr viel teurere und weit in der Zukunft liegende reine S-Bahn-Lösungen realisiert sind. Diesen sinnvollen Weg, nämlich bestehende Gleise für neuen Verbindungen zu nutzen, sollte die Region auch an anderen Stellen gehen, um einen Kombiring aus Regionalzügen und S-Bahnen zu schaffen, der eine Alternative ist zur Fahrt durch Stuttgart: mit der Schusterbahn zwischen Esslingen und Ludwigsburg beispielsweise, mit der Gäubahn von Stuttgart-Vaihingen bis nach Stuttgart-Nord und später einmal weiter nach Ludwigsburg. Das ist allemal finanziell günstiger und schneller zu realisieren als teure Schienenneubaustrecken.

Freilich: Beileibe nicht alles, aber vieles, was auf alten Gleisen neu möglich werden kann, hängt davon ab, dass Stuttgart 21 fertig ist. Auf das meiste wird man also noch mindestens sieben Jahre warten müssen.