Der Busverkehr, der bis zum 12. September die S-Bahnen der gesperrten Stammstrecke zwischen Hauptbahnhof und Vaihingen ersetzt, kämpft am Samstag mit Startproblemen.

Stuttgart -

 

„Eigentlich bin ich doch nicht blöd!“, findet Max, der 30-jährige Ingenieur, während er abwechselnd auf sein Smartphone schaut und direkt am Bus Orientierung zu finden sucht. „Hier steht nirgends, dass das die Haltestelle für den Bus nach Vaihingen ist. Und ein Fahrplan hängt auch nirgends!“ Als Max sich vergewissert hat, dass er in den richtigen Bus einsteigt, muss man nicht einmal eine halbe Frage stellen, um von den Fahrgästen vorne fast wie im Chor das identische Klagelied zu hören. „Das ist chaotisch, hier sieht man nicht, wohin es geht!“

Wie zur Bestätigung, huscht noch schnell eine junge Frau herein: „Fahren Sie nach Herrenberg?“ „Nein“, sagt der Fahrer, „zur Universität. Dort können Sie umsteigen, glaube ich.“ Allein das scheint der Frau zu reichen: „Alles gut, hauptsächlich meine Richtung!“ Ihr zu sagen, dass sie auf dem Hauptbahnhof oben ihre Linie finden könnte, dafür geht alles viel zu schnell. Tür zu, und ab!

Dabei hatte sich die Bahn durchaus Mühe gemacht, denn wer mit seiner S-Bahn auf der Endstation Bahnhof landet, wird von den Bahnsteigen über ein leuchtend gelbes Band am Boden unfehlbar zur Bushaltestelle am Arnulf-Klett-Platz geleitet. An Bussen ist dort auch kein Mangel, an der Stirnseite wurde auch ein zusätzliches Halteschild platziert. Die schmale Stele allerdings, die ausweist, dass es hier Richtung Vaihingen geht, ist soweit Richtung Königstraße gerückt, dass sich die optische Anbindung an die Bushaltestelle im Nichts auflöst. Nicht einsehbar für Fahrgäste, die dem gelben Band folgen – und im Rücken befindlich für jene, die suchend vor den Bussen stehen. „Das alles müsste deutlich und auf den ersten Blick erkennbar sein!“, betont Max.

Hinzu kommt: Die Busse sind am Heck und an den Seiten deutlich mit einem durchgestrichen Schienenfahrzeug samt „Ersatz“-Vermerk versehen, zudem mit dem vertrauten grün-weißen S-Bahn-Symbol. Die Digitalanzeigen an den Seiten und über der Fahrerfront aber verkünden „9944 Betriebsfahrt“.

Nur ein innen, links unten an die Frontscheibe geklebtes Papier notiert die Linienverbindung.

An Buskapazität selbst herrschte kein Mangel

An der „Betriebsfahrt“-Leuchtschrift wäre an der Haltestelle bei der Universität auch Mohammed Achmad fast gescheitert. Dabei war der 25-jährige Syrien-Flüchtling, Student der Wirtschaftsinformatik im dritten Semester, per App problemlos von der gewohnten S-Bahnhaltestelle zur provisorischen Bushaltestelle gelangt. Dann aber war er „sehr verunsichert wegen dieser Busanzeige“. Er musste sich durchfragen. Wie ein Fahrgast, der an der Uni-Haltestelle wissen will: „Wie komme ich nach Österfeld?“ Der Busfahrer weiß es nicht. Dabei ist es ganz einfach: Er selbst fährt die Schienenersatzverkehrs-Linie SVE1, der SVE2-Bus hinter ihm führt nach Vaihingen, über Österfeld.

Karin Hoffmann immerhin ist wieder gut nach Hause gekommen. Sie braucht die S-Bahn-Verbindung nach Stuttgart beruflich. Nun hat sie sich die Zeit genommen, die Lage für sich und ihren Mann zu testen. Jetzt weiß sie, dass sie eine halbe Stunde mehr braucht pro Weg. Im Prinzip habe alles gut geklappt. Schlecht sei nur die ungenügend ausgewiesene Ersatz-Haltestelle für Stuttgart-Mitte: „Die muss man erst suchen.“

An Buskapazität selbst übrigens herrschte kein Mangel. Im Zehn-Minuten-Takt gehen die Busse am Arnulf-Klett-Platz ab, ebenso bei der Rückfahrt von der Uni. Selten waren die Busse zur Mittagszeit mit mehr als zehn Fahrgästen besetzt. Stress hatte allerdings der Mann vom „SEV Flex-Team“, denn am Hauptbahnhof standen zeitweise bis zu fünf Busse in Reih und Glied bereit, was den Mann ins Rennen und Schwitzen brachte: „Der Server fürs Leitsystem ist abgestürzt. Ich muss den Stau auflösen!“ Und weg war er mit einem bis auf ihn und den Fahrer leeren Bus!