In Filderstadt, das neben dem Flughafen und der Messe an meisten von der drohenden S-Bahnsperrung wegen Stuttgart-21-Arbeiten auf den Fildern betroffen ist, regt sich deutlicher Unmut.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Reaktionen haben nicht lange auf sich warten lassen: Am Tag nach Bekanntwerden einer drohenden S-Bahnsperrung für die Dauer von einem Jahr zwischen Echterdingen und dem Flughafen, um dort für Stuttgart 21 bauen zu können, kommen vor allem aus Filderstadt verärgerte Wortmeldungen. Die 45 000-Einwohnerstadt im Landkreis Esslingen wäre neben dem Flughafen und der Landesmesse am stärksten von der Unterbrechung betroffen. Auch in den im Stadtteil Bernhausen gelegenen Bahnhof würden keine Bahnen fahren. OB Christoph Traub (CDU) will schnellstens Informationen über die Überlegungen von den Planern bekommen. „Wir müssen da schnell ins Gespräch kommen“. Zudem stimmt er eine gemeinsame Haltung des Gemeinderats ab. Das Gremium tage zwar nicht mehr vor Weihnachten, „aber ich bin dazu mit den Fraktionsvorsitzenden in engem Austausch“.

 

Filderstadt ist bei den Planungen außen vor

Traub ärgert sich über die Art und Weise, wie er von den Plänen erfahren hat. „Mein Modelleisenbahnclub in Filderstadt hat da eine bessere Kommunikationsstrategie“. Das Vorgehen werde der Dimension des Projekts nicht gerecht. Man könne nicht auf der einen Seite stets die Bedeutung des Öffentlichen Nahverkehrs betonen und dann auf der anderen Seite so tiefgreifende Einschnitte vornehmen. Da der betreffende Planabschnitt von Stuttgart 21 nicht auf Filderstadter Gemarkung verlaufe, sei die Stadt auch nicht eng ins Genehmigungsverfahren eingebunden.

Matthias Gastel, bahnpolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion und 20 Jahre lang Mitglied des Filderstadter Gemeinderats, ist verärgert. „Einmal mehr zeigt sich wieder, dass Stuttgart 21 rein politisch motiviert war und wider jeglichen verkehrspolitischen Sachverstandes durchgedrückt wurde“, erklärt er. Gastel befürchtet Einschränkungen auch wenn das Projekt einmal fertiggestellt ist. „Natürlich wird es auch Probleme im Betrieb geben, wenn Fern- und Regionalzüge zusätzlich zu den S-Bahnen durch Leinfelden-Echterdingen rollen werden.“ L.-E. und Filderstadt müssten „massiv gegen die Betriebsunterbrechung intervenieren. Wenn sich diese Unterbrechung nicht vermeiden lässt, sollten dicht getaktete Schnellbusverbindungen nach Stuttgart eingefordert werden.“

Aufwendige Arbeiten am Flughafen

Am Flughafen wird die S-Bahnstation um ein Gleis erweitert, um mehr Kapazität für die Fern- und Regionalzüge Richtung Schweiz, Bodensee und Schwarzwald zu schaffen. Dieses dritte Gleis war nicht Bestandteil der ursprünglichen S-21-Planungen. Es wurde nach zähem Ringen der Projektpartner im März 2015 beschlossen. Der Bau ist nicht Bestandteil der Finanzierungsvereinbarung von Stuttgart 21 und wird gesondert finanziert. Die Erweiterung der S-Bahnstation sowie die Verknüpfung mit den bestehenden Strecken machen die S-Bahnunterbrechung notwendig. Am Mittwoch will die Bahn in einer Pressekonferenz über die geplanten Maßnahmen informieren.