Das Garnisonsschützenhaus harrt seiner Sanierung. Derweil wird der Ort von Kulturveranstaltern entdeckt. Im Sommer findet etwa der Literatursommer im Schuppen statt, der zum Gelände gehört. Doch selbst dieser riesige Holzverschlag muss erst mal auf Vordermann gebracht werden.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

S-Süd - Wer am vergangenen Wochenende am Garnisonsschützenhaus vorbeispaziert ist, mag gedacht haben, dass man in Stuttgart selbst im Wald vor Baustellen nicht sicher ist. Ein Gebäude ist umzäunt, sein Turm mit Folie umhüllt. Am Garnisonsschützenhaus beim Dornhaldenfriedhof wird aber nicht gebaut, sondern geflickschustert, um weiteren Verfall zu verhindern. Es liegt zwar bereits ein Gutachten vor, das sagt, was getan werden müsste, um das schmucke Gebäudeensemble zu erhalten und nutzbar zu machen.

 

Aber die Kosten für die Sanierung der städtischen Liegenschaft müssen noch ermittelt werden. Hernach sollen die Fachämter prüfen, die Gemeinderatsausschüsse entscheiden. Das wird sich voraussichtlich noch bis zur Sommerpause hinziehen.

Veranstaltungsreigen zum Literatursommer

Mehr Eile ist beim Schuppen geboten, denn er wird gebraucht. Die Holzverschläge mit ihren großen Scheunentoren sind nämlich eine der Locations beim diesjährigen Literatursommer, den die Baden-Württemberg Stiftung nun schon zum zehnten Mal im Ländle veranstaltet. Das Motto heuer lautet: „Hölderlin und Hegel – 250 Jahre Sprache und Vision“. Zum ersten Mai eröffnet eine Literatur-Ausstellung im Schuppen, bis dahin muss er rausgeputzt sein.

Federführend beim literarischen Veranstaltungsreigen im Schuppen sind das Heidehof-Gymnasium aus dem Stuttgarter Osten und der interkulturelle Verein Die Anstifter. Bis Ende Juli gibt es Lesungen von Hölderlin, Gehirnjogging mit Hölderlin, Gesang über Hölderlin, einen Schreibworkshop ohne Hölderlin und einen Spaziergang, bei dem sich Hölderlin wieder unterhaken darf. Am Programm wird gefeilt, am Gebäude gehobelt: An dem morschen Bauwerk ist noch viel zu richten bis zum Literatursommer.

Die Leute lieben den rustikalen Charme

Der Verein „Garnisonsschützenhaus – Raum für Stille“, der sich vor mittlerweile sechs Jahren des Gebäudeensembles angenommen hat, hat in der Vergangenheit bereits erfolgreich ein paar Ausstellungen in den Holzverschlägen bestritten und es dabei verstanden, den rustikalen Charme der Location auszunutzen. Immer wieder hatte der Verein währenddessen auch Schülergruppen zu Gast.

Doch der hölzerne Bau ist baufällig, seine Statik prekär, ein Betreten darum momentan untersagt. Die Gebäude aus Stein nebenan sind ebenfalls in schlechtem Zustand. Allerdings stehen diese unter Denkmalschutz, weshalb eine rasche Instandsetzung, die zeitnah wieder eine Nutzung ermöglichte, nicht möglich ist. Was der Spaziergänger heute von außen sieht, sind lediglich Sicherungsmaßnahmen, damit die Substanz nicht weiter angegriffen wird. So wurde der Uhrenturm in Folie gehüllt, damit keine Feuchtigkeit eindringt. Sanierungsmaßnahmen sind dies alles nicht.

Der Schuppen, der ebenfalls vom Ende des 19. Jahrhunderts stammt, ist nicht denkmalgeschützt. Die Stadt wird das Fundament ausbessern, ferner Dachrinnen und Dachpappe erneuern. Laut Vereinsvorstand Reinhard Schmidhäuser ist auch das hölzerne Tragwerk schadhaft. 140 000 Euro sind veranschlagt. Es ist noch viel zu tun, bis die Heidehof-Schüler, die Anstifter, Hölderlin und die Literaturtage Einzug halten können.